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Volkach
Sonderfahrt in der Mainschleifenbahn: Wie Eisenbahn-Freunde mit der Politik die Verkehrswende in Unterfranken voranbringen
Bei Bahn-Reaktivierungen gibt es oft politischen Streit. Ganz anders ist das in den Landkreisen Würzburg und Kitzingen. Im "Zügle" sprechen die Grünen von einem Musterbeispiel.
Seit 20 Jahren fährt die Mainschleifenbahn als Museumsbahn zwischen Seligenstadt und Volkach. Jetzt soll wieder sie für den öffentlichen Personennahverkehr reaktiviert werden.
Foto: Chris Weiß (Archivfoto) | Seit 20 Jahren fährt die Mainschleifenbahn als Museumsbahn zwischen Seligenstadt und Volkach. Jetzt soll wieder sie für den öffentlichen Personennahverkehr reaktiviert werden.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:54 Uhr

Geht alles nach Plan, fährt ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2027 stündlich ein moderner Nahverkehrszug von Würzburg nach Volkach im Landkreis Kitzingen und zurück. Die Einbindung der  "Mainschleifenbahn" in den regulären Bahn-Fahrplan wäre ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Reaktivierung einer einst stillgelegten Bahnstrecke.

"Hier wird die Verkehrswende Wirklichkeit", freute sich Ludwig Hartmann, der Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl, beim Einsteigen in den roten Schienenbus, den Lokführer Hans-Martin Hoffmann vom Förderverein Mainschleifenbahn steuerte. Die Grünen-Landtagsfraktion hatte zu einer Sonderfahrt mit dem "Zügle" geladen, mit dem der Förderverein den Sommer über an den Wochenenden vor allem Ausflügler von Seligenstadt im Landkreis Würzburg über Prosselsheim, Eisenheim und Escherndorf nach Volkach und zurück befördert - immerhin bis zu 12.000 Personen im Jahr.

Förderverein Mainschleifenbahn bremst die grüne Euphorie

Dass bis zur Reintegration der Trasse ins Schienennetz der Bahn noch einige dicke Bretter zu bohren sind und vor allem noch viele Millionen Euro investiert werden müssen, machten Vertreter des Fördervereins während der Sonderfahrt deutlich. "Noch sind wir lange nicht am Ziel", bremste Wolfgang Schramm ein wenig die grüne Euphorie. Der frühere Fernsehjournalist ist einer der Motoren hinter dem Vorhaben, das in der Region - anders als andere Bahnprojekte - politisch weitgehend unumstritten ist.

Unterwegs in der Mainschleifenbahn: Die grünen Landtagsabgeordneten (von links) Paul Knoblach, Ludwig Hartmann, Patrick Friedl, Kerstin Celina und Markus Büchler.
Foto: Michael Czygan | Unterwegs in der Mainschleifenbahn: Die grünen Landtagsabgeordneten (von links) Paul Knoblach, Ludwig Hartmann, Patrick Friedl, Kerstin Celina und Markus Büchler.

So stehen unter anderem die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler) und der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) mit ihren Kreistagen hinter der Reaktivierung. Eine Pro-Bahn-Koalition, die sich die unterfränkischen Grünen-Abgeordneten Kerstin Celina, Patrick Friedl und Paul Knoblach auch wünschen, um mittelfristig wieder Personenzüge auf der Steigerwaldbahn (Schweinfurt-Gerolzhofen-Kitzingen), der Werntalbahn (Werneck-Karlstadt) oder der Sinntalbahn (Jossa-Wildflecken) aufs Gleis zu setzen.

Bei der Mainschleifenbahn waren es engagierte Bürgerinnen und Bürger, die Mitte der 1990er Jahre verhinderten, dass die Schienen entlang der zehn Kilometer langen Trasse komplett abgebaut wurden. Die Zugverbindung war 1909 eröffnet worden. 1968 stellte die Deutsche Bahn zunächst den regelmäßigen Personenverkehr, 1991 dann auch den Güterverkehr ein. Ein erster Versuch, die Strecke zu reaktivieren, scheiterte 1997. "Die Zeit dafür war nicht reif", sagt Schramm.

