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ABTSWIND
Kräuter Mix und das Geschäft mit Geschmack
Kräuter Mix und das Geschäft mit Geschmack       -  Schhlrrpp. Peter Wendel nimmt einen Löffel voll, zieht Luft ein und schluckt. Schlrrppp. Noch ein Löffel voll Flüssigkeit. Und noch einer. Schlllrrpp. Schlürfen muss sein. Schnell und gewandt gießt Wendel – im weißen Kittel, eine Reihe gefüllter Glastassen vor sich – die weißliche Flüssigkeit von einem Teelöffel in den anderen. Und probiert: Wie stark schmeckt der Knoblauch, den er da angesetzt hat? Wie intensiv ist das Pulver?  Knoblauch trinken: Der Chef im Sensorik-Labor von Kräuter-Mix muss da durch, auch wenn's „schon ein bisschen unangenehm“ ist. Trockengemüse, Küchenkräuter, Gewürze, Tees. Jedes der über 600 Produkte, die das Unternehmen aus Abtswind im Landkreis Kitzingen vertreibt, muss den sensorischen Test bestehen. Wenn ein Kunde wieder Knoblauch bestellen will – dann werden im kleinen Labor eben verschiedene Kaufmuster des pikanten Knollenpulvers mit heißem Wasser aufgegossen. Und, sagt Peter Wendel mit dem Humor des gelernten Sensorik-Fachmanns, dann weiß seine Familie abends, wenn er zuhause zur Tür herein kommt, was er gemacht hat. Seit fast 30 Jahren arbeitet Wendel bei Kräuter-Mix in Abtswind. Und hat miterlebt, wie das kleine Familienunternehmen von Jahr zu Jahr größer wurde und kontinuierlich wuchs. 1919 vom Großvater des heutigen Firmeninhabers Christoph Mix als kleiner landwirtschaftlicher Betrieb für Anbau und Handel mit Arzneipflanzen gegründet, wuchs Kräuter-Mix zum Global Player. 300 Mitarbeiter hat das Unternehmen heute, beliefert Lebenmittelunternehmen, Kräuter-, Tee-, und Arzneimittelfirmen und hat einen Exportanteil von über 50 Prozent. Und wenn Großvater Mix vor knapp 100 Jahren Pfefferminze und Baldrian noch auf den Feldern um Abtswind ernten ließ, so bezieht Kräuter-Mix heute die Gewürze und Gemüse, Kräuter und Früchte aus Anbau- und Sammelgebieten in 70 Ländern der Welt. Kamille aus Ägypten oder Kroatien, Pfefferminze aus den USA, Polen oder Serbien, Bockshornklee aus der Ukraine, Senfsaat aus Indien, Schnittlauch und Dill aus Deutschland, Hibiskus aus dem Sudan oder Nigeria. Mengenmäßig ist das Malvengewächs – weil es in so vielen roten Tees steckt – der ungeschlagene Spitzenreiter bei Kräuter Mix. 22 000 Tonnen natürliche Rohstoffe bezieht und verarbeitet der Mittelständler pro Jahr insgesamt. An den Produktionsstandorten Abtswind und im benachbarten Wiesentheid werden die Kräuter, Gewürze, Arzneipflanzen keimreduziert, geschnitten, gemahlen, gemischt, kurzum: veredelt. Rund um die Uhr, fünf Tage die Woche, im Drei-Schicht-Betrieb.  „Bei uns riecht und schmeckt es nach Heimat und großer weiter Welt“, sagt Peter Wendel und steckt die Nase in ein gerade nach Kundenwunsch gemischtes Currypulver. In seinem Labor läuft den ganzen Tag über der Wasserkocher. Brombeerblätter, Chili, Kümmel, Estragon – jedes Produkt wird aufgegossen, 30 Minuten stehen gelassen. Und dann kommen die Kollegen von Einkauf, Wareneingang und Vertrieb zum Sehen, Riechen, Schmecken. Dann wird gemeinsam schlürfend probiert.  Peter Wendel trinkt viel. um die ständigen Geschmackserlebnisse während seins Arbeitstags zu neutralisieren. Jetzt, im Winter, testet er viele Sommertees. Die Weihnachtstees hatten er und seine Assistentinnen in den heißen Monaten im Glas. Es sind die Tees, die die Kunden von Kräuter-Mix, die namhaften Tee- und Lebensmittelfirmen, dann verkaufen. Ganz bewusst tritt der Abtswinder Mittelständler nicht selbst mit großen Produktlinien in den Supermärkten auf: „Ich möchte nicht, dass wir ein Wettbewerber zu unseren Kunden sind“, war immer schon die Philosophie des Firmenchefs Christoph Mix. „Die Herausforderung ist, dass wir es mit Mutter Natur zu tun haben, sagt Sohn Bernhard Mix, für das strategische Produktmanagement zuständig. Nach trockenen Sommern wie 2015, gibt es manche pflanzlichen Rohstoffe nicht – oder sind nur schwer zu bekommen. Klima, Wetter, die politische Lage in den Anbauländern – für Bernhard Mix ist die Arbeit mit vielen Reisen verbunden. Als Grund für das kontinuierliche Wachstum seit 25 Jahren nennt der Urenkel des Firmengründers die Nachhaltigkeit: „Wir haben Gewinne immer reinvestiert und in neue Produkttechniken und Produktsicherheit gesteckt.“ Auch Bruder Steffen Mix ist in der Firma tätig – zuständig für den Einkauf und Spezialist für Gemüse. Im Frühjahr will Kräuter-Mix am Firmensitz noch einmal erweitern. „Ein sehr großes Projekt“, sagt Bernhard Mix. Und verrät nur: Beim Neubau für acht Millionen Euro geht es um Nachreinigungsanlagen. Erstmals in der Firmengeschichte wird Kräuter-Mix das Geschäftsjahr mit einem Umsatz von über 100 Millionen Euro abschließen. Produktionsleiter Axel vom Berg, auch seit fast 30 Jahren im Unternehmen, führt durch die Produktionshallen und die riesigen Lager. Hier riecht es nach Kardamom aus Guatemala, dort werden gerade getrocknete Champignons aus China gereinigt und für Fertigprodukte zerkleinert, da wird Beifuß für die Weihnachtsgans mit erhitztem Wasser gegen die Keime bedampft und dann gemahlen. Und in der Heilkräuteranlage entfernt eine Maschine das Grobgut aus den Brombeerblättern: Steinchen, Stängel, Stücke von Ästen.  In den riesigen Lagerhallen in Abtswind und Wiesentheid herrscht zwischen prallen Säcken voller Tee, Gewürz, Arzneipflanzen reger Staplerverkehr. Insgesamt 55 000 Quadratmeter Lagerfläche hat Kräuter-Mix – Platz für rund 80 000 Paletten. Sie sind, betont Axel vom Berg, nach „Geruchsart“ und Sortiment sorgsam getrennt. Im Sensoriklabor führt Peter Wendel derweil acht Zutaten für das Curry-Mischung zusammen. Fenchel aus der Türkei, Meersalz aus Italien, Kurkuma aus Indien . . .  Er weiß, wie die Mischung am Ende schmecken muss – mit und ohne Schlürfen.
Foto: Ivana Biscan | Schhlrrpp. Peter Wendel nimmt einen Löffel voll, zieht Luft ein und schluckt. Schlrrppp. Noch ein Löffel voll Flüssigkeit. Und noch einer. Schlllrrpp. Schlürfen muss sein.
Alice Natter
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:28 Uhr

