
Strahlend blauer Himmel, Lust auf Eis trotz eiskaltem Ostwind – und einen Spaziergang am Main. In Kitzingen zieht dabei am Dienstag ein Schiff mit Kran und Baggerschaufel die Blicke der Menschen am Mainkai und auf der Alten Mainbrücke auf sich. "Strompolizei" ist darauf zu lesen, was bei den Zuschauerinnen und Zuschauern eher zu Fragezeichen in den Augen als für eine Erklärung sorgt.
Ist die Strompolizei dasselbe wie die Wasserschutzpolizei? Und was suchen die mit ihrem langarmigen Bagger im Main? Könnte da etwa was Spannendes dahinterstecken wie im Sommer 2023, als Spezialtaucher in dem trüben Wasser nach der Tatwaffe eines Überfalls suchten? Zeit für eine Nachfrage – aber wo eigentlich?

Der Kollege in der Redaktion weiß, dass die Strompolizei eben nicht zur Bayerischen Wasserschutzpolizei gehört. Diese erfüllt nach eigenen Angaben den Auftrag, "die Sicherheit der Mitbürgerinnen und Mitbürger zu gewährleisten", also auch auf den Wasserstraßen und Seen. Anders als die Strompolizei, die zum Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) gehört.
Das Amt soll einen reibungslosen Schiffsverkehr ermöglichen
Im Fall von Kitzingen genauer gesagt zum WSA Main, das laut seiner Homepage für den 387 Kilometer langen Abschnitt des Mains als Bundeswasserstraße zuständig ist. Seine Aufgabe ist, einen "reibungslos fließenden und damit wirtschaftlichen Schiffsverkehr zu ermöglichen". Aha! Aber wofür braucht es dabei die Strompolizei?
Arnold Bitterlich lacht herzlich, als er genau diese Frage gestellt bekommt. "Das ist weit weniger spektakulär als es klingt", schickt der Leiter des WSA-Außenbezirks Volkach vorweg. In dessen Zuständigkeit auf rund 50 Main-Kilometern zwischen Kitzingen und Schweinfurt seien die zwei Strompolizei-Schiffe ständig von Montag bis Freitag unterwegs. Deren Name ist ihm zufolge historischen Ursprungs und habe mit eigentlicher Polizeiarbeit eher weniger zu tun.
Der Volkacher WSA-Leiter erläutert: Die Strompolizei trifft Maßnahmen zur Gefahrenabwehr am Verkehrsweg, also den Bundeswasserstraßen. Im Alltag werden die Fahrzeuge aber hauptsächlich zur regelmäßigen Unterhaltung des Mains, seiner Ufer und der Staustufen eingesetzt. Sie dienen somit auch zur Vorsorge, damit keine Gefahrenabwehr notwendig wird.
Schiffbarkeit des Mains statt Juwelen als Schatz
In Kitzingen sei – wie andernorts – ein Ausbaggern der Fahrrinne im Fluss geplant. Grund dafür seien die Anlandungen darin, die "bei weiterem Anwachsen ein Problem für die Schifffahrt darstellen". Die Flusssohle werde regelmäßig überprüft und bei Bedarf eben gebaggert. Dafür sind laut Bitterlich Bodenproben nötig, um das ausgebaggerte Material hinterher passend entsorgen zu können. Und genau diese Proben habe ein Geotechniker am Dienstag in Kitzingen mithilfe des Krans genommen.

Also kein Zusammenhang mit dem Juwelendiebstahl in Würzburg zwei Wochen zuvor? Arnold Bitterlich nimmt auch diese Frage mit Humor und verneint sie lachend. Sein Schatz, den er und sein Amt im Auftrag des Verkehrsministeriums hüten, ist die Schiffbarkeit des Mains. Und dieser soll nicht verlanden, sondern noch besser werden, erläutert der Fachmann.
Dafür ist seit vielen Jahrzehnten der Mainausbau in Gange. Dessen Ziel: Die Fahrrinne soll 2,90 Meter tief werden, sodass der Main eines Tages für eine Schiffstiefe von 2,70 Meter freigegeben werden kann. Derzeit betrage die freigegebene Fahrrinnentiefe 2,50 Meter, weshalb die Schiffe nur 2,30 Meter tief abgeladen sein sollten.
Ein altbekanntes Thema, vielleicht ein wenig in Vergessenheit geraten. Was zur Erkenntnis führt: Nachfragen lohnt sich, auch wenn die Antwort weniger spektakulär ist als vermutet. Und: Ein Spaziergang am Main tut immer gut – auch bei eisigem Ostwind.