Doch die Eisenbahn-Freaks an der Mainschleife - allesamt ehrenamtlich tätig - gaben nicht auf. Zunächst pachtete der Förderverein 2002 die Strecke von der Bahn, 2011 wurde sie dann gekauft. Möglich wurde so vor genau 20 Jahren die Inbetriebnahme einer Museumsbahn. Dass diese "reizvolle Einblicke" in die Landschaft der Mainschleife bietet, die vom Auto aus  verborgen bleiben, wie es in einem Werbeprospekt heißt, davon haben sich seit 2003 Zehntausende Weinfreunde, Wanderer und Radfahrer überzeugen können.

Hans- Martin Hoffmann, promovierter Chemiker aus Marktbreit, ist seit vielen Jahren ehrenamtlicher Lokführer bei der Mainschleifenbahn.
Foto: Michael Czygan | Hans- Martin Hoffmann, promovierter Chemiker aus Marktbreit, ist seit vielen Jahren ehrenamtlicher Lokführer bei der Mainschleifenbahn.

Am Haltepunkt in Escherndorf, oben an der Vogelsburg mit der Aussicht ins Maintal, sprachen einige Grüne denn auch vom am schönsten gelegenen Bahnhof Deutschlands. Schramm relativierte in aller Bescheidenheit: "Der schönst gelegene in Franken ist es bestimmt."

In weniger als 30 Minuten von Volkach nach Würzburg

Die Museumsbahn ist eine Erfolgsgeschichte, doch nun geht es um mehr. Ab dem Fahrplanwechsel 2027/28 sollen moderne elektrisch betriebene Züge täglich im Stundentakt von Volkach nach Würzburg und zurück fahren - in maximal 28 Minuten. Dann werden Volkach und die Dörfer entlang der Strecke noch interessanter als Wohnorte für Menschen, die in Würzburg arbeiten oder studieren. Und die direkte Anbindung der Mainschleife macht sie für Freizeitaktivitäten noch attraktiver.

Regina Hetterich aus Volkach präsentierte Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann einen historischen Fahrplan der Mainschleifenbahn.
Foto: Michael Czygan | Regina Hetterich aus Volkach präsentierte Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann einen historischen Fahrplan der Mainschleifenbahn.

Allerdings bleibt bis dahin noch einiges zu tun. Nachdem die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Regionalverkehr auf der Schiene für den Freistaat Bayern bestellt, nach einer "Potenzialanalyse" grünes Licht für das Projekt gab, wurde 2021 die  "Mainschleifenbahn-Infrastruktur GmbH" (MIG) gegründet. Ihre Aufgabe: die Trasse für den Regelbetrieb zu ertüchtigen. Hauptgesellschafter sind der Landkreis Kitzingen und das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg, mit einem kleinen Anteil ist auch der Förderverein Mainschleifenbahn dabei.

Umbau und Erneuerungen: Investitionen von bis zu 25 Millionen Euro sind nötig

"Die Bürokratie, um allen Erfordernissen der Eisenbahngesetzgebung gerecht zu werden, ist groß", sagt Wolfgang Schramm. Unter anderem gehe es darum, sämtliche Bahnhaltepunkte barrierefrei um- und auszubauen, die Bahnübergänge entlang der Strecke zu modernisieren, teilweise Gleise zu erneuern und die Weichen zu bauen, die die Mainschleifenbahn in die Bahntrasse Würzburg-Schweinfurt-Bamberg einbinden. Experten rechnen mit notwendigen Investitionen in Höhe von bis zu 25 Millionen Euro - "Stand heute".