Schhlrrpp. Peter Wendel nimmt einen Löffel voll, zieht Luft ein und schluckt. Schlrrppp. Noch ein Löffel voll Flüssigkeit. Und noch einer. Schlllrrpp. Schlürfen muss sein. Schnell und gewandt gießt Wendel – im weißen Kittel, eine Reihe gefüllter Glastassen vor sich – die weißliche Flüssigkeit von einem Teelöffel in den anderen. Und probiert: Wie stark schmeckt der Knoblauch, den er da angesetzt hat? Wie intensiv ist das Pulver?

Der Sensorik-Chef muss Knoblauch trinken

Knoblauch trinken: Der Chef im Sensorik-Labor von Kräuter-Mix muss da durch, auch wenn's „schon ein bisschen unangenehm“ ist. Trockengemüse, Küchenkräuter, Gewürze, Tees. Jedes der über 600 Produkte, die das Unternehmen aus Abtswind im Landkreis Kitzingen vertreibt, muss den sensorischen Test bestehen. Wenn ein Kunde wieder Knoblauch bestellen will – dann werden im kleinen Labor eben verschiedene Kaufmuster des pikanten Knollenpulvers mit heißem Wasser aufgegossen. Und, sagt Peter Wendel mit dem Humor des gelernten Sensorik-Fachmanns, dann weiß seine Familie abends, wenn er zuhause zur Tür herein kommt, was er gemacht hat.

Exportanteil: mehr als 50 Prozent

Seit fast 30 Jahren arbeitet Wendel bei Kräuter-Mix in Abtswind. Und hat miterlebt, wie das kleine Familienunternehmen von Jahr zu Jahr größer wurde und kontinuierlich wuchs. 1919 vom Großvater des heutigen Firmeninhabers Christoph Mix als kleiner landwirtschaftlicher Betrieb für Anbau und Handel mit Arzneipflanzen gegründet, wuchs Kräuter-Mix zum Global Player. 300 Mitarbeiter hat das Unternehmen heute, beliefert Lebenmittelunternehmen, Kräuter-, Tee-, und Arzneimittelfirmen und hat einen Exportanteil von über 50 Prozent. Und wenn Großvater Mix vor knapp 100 Jahren Pfefferminze und Baldrian noch auf den Feldern um Abtswind ernten ließ, so bezieht Kräuter-Mix heute die Gewürze und Gemüse, Kräuter und Früchte aus Anbau- und Sammelgebieten in 70 Ländern der Welt.

22 000 Tonnen natürliche Rohstoffe

Kamille aus Ägypten oder Kroatien, Pfefferminze aus den USA, Polen oder Serbien, Bockshornklee aus der Ukraine, Senfsaat aus Indien, Schnittlauch und Dill aus Deutschland, Hibiskus aus dem Sudan oder Nigeria. Mengenmäßig ist das Malvengewächs – weil es in so vielen roten Tees steckt – der ungeschlagene Spitzenreiter bei Kräuter Mix.

22 000 Tonnen natürliche Rohstoffe bezieht und verarbeitet der Mittelständler pro Jahr insgesamt. An den Produktionsstandorten Abtswind und im benachbarten Wiesentheid werden die Kräuter, Gewürze, Arzneipflanzen keimreduziert, geschnitten, gemahlen, gemischt, kurzum: veredelt. Rund um die Uhr, fünf Tage die Woche, im Drei-Schicht-Betrieb.

„Bei uns riecht und schmeckt es nach Heimat und großer weiter Welt“, sagt Peter Wendel und steckt die Nase in ein gerade nach Kundenwunsch gemischtes Currypulver. In seinem Labor läuft den ganzen Tag über der Wasserkocher. Brombeerblätter, Chili, Kümmel, Estragon – jedes Produkt wird aufgegossen, 30 Minuten stehen gelassen. Und dann kommen die Kollegen von Einkauf, Wareneingang und Vertrieb zum Sehen, Riechen, Schmecken. Dann wird gemeinsam schlürfend probiert.

