Den markanten Stil der 80er-Jahre findet man sowohl in Ferdinand Kirchs Musik als auch in seiner Kleidung. Mit seiner Musik trifft der 22-jährige Architekturstudent aus dem Volkacher Stadtteil Astheim unter dem Künstlernamen "Nand" den Nerv der Zeit. Sein Song "wohlfühlen" wurde auf Spotify über eine Million Mal gehört und für eine Fernsehwerbung eingesetzt.
Die Bekanntheit seiner Schlafzimmer-Produktionen für Youtube, Soundcloud und Spotify stieg in den vergangenen Jahren. Zwei ehemalige Mitarbeiter von Sony Music wurden auf "Nand" aufmerksam und kümmern sich derzeit um sein Management. Mittlerweile ist die Musik nicht nur Leidenschaft, sondern eine finanzielle Unterstützung für den Künstler.
Nand: Die Saft-Firma hat zwei Agentinnen für das Marketing. Die beiden habe sich wegen dem Spot im vergangenen Sommer bei mir gemeldet. Die Resonanz war dann enorm. Freunde und Bekannte sprachen mich auf den Werbespot zur Primetime an und die Klickzahlen auf Youtube und Spotify stiegen weiter.
Nand: Das Video wurde in Köln auf dem Großhandelsmarkt gedreht. Das ist ein beliebter Drehort für andere Musiker. Die Innenaufnahmen sind bei einem Freund in Würzburg entstanden. Das Ganze lief ziemlich spontan und wir wurden noch vom Regen überrascht. Aber es ist wirklich cool geworden.
Nand: Ich habe dort ein Praktikum für mein Studium gemacht. Nachdem bei mir eine Beziehung zu Ende ging, wollte ich mich aus Würzburg zurückziehen. Da ist die Musik voll ins Rollen gekommen. In der Zeit entstand das Album "gut gehen" mit dem Song "wohlfühlen". Ironischerweise in einer Phase, in der es mir nicht gut ging. Ich war wegen einer OP im Krankenhaus und schrieb in einer Woche das komplette Album.
Nand: Ich hatte auf jeden Fall Angst davor, dass meine Musik bei anderen nicht gut ankommt. Umso mehr hat mich der Erfolg gefreut. Vor allem, dass meine Stimme ankommt, macht mich glücklich. Der Gesang ist für mich etwas sehr Intimes. Es hat mich Überwindung gekostet, ihn preiszugeben. Das hat mich schon alles sehr überrascht und ist noch nicht wirklich greifbar.
Nand: Seit ich acht Jahre alt bin, habe ich Musikunterricht. Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie. Ich lernte klassische Musik auf Klavier und Trompete. Damit machte ich den ersten Schritt in die Richtung. Mit 17 fing ich an, eigene Songs zu produzieren und mich mehr für andere Musikrichtungen zu interessieren. Da habe ich schnell gemerkt, dass ich gerne als DJ auflegen oder selber singen möchte. Das Singen stand damals jedoch noch im Hintergrund.
Nand: Die Klassik ist für mich der Ursprung vieler Musikrichtungen. Der Übergang fand für mich in der Pubertät statt. Ich fing an, mich mit anderer Musik und Künstlern auseinanderzusetzen. Mit 16 Jahren entdeckte ich House und Techno und entwickelte dann meinen Musikgeschmack weiter. So kam auch Neue Deutsche Welle dazu. Ich bin generell immer offen und interessiert für Neues.
Nand: Ich habe in meiner Freizeit in verschiedenen Bands gespielt. Von Salsa, Jazz bis R'n'B haben wir alles ausprobiert. Das hat mir Spaß gemacht, aber ich habe gemerkt, dass ich nicht nur Songs anderer spielen möchte. Mir hat der eigene Einfluss gefehlt und ich wollte auch mehr deutsche Musik machen. Mit 20 habe ich mich dann entschlossen, komplett eigene Musik zu produzieren. Man braucht erst Erfahrung und technische Kenntnisse, um das wirklich gut zu können. Insgesamt sind so circa 100 Songs und 200 Instrumentals entstanden.
Nand: Ich denke, jeder hat Musiker und Stile, an denen er sich orientiert. Bei mir waren das vor allem Falco, Flavien Berger und Michael Jackson. Französische Musik fand ich immer sehr interessant, obwohl ich die Sprache nicht kann. Und mein Anspruch ist es, Musik zu produzieren, die Menschen auch ohne Fremdsprachen-Kenntnisse verstehen.
Nand: Man kann es Schlafzimmer-Produktion nennen. Dort fing alles an und ich mache immer noch alles selbst. Ich habe zwar ein Management, aber bin ansonsten sehr selbstständig. Heutzutage ist ein Tonstudio nicht mehr unbedingt notwendig. Der Qualitätsanspruch ist zwar wichtig, aber für mich steht der Spaß beim Produzieren vorne.
Nand: Mein Studium werde ich auf jeden Fall beenden, so kann ich mit der Musik auch Risiken eingehen. Ich werde mir also beide Wege offen halten. Wie es genau laufen wird, kann man nie sagen, aber ich lasse es gerne auf mich zukommen. Für dieses Jahr gab es ein paar Eventanfragen, allerdings können wir noch nichts Festes planen. Wenn dieses Jahr noch keine Konzerte stattfinden können, werde ich mal in Würzburg oder Köln auf der Straße Musik machen.