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Kitzingen
Tausende Autofahrer angezeigt und die komplette Polizeiinspektion beleidigt: Dafür sitzt der Mann jetzt vor Gericht
Der 61-Jährige ist bekannt und einschlägig vorbestraft. Und: Er hat ein Problem mit der Polizei. Weil er in seiner Wut weit übers Ziel hinausschießt, sitzt er jetzt erneut vor Gericht.
Mit einem Streit ums Halten und Parken vor seinem Grundstück fing vor Jahren die Sache an. Längst hat sich der 61-Jährige in einen Kleinkrieg mit der Polizei hineingesteigert.
Foto: Marcus Brandt, dpa | Mit einem Streit ums Halten und Parken vor seinem Grundstück fing vor Jahren die Sache an. Längst hat sich der 61-Jährige in einen Kleinkrieg mit der Polizei hineingesteigert.
Sigfried Sebelka
Siegfried Sebelka
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:16 Uhr

Der Mann hat für Schlagzeilen gesorgt. Seit 20 Jahren führt er im Kitzinger Stadtteil Etwashausen einen privaten Kleinkrieg gegen Falschparker vor seinem Haus. Tausende Autofahrer hat er als angebliche Parksünder angezeigt. Sie sollen ihn behindert haben. Nicht immer ist es bei Anzeigen geblieben. Manchmal kamen Beleidigungen hinzu. Dafür wurde der 61-Jährige schon verurteilt. Zuletzt 2019 zu einer Bewährungsstrafe von 16 Monaten.

Dass er im September 2022 unter offener Bewährung stand, konnte den Mann nicht davon abhalten, einen Brief an das Bayerische Verwaltungsgericht zu schreiben. Er wollte sich beschweren, dass die Kitzinger Polizei nicht angemessen auf seine Anzeigen reagiere. Dabei griff er bei der Wortwahl völlig daneben. Und so saß der Mann – diesmal zusammen mit seiner Lebensgefährtin, die den Brief mit unterschrieben hatte – wieder einmal auf der Anklagebank. Der Vorwurf: gemeinschaftliche Beleidigung in 106 Fällen.

So viele Beamte hatte die Polizeiinspektion damals. "Der Dreck ist in der Polizeiinspektion Kitzingen", hatte der 61-Jährige geschrieben – und damit die gesamte Mannschaft beleidigt. Das Polizeipräsidium erstattete Anzeige.

"Das mit dem Dreck ist eine Beleidigung", sagte der Anwalt des 61-Jährigen, egal ob man es als 106 Einzelfälle oder eine "Kollektivbeleidigung" bewertet. Der Verteidiger hatte seinem zu Ausrastern neigenden Mandanten striktes Schweigen verordnet. Das Geständnis übernahm er. "Er hat den Brief geschrieben."

Wegen der "Untätigkeit" der Polizei sei sein Mandant auf 180 gewesen, habe sich beschweren wollen, "dann aber die falschen Worte gewählt". Der Mann habe seit Jahren "ein gewaltiges Problem mit der Polizei", sagte der Anwalt. An jenem Tag sei er wieder einmal explodiert. Das Ergebnis war der Brief. Dass die Lebensgefährtin das Schreiben unterzeichnet hatte, brachte sie mit auf die Anklagebank.

Die Richterin spricht eine letzte eindringliche Mahnung aus

Dass der 61-Jährige – auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel – vor Gericht weitgehend schwieg, hat ihm letztlich nicht geschadet. Trotz einschlägiger Vorstrafe und offener Bewährung kam er mit einer Geldstrafe davon. 4800 Euro (120 Tagessätze zu 40 Euro) muss er zahlen, 1800 Euro (60 Tagessätze zu 30 Euro) seine Lebensgefährtin.

Es hätte eine Haftstrafe werden können, sagte Richterin Ingrid Johann. Dass es keine wurde, sei dem Verteidiger des Angeklagten und dem Geständnis zu verdanken. Das Gericht machte dem 61-Jährigen klar: "Ein weiterer Verstoß wird Sie hinter Gitter bringen." Sie empfahl dringend, keine weitere Aktionen zu starten. "Lassen Sie es in Zukunft einfach sein, sonst schreiben Sie den nächsten Brief aus der JVA."

 
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