Peter Wendel trinkt viel. um die ständigen Geschmackserlebnisse während seins Arbeitstags zu neutralisieren. Jetzt, im Winter, testet er viele Sommertees. Die Weihnachtstees hatten er und seine Assistentinnen in den heißen Monaten im Glas. Es sind die Tees, die die Kunden von Kräuter-Mix, die namhaften Tee- und Lebensmittelfirmen, dann verkaufen. Ganz bewusst tritt der Abtswinder Mittelständler nicht selbst mit großen Produktlinien in den Supermärkten auf: „Ich möchte nicht, dass wir ein Wettbewerber zu unseren Kunden sind“, war immer schon die Philosophie des Firmenchefs Christoph Mix.

Mutter Natur als Herausforderung

„Die Herausforderung ist, dass wir es mit Mutter Natur zu tun haben, sagt Sohn Bernhard Mix, für das strategische Produktmanagement zuständig. Nach trockenen Sommern wie 2015, gibt es manche pflanzlichen Rohstoffe nicht – oder sind nur schwer zu bekommen. Klima, Wetter, die politische Lage in den Anbauländern – für Bernhard Mix ist die Arbeit mit vielen Reisen verbunden.

Als Grund für das kontinuierliche Wachstum seit 25 Jahren nennt der Urenkel des Firmengründers die Nachhaltigkeit: „Wir haben Gewinne immer reinvestiert und in neue Produkttechniken und Produktsicherheit gesteckt.“ Auch Bruder Steffen Mix ist in der Firma tätig – zuständig für den Einkauf und Spezialist für Gemüse. Im Frühjahr will Kräuter-Mix am Firmensitz noch einmal erweitern. „Ein sehr großes Projekt“, sagt Bernhard Mix. Und verrät nur: Beim Neubau für acht Millionen Euro geht es um Nachreinigungsanlagen.

Rekordumsatz in diesem Jahr: 100 Millionen Euro

Erstmals in der Firmengeschichte wird Kräuter-Mix das Geschäftsjahr mit einem Umsatz von über 100 Millionen Euro abschließen. Produktionsleiter Axel vom Berg, auch seit fast 30 Jahren im Unternehmen, führt durch die Produktionshallen und die riesigen Lager. Hier riecht es nach Kardamom aus Guatemala, dort werden gerade getrocknete Champignons aus China gereinigt und für Fertigprodukte zerkleinert, da wird Beifuß für die Weihnachtsgans mit erhitztem Wasser gegen die Keime bedampft und dann gemahlen. Und in der Heilkräuteranlage entfernt eine Maschine das Grobgut aus den Brombeerblättern: Steinchen, Stängel, Stücke von Ästen.

In den riesigen Lagerhallen in Abtswind und Wiesentheid herrscht zwischen prallen Säcken voller Tee, Gewürz, Arzneipflanzen reger Staplerverkehr. Insgesamt 55 000 Quadratmeter Lagerfläche hat Kräuter-Mix – Platz für rund 80 000 Paletten. Sie sind, betont Axel vom Berg, nach „Geruchsart“ und Sortiment sorgsam getrennt. Im Sensoriklabor führt Peter Wendel derweil acht Zutaten für das Curry-Mischung zusammen. Fenchel aus der Türkei, Meersalz aus Italien, Kurkuma aus Indien . . . Er weiß, wie die Mischung am Ende schmecken muss – mit und ohne Schlürfen.

Kräuter Mix GmbH

Im Jahr 1919 in Abtswind (Lkr. Kitzingen) von Christoph Mix gegründet, begann der Betrieb mit der Sammlung, Produktion, Verarbeitung und Lieferung von pflanzlichen Rohstoffen für pharmazeutische Unternehmen. Geleitet wird Kräuter Mix heute in dritter Generation: Geschäftsführender Gesellschafter ist der Enkel des Gründers, Christoph Mix. Seine Söhne Bernhard und Steffen sind für strategisches Produktmanagement und Einkauf zuständig.

An den Standorten Wiesentheid und Abtswind hat Kräuter Mix rund 300 Mitarbeiter und machte im Jahr 2015 bei einer Exportquote von 51 Prozent einen Umsatz von 92,5 Millionen Euro. Im laufenden Geschäftsjahr wird die Marke von 100 Millionen übertroffen.

Mit seinem Sortiment aus Trockengemüse, Trockenpilzen, Küchenkräuter und Gewürzen, pflanzlichen Wirkstoffen sowie Arznei-, Kräuter- und Früchtetees beliefert Kräuter Mix Industrie und Handel der Branchen Lebensmittel, Tierfutter und Pharma, außerdem Fachhändler, den Naturkost-Einzelhandel oder Apotheken.

