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Kitzingen
Trickbetrügerin geschnappt: Frau schützt vor Gericht die Hintermänner
In Kitzingen haben Trickbetrüger als falsche Polizisten versucht, eine Frau um 20 000 Euro zu erleichtern. Doch die stellte der Bande zusammen mit der Kripo eine Falle.
Eindringliche Warnung: Mit Kampagnen wie dieser warnt die Polizei vor Betrügern, die sich als Ordnungshüter ausgeben. Eine Frau stand deswegen nun in Kitzingen vor Gericht.
Foto: Martin Gerten, dpa | Eindringliche Warnung: Mit Kampagnen wie dieser warnt die Polizei vor Betrügern, die sich als Ordnungshüter ausgeben. Eine Frau stand deswegen nun in Kitzingen vor Gericht.
Sigfried Sebelka
Siegfried Sebelka
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:03 Uhr

Die Masche ist fies, aber bei Trickbetrügern beliebt. Falsche Polizisten versuchen, meist ältere Menschen massiv zu bedrängen und einzuschüchtern, um an Geld und Wertgegenstände zu kommen. In Kitzingen hat im Dezember 2020 eine Betrügerbande versucht, eine 67-Jährige um 20 000 Euro zu erleichtern. Es ist beim Versuch geblieben. Die Frau hat die richtige Polizei eingeschaltet und ihr Geld behalten. Zudem ist der Polizei eine 48-Jährige in die Falle gegangen. Die Frau hatte als Kurier das Geld abgeholt.

Jetzt stand sie wegen "gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs" vor Gericht. Die Frau schwieg. Damit blieben Hintermänner und Hintergründe im Dunkeln und viele Fragen offen. Dennoch war sich Richterin Patricia Finkenberger mit den Schöffen sicher: "Sie hatten das Geld in der Hand und sind damit Täterin." Verurteilt hat das Schöffengericht die Frau am Ende wegen Betrugs zu zwei Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe – ohne Bewährung.

Opfer massiv unter Druck gesetzt

Ausschlaggebend waren das fehlende Geständnis, die Höhe des möglichen Schadens und die Folgen für das Opfer. Die Frau hat nach Aussagen der Staatsanwältin ein "Martyrium" durchgemacht, sei "massiv und professionell unter Druck" gesetzt worden. Dafür hatte die Anklage drei Jahre gefordert. Für den Pflichtverteidiger war die "Beweislage zu dünn". Er verlangte einen Freispruch. Es wurden 27 Monate. Dass es am Ende doch nur beim Versuch blieb, spielte keine Rolle. Ob das Urteil rechtskräftig wird, ist noch offen.

Wie ein solcher Trickbetrug abläuft, schilderten der ermittelnde Polizeibeamte und das Opfer selbst. Danach wurde die Frau am Abend des 17. Dezember 2020 von einer angeblichen Polizistin angerufen. Die Botschaft: In der Nachbarschaft ist eingebrochen worden. Einige der Täter seien noch auf der Flucht. Ihre Wertgegenstände seien in ihrer Wohnung nicht sicher, und auch das Geld auf der Bank nicht. Wenig später kam eine zweite Polizistin am Telefon dazu und unterstützte die "Kollegin".

Die 110 erschien auf dem Handy

Es gab mehrere Anrufe auf dem Festnetz und dem Handy mit der dringenden Bitte um Mitarbeit und dem Hinweis, niemanden etwas zu erzählen. Als die Frau Bedenken hatte, wurde ein "Staatsanwalt" per Handy zugeschaltet, der weiter Druck machte. Als die Frau darauf bestand, mit der Notrufzentrale zu telefonieren, erschien auf ihrem Handy die 110. Ein Anruf führte sie in die angebliche Einsatzzentrale, besetzt wieder mit einem falschen Polizisten.

"Ich war schon fast panisch", beschrieb die Frau die Situation an dem Abend. Die Anrufe gingen am nächsten Morgen weiter. Weil sie ein "ungutes Gefühl" hatte, rief sie bei der Kitzinger Polizei direkt an. Die schaltete die Kollegen der Kripo Würzburg ein. Gemeinsam wurde das weitere Vorgehen abgespochen und vorbereitet. Die Frau ließ sich zum Schein auf die immer drängender werdenden Forderungen der Anruferinnen ein und sagte zu, 20000 Euro von der Sparkasse zu holen und am vereinbarten Ablageort zu hinterlegen.

"Das war wie im Krimi. Mit Pistolen im Anschlag waren die auf der Lauer gelegen."
Zeugin vor Gericht

Nach einigen weiteren Anrufen und Einschüchterungsversuchen lag das Kuvert wie vereinbart auf einer Treppe. Inzwischen hatten sich zwei Kripobeamte in der Wohnung und weitere in der Umgebung platziert: "Das war wie im Krimi. Mit Pistolen im Anschlag waren die auf der Lauer gelegen." Wenig später kam die Angeklagte. Kaum hatte sie das Kuvert in den Händen, schlugen die Beamten zu.

Die Frau landete auf der Anklagebank. Die behauptet sie zwar, nie am Tatort gewesen zu sein, wurde aber von mehreren Zeugen eindeutig idendifiziert. Damit war die Frau überführt.

Handynummern passten zu anderen Tatorten

Zudem wurde bei ihr ein Mobiltelefon gefunden. In dem waren vier Handynummern gespeichert, die zu anderen Tatorten in Unterfranken passten. Darunter einer in Aschaffenburg, wo eine Frau mit der gleichen Masche um 105 000 Euro betrogen wurde. Eine weiterer war Höchberg, wo die Bande versuchte, ausgerechnet die Mutter eines Polizisten um ihr mühsam angespartes Sterbegeld in Höhe von 10 000 Euro zu erleichtern. Wie in Kitzingen blieb es auch in Höchberg beim Versuch.

Auch wenn sie ihr Geld noch hat, die Geschichte hat dem Opfer viele Nerven gekostet. "Ich war psychisch fertig", sagte sie dem Gericht. Auch wenn es ihr heute wieder besser gehe, die Anrufe und die falschen Polizisten werde sie wohl nicht mehr vergessen. "Das möchte ich nicht noch einmal erleben", sagte sie am Ende, auch wenn sie für ihren Einsatz "einen ganz großen Blumenstrauß" von der Kitzinger Polizei bekommen hat.

 
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