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Landkreis Kitzingen
Tag des Tees: Wie richtig guter Grüntee gelingt, das Immunsystem gestärkt und der Gaumen belohnt wird
Eine Apothekerin verwöhnt mit Tee ihre Hormone – und ein Sensoriker hat in Abtswind die weite Welt in der Nase und im Mund. Ein Blick auf das zweitbeliebteste Getränk der Welt.
Das zieht in aller Welt: Tee ist – nach Wasser – das zweitbeliebteste Getränk der Welt.
Foto: Jan Rickers, teeverband.de | Das zieht in aller Welt: Tee ist – nach Wasser – das zweitbeliebteste Getränk der Welt.
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 22.05.2023 02:26 Uhr

Opa hatte ja so recht: "Abwarten und Tee trinken." Wie viele Sorgen lösen sich quasi in Dampfschwaden auf, während der Tee zieht und der Mensch Zeit hat, einen Sachverhalt noch einmal gründlich zu überdenken? Millionen Sorgen – bestimmt! Teetrinken gehört schließlich für immer mehr Menschen zum Alltag, auch in Deutschland hat der Konsum einen historischen Höchstwert erreicht. Durchschnittlich trinkt jeder Franke pro Jahr 71,5 Liter des – nach Wasser – weltweit beliebtesten Getränks. Tee ist Heiltrunk, Pausenbringer, Genussmittel, kurz: Tee ist Lebenselexier.

Anja Fahrmeier weiß das genau. Bei der naturheilkundlich orientierten Apothekerin gibt es keinen Tag ohne Tee. "Ich brauche und liebe meine Teezeiten. Teezeit ist Auszeit." Vor allem die grünen Tees haben es ihr angetan, weil diese mit vielen positiven Inhaltsstoffen punkten, sagt die Bibergauerin und schwärmt von Catechinen und Antioxidantien, die das Immunsystem stärken und sogar Krebs vorbeugen können.

Beim grünen Tee gilt: Gerade bitter ist hier gesund

Allerdings versteht Fahrmeier jeden, der einen Filterbeutel-Grüntee probiert hat und ihn gar nicht mochte. „Hier macht’s wirklich die Qualität aus.“ Aktuell ist die Sorte Benifuuki sanbacha asamuishi ihre unangefochtene Nummer 1. "Beim Aufbrühen hole ich das Beste für mich raus." Der erste Aufguss erfolgt mit 60°C heißem Wasser, Ziehdauer: zwei Minuten. Für den zweiten Aufguss, meist am nächsten Tag, verwendet sie kochendes Wasser, Ziehdauer: "bis die Kanne leer ist". Mit längerer Ziehzeit extrahiert man mehr sekundäre Pflanzenstoffe, die für ungeübte Zungen bitterer schmecken. "Aber grad ’bitter’ ist hier gesund", betont die 51-Jährige.

Löffelspiele: Im Sensoriklabor von Kräuter-Mix werden Tee-Aufgüsse getestet.
Foto: Stefan Ernst | Löffelspiele: Im Sensoriklabor von Kräuter-Mix werden Tee-Aufgüsse getestet.

Neulingen im Grüntee-Metier empfiehlt sie den natürlich aromatisierten Vuzu benifuuki ichibancha. Und – ganz wichtig für Anja Fahrmeier: "Man muss auf Qualität achten, auf rückstandsfreie Tees ohne Pestizide, Schwermetalle und Schimmelpilze."

Die ganze Welt bei „Kräuter Mix“: Pressesprecher Michael Kämmerer, geschäftsführender Gesellschafter Bernhard Mix und Sensoriker Peter Wendel (von links) probieren sich durchs Tee-Sortiment. 
Foto: Diana Fuchs | Die ganze Welt bei „Kräuter Mix“: Pressesprecher Michael Kämmerer, geschäftsführender Gesellschafter Bernhard Mix und Sensoriker Peter Wendel (von links) probieren sich durchs Tee-Sortiment. 

Das ist ganz im Sinne von Peter Wendel. Dessen Berufsbezeichnung wäre in Robert Lembkes Rate-Show der Renner gewesen. Als "Master Blender" ist Wendel im Sensorik-Labor der Firma "Kräuter Mix" aus Abtswind  angestellt. Tagtäglich hat er die weite Welt auf der Zunge, am Gaumen und in der Nase. Keiner ist prädestinierter als er, sich zum Thema "Die ganze Welt in meiner Tasse" zu äußern, dem Motto, unter dem am 21. Mai der "Tag des Tees" gefeiert wird.

Sonnengelb bis Kornblumenblau: Im Kräuter-Mix-Labor geht es bunt zu

Ganz in Weiß ist das Sensorik-Labor gehalten. So kann sich der Mann im ebenfalls weißen Kittel auf die farbigen Flüssigkeiten konzentrieren, die in Porzellanschalen vor ihm stehen. Von Sonnen- über Honiggelb, Orange, Knall- und Bordeauxrot bis hin zu Kornblumenblau und Farngrün reicht die Farbpalette.