Kräuter Mix und das Geschäft mit Geschmack       -  Schhlrrpp. Peter Wendel nimmt einen Löffel voll, zieht Luft ein und schluckt. Schlrrppp. Noch ein Löffel voll Flüssigkeit. Und noch einer. Schlllrrpp. Schlürfen muss sein. Schnell und gewandt gießt Wendel – im weißen Kittel, eine Reihe gefüllter Glastassen vor sich – die weißliche Flüssigkeit von einem Teelöffel in den anderen. Und probiert: Wie stark schmeckt der Knoblauch, den er da angesetzt hat? Wie intensiv ist das Pulver?  Knoblauch trinken: Der Chef im Sensorik-Labor von Kräuter-Mix muss da durch, auch wenn's „schon ein bisschen unangenehm“ ist. Trockengemüse, Küchenkräuter, Gewürze, Tees. Jedes der über 600 Produkte, die das Unternehmen aus Abtswind im Landkreis Kitzingen vertreibt, muss den sensorischen Test bestehen. Wenn ein Kunde wieder Knoblauch bestellen will – dann werden im kleinen Labor eben verschiedene Kaufmuster des pikanten Knollenpulvers mit heißem Wasser aufgegossen. Und, sagt Peter Wendel mit dem Humor des gelernten Sensorik-Fachmanns, dann weiß seine Familie abends, wenn er zuhause zur Tür herein kommt, was er gemacht hat. Seit fast 30 Jahren arbeitet Wendel bei Kräuter-Mix in Abtswind. Und hat miterlebt, wie das kleine Familienunternehmen von Jahr zu Jahr größer wurde und kontinuierlich wuchs. 1919 vom Großvater des heutigen Firmeninhabers Christoph Mix als kleiner landwirtschaftlicher Betrieb für Anbau und Handel mit Arzneipflanzen gegründet, wuchs Kräuter-Mix zum Global Player. 300 Mitarbeiter hat das Unternehmen heute, beliefert Lebenmittelunternehmen, Kräuter-, Tee-, und Arzneimittelfirmen und hat einen Exportanteil von über 50 Prozent. Und wenn Großvater Mix vor knapp 100 Jahren Pfefferminze und Baldrian noch auf den Feldern um Abtswind ernten ließ, so bezieht Kräuter-Mix heute die Gewürze und Gemüse, Kräuter und Früchte aus Anbau- und Sammelgebieten in 70 Ländern der Welt. Kamille aus Ägypten oder Kroatien, Pfefferminze aus den USA, Polen oder Serbien, Bockshornklee aus der Ukraine, Senfsaat aus Indien, Schnittlauch und Dill aus Deutschland, Hibiskus aus dem Sudan oder Nigeria. Mengenmäßig ist das Malvengewächs – weil es in so vielen roten Tees steckt – der ungeschlagene Spitzenreiter bei Kräuter Mix. 22 000 Tonnen natürliche Rohstoffe bezieht und verarbeitet der Mittelständler pro Jahr insgesamt. An den Produktionsstandorten Abtswind und im benachbarten Wiesentheid werden die Kräuter, Gewürze, Arzneipflanzen keimreduziert, geschnitten, gemahlen, gemischt, kurzum: veredelt. Rund um die Uhr, fünf Tage die Woche, im Drei-Schicht-Betrieb.  „Bei uns riecht und schmeckt es nach Heimat und großer weiter Welt“, sagt Peter Wendel und steckt die Nase in ein gerade nach Kundenwunsch gemischtes Currypulver. In seinem Labor läuft den ganzen Tag über der Wasserkocher. Brombeerblätter, Chili, Kümmel, Estragon – jedes Produkt wird aufgegossen, 30 Minuten stehen gelassen. Und dann kommen die Kollegen von Einkauf, Wareneingang und Vertrieb zum Sehen, Riechen, Schmecken. Dann wird gemeinsam schlürfend probiert.  Peter Wendel trinkt viel. um die ständigen Geschmackserlebnisse während seins Arbeitstags zu neutralisieren. Jetzt, im Winter, testet er viele Sommertees. Die Weihnachtstees hatten er und seine Assistentinnen in den heißen Monaten im Glas. Es sind die Tees, die die Kunden von Kräuter-Mix, die namhaften Tee- und Lebensmittelfirmen, dann verkaufen. Ganz bewusst tritt der Abtswinder Mittelständler nicht selbst mit großen Produktlinien in den Supermärkten auf: „Ich möchte nicht, dass wir ein Wettbewerber zu unseren Kunden sind“, war immer schon die Philosophie des Firmenchefs Christoph Mix. „Die Herausforderung ist, dass wir es mit Mutter Natur zu tun haben, sagt Sohn Bernhard Mix, für das strategische Produktmanagement zuständig. Nach trockenen Sommern wie 2015, gibt es manche pflanzlichen Rohstoffe nicht – oder sind nur schwer zu bekommen. Klima, Wetter, die politische Lage in den Anbauländern – für Bernhard Mix ist die Arbeit mit vielen Reisen verbunden. Als Grund für das kontinuierliche Wachstum seit 25 Jahren nennt der Urenkel des Firmengründers die Nachhaltigkeit: „Wir haben Gewinne immer reinvestiert und in neue Produkttechniken und Produktsicherheit gesteckt.“ Auch Bruder Steffen Mix ist in der Firma tätig – zuständig für den Einkauf und Spezialist für Gemüse. Im Frühjahr will Kräuter-Mix am Firmensitz noch einmal erweitern. „Ein sehr großes Projekt“, sagt Bernhard Mix. Und verrät nur: Beim Neubau für acht Millionen Euro geht es um Nachreinigungsanlagen. Erstmals in der Firmengeschichte wird Kräuter-Mix das Geschäftsjahr mit einem Umsatz von über 100 Millionen Euro abschließen. Produktionsleiter Axel vom Berg, auch seit fast 30 Jahren im Unternehmen, führt durch die Produktionshallen und die riesigen Lager. Hier riecht es nach Kardamom aus Guatemala, dort werden gerade getrocknete Champignons aus China gereinigt und für Fertigprodukte zerkleinert, da wird Beifuß für die Weihnachtsgans mit erhitztem Wasser gegen die Keime bedampft und dann gemahlen. Und in der Heilkräuteranlage entfernt eine Maschine das Grobgut aus den Brombeerblättern: Steinchen, Stängel, Stücke von Ästen.  