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Obervolkach
Statt 50. Geburtstag zu feiern schließt die Bücherei in Obervolkach: Was wird aus den 2000 Büchern?
Wenn Marita Trini Ende dieses Monats die Tür der Obervolkacher Bücherei schließt, geht eine 50-jährige Geschichte zu Ende, die in den Jahren 2010 bis 2013 ihre Höhepunkte hatte.
Foto: Peter Pfannes | Wenn Marita Trini Ende dieses Monats die Tür der Obervolkacher Bücherei schließt, geht eine 50-jährige Geschichte zu Ende, die in den Jahren 2010 bis 2013 ihre Höhepunkte hatte.
Peter Pfannes
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:53 Uhr

Das Team der Bücherei Obervolkach hat in den vergangenen Wochen und Monaten die Entwicklung der Bücherei im Nebengebäude des katholischen Pfarrhauses beobachtet. Das Ergebnis: Die Besucher- und Ausleihzahlen sind in den letzten Jahren stark rückläufig gewesen. Leiterin Marita Trini und ihre Mitarbeiterinnen sind deshalb zu dem Entschluss gekommen, die Tür der Bücherei zum 30. Juni endgültig zu schließen.

Die offizielle Begründung, die das Team allen Bücherfreunden des Volkacher Stadtteils per Pfarrbriefbeilage mitteilte, lautete: "Der zeitliche und finanzielle Aufwand für die Bücherei steht in keinem angemessenen Verhältnis mehr zu deren Nutzung."

Bücher gehen an Kindergärten, Schulen und Büchereien

Was mit den vorhandenen Büchern und sonstigen Medien nun geschieht, haben die Verantwortlichen des Pastoralen Raums Sankt Benedikt in den vergangenen Tagen gemeinsam mit der Diözese, der Kirchenverwaltung und der Pfarrgemeinde Obervolkach entschieden. "Die Bücher werden im Block an Kindergärten und Schulen sowie an andere katholische Büchereien abgegeben", schildert Marita Trini das Ergebnis der Besprechungen.

Wenn Marita Trini Ende dieses Monats die Tür der Obervolkacher Bücherei schließt, geht eine 50-jährige Geschichte zu Ende, die in den Jahren 2010 bis 2013 ihre Höhepunkte hatte.
Foto: Peter Pfannes | Wenn Marita Trini Ende dieses Monats die Tür der Obervolkacher Bücherei schließt, geht eine 50-jährige Geschichte zu Ende, die in den Jahren 2010 bis 2013 ihre Höhepunkte hatte.

Vor 25 Jahren übernahm sie die Leitung der Bücherei. Zusammen mit Susanne Feuerbach, die seit 20 Jahren dabei ist, ist sie die Älteste im heute achtköpfigen Team. Beim 40-jährigen Jubiläum vor zehn Jahren nannte Marita Trini ihre klare Zielvorstellung: "Wir wollen Kinder und Jugendliche für Bücher begeistern." Der 50. Geburtstag der Einrichtung in diesem Jahr ist quasi gleichzeitig das Sterbejahr.

Bücherei musste schon mehrfach schließen

Die Geschichte der Bücherei begann 1956, als Pfarrer Dr. Nikolaus Gengler eine kleine aber feine Bücherei in der Kirchengemeinde einrichtete. 14 Jahre lang erfreute sie sich regen Zuspruchs. Zwei Jahre später belebte Pfarrer Joseph Weber die Bücherei wieder. Ende 1972 fand die Wiedereröffnung statt. Seit dieser Zeit wurde die Bücherei nach den Förderrichtlinien der Katholischen Büchereiarbeit (KBA) geführt und offiziell bei der Diözese angemeldet.

Nach anfänglicher Euphorie musste die Bücherei wegen der rückläufigen Benutzer- und Ausleihzahlen 1987 schon einmal geschlossen werden. 1993 ergriff Margit Kirchner die Initiative zur erneuten Wiederinbetriebnahme. Als junge Mutter half auch Marita Trini mit. Vier Jahre später übernahm sie die Leitung bis heute.

Online-Ausleihe ist in Obervolkach nicht möglich

Bis zu 3600 Medien wurden angeschafft. Heute sind es noch 2000 Bücher und ein paar Spiele. Hörspielkassetten und Musik-CDs fielen der modernen Mediennachfrage zum Opfer. Dass in der Bücherei kein Internet vorhanden ist und eine Online-Ausleihe nicht möglich ist, sieht Marita Trini mit als Hauptgrund für das zurückgegangene Interesse bei den Leseratten. "Nicht Jede oder Jeder will ein Buch mit in den Urlaub schleppen", schildert die Büchereichefin. Auch ältere Menschen würden den Lesestoff auf Tablets bevorzugen, da dort die Schrift vergrößert werden kann.

Finanziell schrieb die Bücherei in all den Jahren keine roten Zahlen. Marita Trini und ihrem Team ist es immer gelungen, die notwendigen Gelder aufzubringen. Im Finanzsäckel der katholischen öffentlichen Bücherei landeten Kollekten der Pfarrgemeinde, die Leihgebühren, die Erlöse aus Buchausstellungen im Pfarrheim und die Zuschüsse der KBA. Auch vom Staat gab es Zuwendungen.

"Die Anforderungen in der modernen Medienlandschaft sind heute einfach sehr hoch, da können wir mit unserer kleinen Bücherei einfach nicht mithalten."
Marita Trini, Leiterin der Bücherei

Wehmut verspürt Marita Trini beim Gedanken an die Schließung nicht. "Ich bin da ziemlich pragmatisch eingestellt", sagt die 67-Jährige. "Was nicht geht, geht halt nicht." Weh tut es ihr, wenn Bücher weggeworfen oder verramscht werden. "Mein Herz hängt an Büchern", erklärt sie und freut sich, dass eine Lösung für den Bestand gefunden wurde.

In den besten Jahren wurden rund 3000 Bücher ausgeliehen

Die besten Jahre der Bücherei waren 2010 bis 2013 mit jeweils rund 3000 Ausleihungen. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 500. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres hat die Bücherei 230 Ausleihungen registriert.

Dass der Rückgang mit der Corona-Pandemie zu tun hat, glaubt sie weniger. "Die Anforderungen in der modernen Medienlandschaft sind heute einfach sehr hoch, da können wir mit unserer kleinen Bücherei einfach nicht mithalten." Als Alternative bleibt den Obervolkacher Leseratten jetzt die städtische Bücherei im Volkacher Schelfenhaus, die auch Online-Ausleihen anbietet.

Info: Noch vorhandene Punktekarten (Gutscheine) verfallen mit der Schließung der Bücherei. Der letzte Termin für Buchrückgaben ist der 26. Juni. Weitere Infos unter www.sankt-benedikt.org/buecherei-obervolkach

 
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