Ein gutes Beispiel, wie grundlegend sich Dinge ändern können, ist die Mainschleifenbahn. Die war vor 20 Jahren so was von mausetot. Im damaligen Kreistag hätte es wohl niemanden gegeben, der auch nur einen Pfifferling auf eine mögliche Wiederinbetriebnahme gesetzt hätte. Heute ist die Situation grundlegend anders: Die in Volkach beginnende und nach Seligenstadt endende Strecke aus dem Jahr 1909 könnte bald wieder ein vollwertiges Mitglied der Bahn-Familie sein.
Genau darauf verwiesen einige – ältere – Kreistagsmitglieder, als es am Montagnachmittag um eine entscheidende Frage ging, ob womöglich auch die totgeglaubte Steigerwaldbahn irgendwann einmal eine zweite Chance bekommen könnte. Die Entscheidung fiel deutlich aus: Mit 47:9 Stimmen sprachen sich die Kreisräte dafür aus, dass geprüft werden soll, welches Potenzial in der Strecke steckt und wie eine Reaktivierung aussehen könnte.
Als Gegner dieser Prüfung betonte der Kitzinger Oberbürgermeisterkandidat Stefan Güntner (CSU), dass es sich bei der Steigerwaldbahn um "ein totes Pferd" handelte, auf dem man nicht weiter herumreiten solle. Viel besser sei es doch, über möglich Alternativen nachzudenken.
"Für die nächste Generation"
Die Mehrheit jedoch war in der anschließenden Diskussion ganz anderer Meinung. Angela Hufnagel (Grüne) betonte, dass man hier "für die nächste Generation" abstimme und "ein Bahnhof immer ein Standortvorteil" sei. Ihr Fraktionskollege Hans Plate sprach gar von einem "Glückstag" für die Bahnstrecke. Landtagsabgeordnete Barbara Becker (CSU) verwies darauf, dass man mit der Untersuchung "nichts riskieren" würde. Zugleich kündigte sie aber an, dass zeitgleich Alternativen wie etwa eine schnelle Busstrecke geprüft würden.
Dass man sich "alle Optionen offen halten" solle, betonte Iphofens Bürgermeister Josef Mend (Freie Wähler). So sah es auch Volkachs Bürgermeister und Fraktionskollege Peter Kornell: "Wir vergeben uns mit einer Prüfung nichts!" Für die SPD hob Robert Finster hervor, dass man sich "die Chance nicht entgehen lassen" sollte.
In Richtung Klimawandel und Umweltschutz argumentierte schließlich Landrätin Tamara Bischof. Beim Verkehr müsse man "anfangen umzusteuern", sagte die Kreis-Chefin. Hier habe "Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten einiges verpennt".
Entscheidende Pflöcke
Wenn auch der Landkreis Schweinfurt sich bei seiner nächsten Kreistagssitzung sich für ein Verfahren zur Prüfung der Reaktivierung ausspricht, wären entscheidende Pflöcke eingeschlagen: Ohne diese Beschlüsse ist die Entwidmung der Strecke kaum zu verhindert und das Thema Steigerwaldbahn wäre wohl endgültig durch. Mit dem Prüfungsverfahren, falls es erfolgreich ausfällt, sieht die Welt dagegen schon ganz anders aus: Dann könnte die Steigerwaldbahn in ein paar Jahren in etwa dort sein, wo heute die Mainschleifenbahn ist.
Damit ist kein Votum für oder gegen die Reaktivierung der Steigerwaldbahn abgegeben, sondern nur der Auftrag für die erforderlichen Ermittlungen. Das Gutachten der BEG kostet dem Landkreis übrigens keinen Cent. Es sollte daher eigentlich genügen, dass die Ablehnungsfront diese Tatsache endlich einmal respektiert.
Es bleibt am Ende nur der Wunsch, dass ein ähnliches Abstimmungsergebnis wie in Kitzingen zustandekommt. Alles andere wäre eine dicke Blamage für den Schweinfurter Kreistag. Gerhard Eck riskiert offenbar diese Blamage.