
Das Leben hat viele Facetten. Die Kunst müsse diesem Anspruch gerecht werden, meint Ferdinand Kirch. Im Radio gehe es aktuell leider "die ganze Zeit nur um Liebe", kritisiert der Astheimer. Deswegen versucht der 24-Jährige mit seiner Musik der Forderung nach mehr Themenvielfalt in der Pop-Kultur nachzukommen und das Leben "mit all seinen Ups and Downs" zu feiern. Unter dem Künstlernamen "nand" veröffentlicht Ferdinand Kirch bereits seit 2019 seine Musik mit Anleihen aus Neuer Deutscher Welle und 80er Synth-Pop.
Nach seinem ersten Hit "wohlfühlen" im Jahre 2020 habe sich in Kirchs Leben einiges verändert: Sein Architektur-Studium an der Würzburger Hochschule hat er inzwischen abgeschlossen. Außerdem steht er seit November 2021 bei einem großen Musik-Label unter Vertrag und startet 2023 seine erste Deutschlandtour zum gleichnamigen Album "wie es ist". Am 9. Dezember erschien seine neueste Single "Wäre ich gern ein Pornostar" inklusive Musikvideo.

Nand: Dadurch dass die Konzerte in manchen Städten sogar schon ausverkauft sind, aber auch durch das Album und den Plattenvertrag fühlt es sich gerade wie ein Höhepunkt meiner Karriere an. Ich wache aber nicht jeden Morgen auf und denke "wow". Ich freue mich eher über die Professionalität und darüber, dass ich von der Musik gut leben kann. Ich nehme meine Situation gerade sehr gelassen.
Nand: Ich freue mich, dass es aktuell so gut klappt. Die Arbeit mit einem Label ist natürlich immer an gewisse Erwartungen geknüpft. Bisher bin ich aber sehr zufrieden, vor allem weil die Leute sehr nett sind. Ich glaube, dass durch ein gutes Arbeitsklima auch ein guter Drive entsteht. Allerdings lief es vor dem Label auch schon super.
Nand: Man könnte meinen, jetzt, da das Label da ist, wird auch die Produktion teurer. Tatsächlich bleibt das Budget aber gleich. Ich habe unter anderem mit Leuten zusammengearbeitet, die an der Würzburger Hochschule Kommunikationsdesign studiert haben. Das Video ist dann komplett im Raum Würzburg entstanden. Wir haben einen Teil in einer Musikkneipe in der Sanderstraße gedreht, einen anderen Teil an der Universität in einem Cockpit-Simulator. Wir waren sogar auf der Sternwarte. Alles in allem bin ich stolz, so ein Musikvideo komplett im Raum Würzburg produziert zu haben. Ich wollte damit auch zeigen, dass nicht der Standort, sondern die Leute ausschlaggebend für einen erfolgreichen Videodreh sind.
Nand: Es ist ein Album, was auch wirklich ein Album ist. Aktuell erscheinen viele Alben, die eher wie nicht zusammenhängende Singles klingen. Ich freue mich sehr auf das Album. Es sind bereits bekannte Elemente vertreten, wie etwa meine Mischung aus Neue Deutsche Welle und Synth-Pop. Trotzdem wage ich thematisch etwas Neues, beispielsweise einen sozialkritischen Song mit dem Titel "Dachlatte", der gut in unsere Zeit passt.
Nand: Die Stadt per se beeinflusst meine Musik nur sekundär. Es sind vielmehr die jungen, kreativen Menschen, die hier leben, die mich inspirieren. Würzburg bietet natürlich eine gewisse Lebensqualität und Diversität, wofür ich sehr dankbar bin. Gleichzeitig erdrückt mich die Stadt durch ihre Größe nicht. Ich muss aber leider auch sagen, dass die Stadt Würzburg jungen Kreativen noch mehr unter die Arme greifen könnte. Die Arbeitsflächen für kreatives Arbeiten in Würzburg sind Mangelware und die, die vorhanden sind, sind zu teuer. Die jungen Leute brauchen Anreize, damit sie Würzburg nicht nach dem Studium oder der Ausbildung direkt wieder verlassen, um in eine größere Stadt mit besserem Angebot zu gehen. Ich sage immer, dass in Würzburg Diamanten entstehen, aber nicht geschliffen werden.