In den riesigen Lagerhallen in Abtswind und Wiesentheid herrscht zwischen prallen Säcken voller Tee, Gewürz, Arzneipflanzen reger Staplerverkehr. Insgesamt 55 000 Quadratmeter Lagerfläche hat Kräuter-Mix – Platz für rund 80 000 Paletten. Sie sind, betont Axel vom Berg, nach „Geruchsart“ und Sortiment sorgsam getrennt. Im Sensoriklabor führt Peter Wendel derweil acht Zutaten für das Curry-Mischung zusammen. Fenchel aus der Türkei, Meersalz aus Italien, Kurkuma aus Indien . . .  Er weiß, wie die Mischung am Ende schmecken muss – mit und ohne Schlürfen.
Foto: Ivana Biscan | Schhlrrpp. Peter Wendel nimmt einen Löffel voll, zieht Luft ein und schluckt. Schlrrppp. Noch ein Löffel voll Flüssigkeit. Und noch einer. Schlllrrpp. Schlürfen muss sein.
Kräuter Mix und das Geschäft mit Geschmack       -  Schhlrrpp. Peter Wendel nimmt einen Löffel voll, zieht Luft ein und schluckt. Schlrrppp. Noch ein Löffel voll Flüssigkeit. Und noch einer. Schlllrrpp. Schlürfen muss sein. Schnell und gewandt gießt Wendel – im weißen Kittel, eine Reihe gefüllter Glastassen vor sich – die weißliche Flüssigkeit von einem Teelöffel in den anderen. Und probiert: Wie stark schmeckt der Knoblauch, den er da angesetzt hat? Wie intensiv ist das Pulver?  Knoblauch trinken: Der Chef im Sensorik-Labor von Kräuter-Mix muss da durch, auch wenn's „schon ein bisschen unangenehm“ ist. Trockengemüse, Küchenkräuter, Gewürze, Tees. Jedes der über 600 Produkte, die das Unternehmen aus Abtswind im Landkreis Kitzingen vertreibt, muss den sensorischen Test bestehen. Wenn ein Kunde wieder Knoblauch bestellen will – dann werden im kleinen Labor eben verschiedene Kaufmuster des pikanten Knollenpulvers mit heißem Wasser aufgegossen. Und, sagt Peter Wendel mit dem Humor des gelernten Sensorik-Fachmanns, dann weiß seine Familie abends, wenn er zuhause zur Tür herein kommt, was er gemacht hat. Seit fast 30 Jahren arbeitet Wendel bei Kräuter-Mix in Abtswind. Und hat miterlebt, wie das kleine Familienunternehmen von Jahr zu Jahr größer wurde und kontinuierlich wuchs. 1919 vom Großvater des heutigen Firmeninhabers Christoph Mix als kleiner landwirtschaftlicher Betrieb für Anbau und Handel mit Arzneipflanzen gegründet, wuchs Kräuter-Mix zum Global Player. 300 Mitarbeiter hat das Unternehmen heute, beliefert Lebenmittelunternehmen, Kräuter-, Tee-, und Arzneimittelfirmen und hat einen Exportanteil von über 50 Prozent. Und wenn Großvater Mix vor knapp 100 Jahren Pfefferminze und Baldrian noch auf den Feldern um Abtswind ernten ließ, so bezieht Kräuter-Mix heute die Gewürze und Gemüse, Kräuter und Früchte aus Anbau- und Sammelgebieten in 70 Ländern der Welt. Kamille aus Ägypten oder Kroatien, Pfefferminze aus den USA, Polen oder Serbien, Bockshornklee aus der Ukraine, Senfsaat aus Indien, Schnittlauch und Dill aus Deutschland, Hibiskus aus dem Sudan oder Nigeria. Mengenmäßig ist das Malvengewächs – weil es in so vielen roten Tees steckt – der ungeschlagene Spitzenreiter bei Kräuter Mix. 22 000 Tonnen natürliche Rohstoffe bezieht und verarbeitet der Mittelständler pro Jahr insgesamt. An den Produktionsstandorten Abtswind und im benachbarten Wiesentheid werden die Kräuter, Gewürze, Arzneipflanzen keimreduziert, geschnitten, gemahlen, gemischt, kurzum: veredelt. Rund um die Uhr, fünf Tage die Woche, im Drei-Schicht-Betrieb.  „Bei uns riecht und schmeckt es nach Heimat und großer weiter Welt“, sagt Peter Wendel und steckt die Nase in ein gerade nach Kundenwunsch gemischtes Currypulver. In seinem Labor läuft den ganzen Tag über der Wasserkocher. Brombeerblätter, Chili, Kümmel, Estragon – jedes Produkt wird aufgegossen, 30 Minuten stehen gelassen. Und dann kommen die Kollegen von Einkauf, Wareneingang und Vertrieb zum Sehen, Riechen, Schmecken. Dann wird gemeinsam schlürfend probiert.  