Alles neu macht der Mai im Kitzinger Hallenbad Aqua-sole. Aktuell hat dort im Auftrag der Stadtbetriebe Kitzingen GmbH die Firma Schauer & Co. Management aus Überlingen die Betriebsführung inne. Das soll sich bis Mai 2025 ändern: Hallenbad, Freibad und Sauna kommen zurück in den Schoß der Stadt.
Outsourcing, also das Beauftragen von Fremdfirmen, war viele Jahre der letzte Schrei, oft um Kosten zu sparen. Das hat sich inzwischen grundlegend gewandelt, wie Olivier Rombach betont. Der Geschäftsführer der städtischen Kitzinger Baugesellschaft und der Stadtbetriebe GmbH – beides 100-prozentige Töchter der Stadt – spricht von einem Trend. Das habe nicht zuletzt eine "Sondierung der Marktsituation" ergeben. So begann auch in Kitzingen die Idee zu reifen.
Zurück zu den Wurzeln – das erlebt man derzeit in vielen Bereichen. Der Landkreis Kitzingen beispielsweise versucht, bei der Abfallwirtschaft möglichst autark zu sein und betreibt etwa das Kompostwerk in Eigenregie, statt sich auf einen über Ausschreibungen gewonnenen Externen verlassen zu müssen.
Wobei es Rombach wichtig ist zu betonen, dass der nun in die Wege geleitete Wechsel nichts mit dem aktuellen Betriebsführer zu tun habe: Der leiste gute Arbeit. Aber, und das ist der entscheidende Punkt: Die Stadt möchte künftig wieder selbst den Daumen drauf haben. Deshalb wurde dem Betreiber Ende April gekündigt. Nachdem die Kündigungszeit ein Jahr beträgt, übernehmen also die Stadtbetriebe zum 1. Mai 2025 das Ruder bei den Kitzinger Bädern, die im Jahr hälftig auf rund 160.000 Besucher kommen. Dazu kommen weitere gut 40.000 Sauna-Besucher.
Rombach: "Top motivierte Mitarbeiter" in der Therme Aqua-sole
Rombach verbindet mit der Rückführung große Hoffnungen. Betreibermodelle seien oft abstrakt für die Menschen. Aus Kitzingen für Kitzingen – dieses Motto soll künftig gelten. Aqua-sole-Hallenbad und Freibad sollen im Kitzinger Land verstärkt als "unsere" angesehen werden, als "regional verwurzelt", erklärt Rombach.
Man wolle wieder "eine gewisse Nähe" erzeugen. Die Dinge in der Hand zu haben, sei "eine zukunftsweisende Ausrichtung", so der Geschäftsführer. Der Wiesentheider weiß, wovon er spricht: Familienausflüge ins Kitzinger Hallenbad gehören zum Standardrepertoire. Deshalb weiß er auch aus eigener Erfahrung: "Die Mitarbeiter dort sind top motiviert!"
Weshalb er auch diese klare Botschaft sendet: Die Mitarbeiter der Bäder sollen alle übernommen werden. Damit würden 50 Angestellte künftig Teil der Stadtbetriebe GmbH werden, die derzeit aus vier Verwaltungs-Mitarbeiterin besteht. Wieder an die Stadt anzudocken sei "attraktiv für die Mitarbeiter" und gebe "eine gewisse Sicherheit", betont Rombach. An den Finanzströmen selber ändert sich indes nichts: Wie bisher landen die Eintrittsgelder in der Stadtkasse und die Personalkosten fließen weiterhin von dort wieder ab.
Die Stadt will im Bad schneller auf Trends reagieren können
Die entscheidende Änderung sei, dass die Stadtbetriebe künftig auf Entwicklungen "schneller reagieren" können. Trends und Veränderungen am Markt ließen sich so zügig umsetzen, was letztlich auch gut für den wirtschaftlichen Erfolg sei. Dabei ist Rombach durchaus bewusst, dass die Neuausrichtung in schwierige Zeiten fällt: Gerade die Energiepreise bereiten ihm Kopfzerbrechen. Wobei auch hier gilt: Selbst zu agieren, ist von Vorteil.
Das sah man in Kitzingen nicht immer so; die Geschichte der Bäder ist facettenreich. In den Anfangsjahren zeichnete die Stadt verantwortlich. Außerdem kümmerte sich ab 2002 auf Initiative des damaligen Schwimmbad-Referenten, des Stadtrats Wolfgang Popp, der "Förderverein Kitzinger Bäder" darum, dass der Schwimmsport gefördert wurde. 2012 löste sich der Verein auf, weil das Freibad und das Hallenbad nach einer Generalsanierung – die aus dem Hallenbad eine Bade- und Saunalandschaft machte – auf Wunsch des Stadtrats an eine Betreiberfirma übergingen.
Das folgte dem damaligen Zeitgeist und auch einer gewissen Hektik: Nach Abschluss der rund elf Millionen Euro teuren Badsanierung und -modernisierung war das jährliche Defizit enorm angewachsen. Der Kostenschock beschleunigte das Outsourcing-Modell, das nun wieder einkassiert wird.