„Master Blender“ Peter Wendel bereitet die Tee-Aufgüsse vor. 
Foto: Diana Fuchs | „Master Blender“ Peter Wendel bereitet die Tee-Aufgüsse vor. 

Und erst der Duft! Der Laie ist nach wenigen Minuten von der Vielfalt überwältigt, Peter Wendel aber prüft jede Probe auf Herz und Nieren. Gibt es auch nirgends einen ungewollten Beigeschmack? Teezutaten aus 70 Ländern hat er vor sich, getrocknete und fermentierte. Wendel riecht und schmeckt Anis, Kurkuma, Kamille, Kümmel, Fenchel, Ingwer, Hibiskus, Vanille, Süßholzwurzel und Weidenrinde – "da ist Salicylsäure drin, das ist natürliches Aspirin" –, aber auch seltenere Zutaten wie Guarana, den alternativen Aufwecker aus Südamerika –"der macht Kaffee Konkurrenz".

Künstliche oder natürliche Aromen?

Seit 25 Jahren entscheiden Peter Wendels sensorische Fähigkeiten darüber, ob die Tee-Bestandteile aus aller Welt von Abtswind aus zu renommierten Teehändlern gelangen oder nicht. "Die Qualität muss passen – für hochwertige lose Tees, aber auch für Beutel-Mischungen." Der Fachmann selbst mag am liebsten naturbelassene Tees. Doch auch Aromatisierten kann er etwas abgewinnen. "Es ist ein Unterschied, ob natürliche oder künstliche Aromen zum Einsatz kommen. Letztere sind viel geballter. Auch der Laie schmeckt das."

50 Shades of Green – gesehen im Sensoriklabor von  “Kräuter Mix“ in Abtswind. 
Foto: Diana Fuchs | 50 Shades of Green – gesehen im Sensoriklabor von “Kräuter Mix“ in Abtswind. 

Tee als Handelsware schlägt Brücken zwischen dem Kreis Kitzingen und allen Kontinenten. Geht es nach dem "Deutschen Tee & Kräutertee Verband" werden wirtschaftliche Entwicklungen in den Ursprungsländern vorangetrieben. "Mehr Nachhaltigkeit, mehr Bio, mehr Teilhabe der Erzeuger: Die deutsche Tee-Branche will Standards setzen, die international Vorbildcharakter haben", sagt Vorstandsmitglied Annemarie Leniger.

Anja Fahrmeier ist Apothekerin und begeisterte Teetrinkerin.
Foto: Adrian Schuppert | Anja Fahrmeier ist Apothekerin und begeisterte Teetrinkerin.

Anja Fahrmeier sieht auch den philosophischen Aspekt. Sie zitiert den griechischen Arzt Hippokrates, der schon vor 2400 Jahren riet: "’Lasst Nahrung Eure Medizin sein und Medizin Eure Nahrung’ – in dem Fall Flüssignahrung." Sie selbst trinkt in der Früh ihren "Frauentee" aus je zur Hälfte Frauenmantel und Schafgarbe. "Meine Hormone wollen schließlich auch verwöhnt werden." Ein paar Stunden später brüht sich die Apothekerin einen Grüntee auf, nachmittags einen Darjeeling. "Das ist Familientradition."

Baldrian und Hopfen zum Einschlafen, Kamille gegen Magenweh

Bei Peter Wendel vergeht ebenfalls kaum ein Tag ohne Tee. Gegen den Durst trinkt er gerne einen Ingwer-Lemon-Aufguss und "nachmittags gönn’ ich mir meistens einen Schwarztee". Die Natur gebe so viel Gutes her, "man muss es nur richtig nutzen". Baldrian- und Hopfentee etwa helfen beim Einschlafen, Kamillen-Aufgüsse gegen Magenbeschwerden.

"Das Leben ist wie eine Tasse Tee: Es kommt auf die Zubereitung an", sagt Anja Fahrmeier augenzwinkernd. Fakt ist: Ungesüßter Tee hat kaum Kalorien und ist für eine zuckerarme Ernährung top. Und für die seelische Gesundheit gilt das großväterliche Motto: Mit einer guten Tasse Tee zieht so manche Sorge dahin.

Tag des Tees

Was ist Tee eigentlich?  Als Tee bezeichnet man den Aufguss aus getrockneten oder fermentierten Blättern, Blattknospen und zarten Stielen. 
Tag des Tees: In Deutschland wird der "Tag des Tees" am 21. Mai auf Initiative des "Deutschen Tee & Kräutertee Verbands" heuer unter dem Motto  "Die ganze Welt in meiner Tasse" gefeiert.
Quelle: ldk
 
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