Peter Wendel trinkt viel. um die ständigen Geschmackserlebnisse während seins Arbeitstags zu neutralisieren. Jetzt, im Winter, testet er viele Sommertees. Die Weihnachtstees hatten er und seine Assistentinnen in den heißen Monaten im Glas. Es sind die Tees, die die Kunden von Kräuter-Mix, die namhaften Tee- und Lebensmittelfirmen, dann verkaufen. Ganz bewusst tritt der Abtswinder Mittelständler nicht selbst mit großen Produktlinien in den Supermärkten auf: „Ich möchte nicht, dass wir ein Wettbewerber zu unseren Kunden sind“, war immer schon die Philosophie des Firmenchefs Christoph Mix. „Die Herausforderung ist, dass wir es mit Mutter Natur zu tun haben, sagt Sohn Bernhard Mix, für das strategische Produktmanagement zuständig. Nach trockenen Sommern wie 2015, gibt es manche pflanzlichen Rohstoffe nicht – oder sind nur schwer zu bekommen. Klima, Wetter, die politische Lage in den Anbauländern – für Bernhard Mix ist die Arbeit mit vielen Reisen verbunden. Als Grund für das kontinuierliche Wachstum seit 25 Jahren nennt der Urenkel des Firmengründers die Nachhaltigkeit: „Wir haben Gewinne immer reinvestiert und in neue Produkttechniken und Produktsicherheit gesteckt.“ Auch Bruder Steffen Mix ist in der Firma tätig – zuständig für den Einkauf und Spezialist für Gemüse. Im Frühjahr will Kräuter-Mix am Firmensitz noch einmal erweitern. „Ein sehr großes Projekt“, sagt Bernhard Mix. Und verrät nur: Beim Neubau für acht Millionen Euro geht es um Nachreinigungsanlagen. Erstmals in der Firmengeschichte wird Kräuter-Mix das Geschäftsjahr mit einem Umsatz von über 100 Millionen Euro abschließen. Produktionsleiter Axel vom Berg, auch seit fast 30 Jahren im Unternehmen, führt durch die Produktionshallen und die riesigen Lager. Hier riecht es nach Kardamom aus Guatemala, dort werden gerade getrocknete Champignons aus China gereinigt und für Fertigprodukte zerkleinert, da wird Beifuß für die Weihnachtsgans mit erhitztem Wasser gegen die Keime bedampft und dann gemahlen. Und in der Heilkräuteranlage entfernt eine Maschine das Grobgut aus den Brombeerblättern: Steinchen, Stängel, Stücke von Ästen.  In den riesigen Lagerhallen in Abtswind und Wiesentheid herrscht zwischen prallen Säcken voller Tee, Gewürz, Arzneipflanzen reger Staplerverkehr. Insgesamt 55 000 Quadratmeter Lagerfläche hat Kräuter-Mix – Platz für rund 80 000 Paletten. Sie sind, betont Axel vom Berg, nach „Geruchsart“ und Sortiment sorgsam getrennt. Im Sensoriklabor führt Peter Wendel derweil acht Zutaten für das Curry-Mischung zusammen. Fenchel aus der Türkei, Meersalz aus Italien, Kurkuma aus Indien . . .  Er weiß, wie die Mischung am Ende schmecken muss – mit und ohne Schlürfen.
Foto: Ivana Biscan | Schhlrrpp. Peter Wendel nimmt einen Löffel voll, zieht Luft ein und schluckt. Schlrrppp. Noch ein Löffel voll Flüssigkeit. Und noch einer. Schlllrrpp. Schlürfen muss sein.
Kräuter Mix und das Geschäft mit Geschmack       -  Schhlrrpp. Peter Wendel nimmt einen Löffel voll, zieht Luft ein und schluckt. Schlrrppp. Noch ein Löffel voll Flüssigkeit. Und noch einer. Schlllrrpp. Schlürfen muss sein. Schnell und gewandt gießt Wendel – im weißen Kittel, eine Reihe gefüllter Glastassen vor sich – die weißliche Flüssigkeit von einem Teelöffel in den anderen. Und probiert: Wie stark schmeckt der Knoblauch, den er da angesetzt hat? Wie intensiv ist das Pulver?  Knoblauch trinken: Der Chef im Sensorik-Labor von Kräuter-Mix muss da durch, auch wenn's „schon ein bisschen unangenehm“ ist. Trockengemüse, Küchenkräuter, Gewürze, Tees. Jedes der über 600 Produkte, die das Unternehmen aus Abtswind im Landkreis Kitzingen vertreibt, muss den sensorischen Test bestehen. Wenn ein Kunde wieder Knoblauch bestellen will – dann werden im kleinen Labor eben verschiedene Kaufmuster des pikanten Knollenpulvers mit heißem Wasser aufgegossen. Und, sagt Peter Wendel mit dem Humor des gelernten Sensorik-Fachmanns, dann weiß seine Familie abends, wenn er zuhause zur Tür herein kommt, was er gemacht hat. Seit fast 30 Jahren arbeitet Wendel bei Kräuter-Mix in Abtswind. Und hat miterlebt, wie das kleine Familienunternehmen von Jahr zu Jahr größer wurde und kontinuierlich wuchs. 1919 vom Großvater des heutigen Firmeninhabers Christoph Mix als kleiner landwirtschaftlicher Betrieb für Anbau und Handel mit Arzneipflanzen gegründet, wuchs Kräuter-Mix zum Global Player. 300 Mitarbeiter hat das Unternehmen heute, beliefert Lebenmittelunternehmen, Kräuter-, Tee-, und Arzneimittelfirmen und hat einen Exportanteil von über 50 Prozent. Und wenn Großvater Mix vor knapp 100 Jahren Pfefferminze und Baldrian noch auf den Feldern um Abtswind ernten ließ, so bezieht Kräuter-Mix heute die Gewürze und Gemüse, Kräuter und Früchte aus Anbau- und Sammelgebieten in 70 Ländern der Welt. Kamille aus Ägypten oder Kroatien, Pfefferminze aus den USA, Polen oder Serbien, Bockshornklee aus der Ukraine, Senfsaat aus Indien, Schnittlauch und Dill aus Deutschland, Hibiskus aus dem Sudan oder Nigeria. Mengenmäßig ist das Malvengewächs – weil es in so vielen roten Tees steckt – der ungeschlagene Spitzenreiter bei Kräuter Mix. 22 000 Tonnen natürliche Rohstoffe bezieht und verarbeitet der Mittelständler pro Jahr insgesamt. An den Produktionsstandorten Abtswind und im benachbarten Wiesentheid werden die Kräuter, Gewürze, Arzneipflanzen keimreduziert, geschnitten, gemahlen, gemischt, kurzum: veredelt. Rund um die Uhr, fünf Tage die Woche, im Drei-Schicht-Betrieb.  „Bei uns riecht und schmeckt es nach Heimat und großer weiter Welt“, sagt Peter Wendel und steckt die Nase in ein gerade nach Kundenwunsch gemischtes Currypulver. In seinem Labor läuft den ganzen Tag über der Wasserkocher. Brombeerblätter, Chili, Kümmel, Estragon – jedes Produkt wird aufgegossen, 30 Minuten stehen gelassen. Und dann kommen die Kollegen von Einkauf, Wareneingang und Vertrieb zum Sehen, Riechen, Schmecken. Dann wird gemeinsam schlürfend probiert.  Peter Wendel trinkt viel. um die ständigen Geschmackserlebnisse während seins Arbeitstags zu neutralisieren. Jetzt, im Winter, testet er viele Sommertees. Die Weihnachtstees hatten er und seine Assistentinnen in den heißen Monaten im Glas. Es sind die Tees, die die Kunden von Kräuter-Mix, die namhaften Tee- und Lebensmittelfirmen, dann verkaufen. Ganz bewusst tritt der Abtswinder Mittelständler nicht selbst mit großen Produktlinien in den Supermärkten auf: „Ich möchte nicht, dass wir ein Wettbewerber zu unseren Kunden sind“, war immer schon die Philosophie des Firmenchefs Christoph Mix. „Die Herausforderung ist, dass wir es mit Mutter Natur zu tun haben, sagt Sohn Bernhard Mix, für das strategische Produktmanagement zuständig. Nach trockenen Sommern wie 2015, gibt es manche pflanzlichen Rohstoffe nicht – oder sind nur schwer zu bekommen. Klima, Wetter, die politische Lage in den Anbauländern – für Bernhard Mix ist die Arbeit mit vielen Reisen verbunden. Als Grund für das kontinuierliche Wachstum seit 25 Jahren nennt der Urenkel des Firmengründers die Nachhaltigkeit: „Wir haben Gewinne immer reinvestiert und in neue Produkttechniken und Produktsicherheit gesteckt.“ Auch Bruder Steffen Mix ist in der Firma tätig – zuständig für den Einkauf und Spezialist für Gemüse. Im Frühjahr will Kräuter-Mix am Firmensitz noch einmal erweitern. „Ein sehr großes Projekt“, sagt Bernhard Mix. Und verrät nur: Beim Neubau für acht Millionen Euro geht es um Nachreinigungsanlagen. Erstmals in der Firmengeschichte wird Kräuter-Mix das Geschäftsjahr mit einem Umsatz von über 100 Millionen Euro abschließen. Produktionsleiter Axel vom Berg, auch seit fast 30 Jahren im Unternehmen, führt durch die Produktionshallen und die riesigen Lager. Hier riecht es nach Kardamom aus Guatemala, dort werden gerade getrocknete Champignons aus China gereinigt und für Fertigprodukte zerkleinert, da wird Beifuß für die Weihnachtsgans mit erhitztem Wasser gegen die Keime bedampft und dann gemahlen. Und in der Heilkräuteranlage entfernt eine Maschine das Grobgut aus den Brombeerblättern: Steinchen, Stängel, Stücke von Ästen.  In den riesigen Lagerhallen in Abtswind und Wiesentheid herrscht zwischen prallen Säcken voller Tee, Gewürz, Arzneipflanzen reger Staplerverkehr. Insgesamt 55 000 Quadratmeter Lagerfläche hat Kräuter-Mix – Platz für rund 80 000 Paletten. Sie sind, betont Axel vom Berg, nach „Geruchsart“ und Sortiment sorgsam getrennt. Im Sensoriklabor führt Peter Wendel derweil acht Zutaten für das Curry-Mischung zusammen. Fenchel aus der Türkei, Meersalz aus Italien, Kurkuma aus Indien . . .  Er weiß, wie die Mischung am Ende schmecken muss – mit und ohne Schlürfen.
Foto: Ivana Biscan | Schhlrrpp. Peter Wendel nimmt einen Löffel voll, zieht Luft ein und schluckt. Schlrrppp. Noch ein Löffel voll Flüssigkeit. Und noch einer. Schlllrrpp. Schlürfen muss sein.
Kräuter Mix und das Geschäft mit Geschmack       -  Schhlrrpp. Peter Wendel nimmt einen Löffel voll, zieht Luft ein und schluckt. Schlrrppp. Noch ein Löffel voll Flüssigkeit. Und noch einer. Schlllrrpp. Schlürfen muss sein. Schnell und gewandt gießt Wendel – im weißen Kittel, eine Reihe gefüllter Glastassen vor sich – die weißliche Flüssigkeit von einem Teelöffel in den anderen. Und probiert: Wie stark schmeckt der Knoblauch, den er da angesetzt hat? Wie intensiv ist das Pulver?  Knoblauch trinken: Der Chef im Sensorik-Labor von Kräuter-Mix muss da durch, auch wenn's „schon ein bisschen unangenehm“ ist. Trockengemüse, Küchenkräuter, Gewürze, Tees. Jedes der über 600 Produkte, die das Unternehmen aus Abtswind im Landkreis Kitzingen vertreibt, muss den sensorischen Test bestehen. Wenn ein Kunde wieder Knoblauch bestellen will – dann werden im kleinen Labor eben verschiedene Kaufmuster des pikanten Knollenpulvers mit heißem Wasser aufgegossen. Und, sagt Peter Wendel mit dem Humor des gelernten Sensorik-Fachmanns, dann weiß seine Familie abends, wenn er zuhause zur Tür herein kommt, was er gemacht hat. Seit fast 30 Jahren arbeitet Wendel bei Kräuter-Mix in Abtswind. Und hat miterlebt, wie das kleine Familienunternehmen von Jahr zu Jahr größer wurde und kontinuierlich wuchs. 1919 vom Großvater des heutigen Firmeninhabers Christoph Mix als kleiner landwirtschaftlicher Betrieb für Anbau und Handel mit Arzneipflanzen gegründet, wuchs Kräuter-Mix zum Global Player. 300 Mitarbeiter hat das Unternehmen heute, beliefert Lebenmittelunternehmen, Kräuter-, Tee-, und Arzneimittelfirmen und hat einen Exportanteil von über 50 Prozent. Und wenn Großvater Mix vor knapp 100 Jahren Pfefferminze und Baldrian noch auf den Feldern um Abtswind ernten ließ, so bezieht Kräuter-Mix heute die Gewürze und Gemüse, Kräuter und Früchte aus Anbau- und Sammelgebieten in 70 Ländern der Welt. Kamille aus Ägypten oder Kroatien, Pfefferminze aus den USA, Polen oder Serbien, Bockshornklee aus der Ukraine, Senfsaat aus Indien, Schnittlauch und Dill aus Deutschland, Hibiskus aus dem Sudan oder Nigeria. Mengenmäßig ist das Malvengewächs – weil es in so vielen roten Tees steckt – der ungeschlagene Spitzenreiter bei Kräuter Mix. 22 000 Tonnen natürliche Rohstoffe bezieht und verarbeitet der Mittelständler pro Jahr insgesamt. An den Produktionsstandorten Abtswind und im benachbarten Wiesentheid werden die Kräuter, Gewürze, Arzneipflanzen keimreduziert, geschnitten, gemahlen, gemischt, kurzum: veredelt. Rund um die Uhr, fünf Tage die Woche, im Drei-Schicht-Betrieb.  „Bei uns riecht und schmeckt es nach Heimat und großer weiter Welt“, sagt Peter Wendel und steckt die Nase in ein gerade nach Kundenwunsch gemischtes Currypulver. In seinem Labor läuft den ganzen Tag über der Wasserkocher. Brombeerblätter, Chili, Kümmel, Estragon – jedes Produkt wird aufgegossen, 30 Minuten stehen gelassen. Und dann kommen die Kollegen von Einkauf, Wareneingang und Vertrieb zum Sehen, Riechen, Schmecken. Dann wird gemeinsam schlürfend probiert.  Peter Wendel trinkt viel. um die ständigen Geschmackserlebnisse während seins Arbeitstags zu neutralisieren. Jetzt, im Winter, testet er viele Sommertees. Die Weihnachtstees hatten er und seine Assistentinnen in den heißen Monaten im Glas. Es sind die Tees, die die Kunden von Kräuter-Mix, die namhaften Tee- und Lebensmittelfirmen, dann verkaufen. Ganz bewusst tritt der Abtswinder Mittelständler nicht selbst mit großen Produktlinien in den Supermärkten auf: „Ich möchte nicht, dass wir ein Wettbewerber zu unseren Kunden sind“, war immer schon die Philosophie des Firmenchefs Christoph Mix. „Die Herausforderung ist, dass wir es mit Mutter Natur zu tun haben, sagt Sohn Bernhard Mix, für das strategische Produktmanagement zuständig. Nach trockenen Sommern wie 2015, gibt es manche pflanzlichen Rohstoffe nicht – oder sind nur schwer zu bekommen. Klima, Wetter, die politische Lage in den Anbauländern – für Bernhard Mix ist die Arbeit mit vielen Reisen verbunden. Als Grund für das kontinuierliche Wachstum seit 25 Jahren nennt der Urenkel des Firmengründers die Nachhaltigkeit: „Wir haben Gewinne immer reinvestiert und in neue Produkttechniken und Produktsicherheit gesteckt.“ Auch Bruder Steffen Mix ist in der Firma tätig – zuständig für den Einkauf und Spezialist für Gemüse. Im Frühjahr will Kräuter-Mix am Firmensitz noch einmal erweitern. „Ein sehr großes Projekt“, sagt Bernhard Mix. Und verrät nur: Beim Neubau für acht Millionen Euro geht es um Nachreinigungsanlagen. Erstmals in der Firmengeschichte wird Kräuter-Mix das Geschäftsjahr mit einem Umsatz von über 100 Millionen Euro abschließen. Produktionsleiter Axel vom Berg, auch seit fast 30 Jahren im Unternehmen, führt durch die Produktionshallen und die riesigen Lager. Hier riecht es nach Kardamom aus Guatemala, dort werden gerade getrocknete Champignons aus China gereinigt und für Fertigprodukte zerkleinert, da wird Beifuß für die Weihnachtsgans mit erhitztem Wasser gegen die Keime bedampft und dann gemahlen. Und in der Heilkräuteranlage entfernt eine Maschine das Grobgut aus den Brombeerblättern: Steinchen, Stängel, Stücke von Ästen.  In den riesigen Lagerhallen in Abtswind und Wiesentheid herrscht zwischen prallen Säcken voller Tee, Gewürz, Arzneipflanzen reger Staplerverkehr. Insgesamt 55 000 Quadratmeter Lagerfläche hat Kräuter-Mix – Platz für rund 80 000 Paletten. Sie sind, betont Axel vom Berg, nach „Geruchsart“ und Sortiment sorgsam getrennt. Im Sensoriklabor führt Peter Wendel derweil acht Zutaten für das Curry-Mischung zusammen. Fenchel aus der Türkei, Meersalz aus Italien, Kurkuma aus Indien . . .  Er weiß, wie die Mischung am Ende schmecken muss – mit und ohne Schlürfen.
Foto: Ivana Biscan | Schhlrrpp. Peter Wendel nimmt einen Löffel voll, zieht Luft ein und schluckt. Schlrrppp. Noch ein Löffel voll Flüssigkeit. Und noch einer. Schlllrrpp. Schlürfen muss sein.
 
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