Die Planung soll noch heuer vorliegen. Nächste Etappe ist dann eine Kosten-Nutzen-Untersuchung, von deren Ausgang die 90-Prozent-Förderung des Vorhabens durch den Bund gemäß dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz abhängt. "Man sieht, wir sind noch lange nicht durch", sagt Schramm. "Der Zeitplan ist ehrgeizig."

Die Unterstützung der Grünen-Landtagsfraktion hat das Projekt: "Im Straßenbau wären 25 Millionen Euro kein großes Thema", meinte Markus Büchler, der verkehrspolitische Sprecher, beim Stopp in Prosselsheim. Daran dürfe die Reaktivierung nicht scheitern. "Beim Bahnausbau in Bayern haben wir großen Nachholbedarf." Verbindungen wie die Mainschleifenbahn würde "Mobilität für alle Menschen" bedeuten, sagt Büchler: "Es geht ums Klima, aber auch um soziale Teilhabe."

 
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  • S. R.
    Kaum fahren die Grünen mit der Mainschleifenbahn gibt es einen großen Artikel. Andere Vereine und Gruppierungen beschäftigen sich auch mit der Bahn, da gibt es dann von der Mainpost allerdings - höchstens - eine kleine "Parteinotiz"...

    Aber gut, das gemeinsame Ziel der Reaktivierung tragen zum Glück im Landkreis Kitzingen alle Gruppierungen auf allen Ebenen mit! Hoffen wir, dass es mit der Reaktivierung nicht mehr lange dauert und schnell voran geht!
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  • A. K.
    Dann hoffen wir das beste für die Mainschleifenbahn und auch für die Steigerwaldbahn. 😀
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  • M. E.
    Hallo Supp: Selbst die Bahn SW-GEO-KT wäre begrüßenswert, würde diese durch einen Verein wie beispielsweise dem der Mainschleifenbahn, in den letzten 30 Jahren einigermaßen in Schuß gehalten worden sein!
    Warum haben sich die jetzigen Befürworter nicht zur Gründung eines solchen Verbandes durchringen können?
    Diese Befürworter werden alle gedacht haben: "Warum ich? Soll doch der Staat machen!"
    Würden die Mainschleifler ähnlich gedacht haben, wäre diese Strecke nach WÜ schon Vergangenheit!
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  • H. H.
    Das ist genau der Punkt -

    wenn es um ein Straßenbau-Projekt ginge, würden die 25 mio. notfalls ruckzuck gedruckt, bei einer Bahnstrecke wird herumgeweint, das wär doch alles so teuer (und notfalls mit noch mehr Bürokratieauflagen nachgeholfen, das Projekt unrentabel zu machen). Man frage sich mal lieber, was uns der Klimawandel incl. seiner Folgeerscheinungen (w.z.B. weiter zunehmender Migration aus unbewohnbar werdenden/ im Meer versinkenden Landstrichen) kosten soll, wenn man da nicht ernsthaft gegensteuert und den Menschen vernünftigen ÖPNV bietet statt sie zum Autofahren anzuhalten!
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  • M. E.
    @grayj: Der schnelle und zügige Ausbau der Strecke nach WÜ wäre wünschenswert.
    In Volkach einsteigen und am Hbf Wü raus. Sehr komfortabel.
    Ihre Klage, beim Bau einer Str wäre "ruck-zuck-Geld gedruckt", ist mM nach weltfremd!
    Warum ist denn die Strecke zw Escherndorf und Prosselsheim schon jahrelang in einem erbärmlichen Zustand?
    Warum ist denn die Ortsumfahrung Prosselheims noch lange nicht in Sicht?
    Warum gibt es keine Umfahrung der Gemeinden Volkach, OT Gaibach und Kolitzheim?

    Ich vermute mal, weils keine "Gelddrucker" gibt?

    Und der von Ihnen angegebene Migrationsgrund dürfte im Moment höchstwahrscheinlich ein anderer sein, denn weder Syrien, Afghanistan noch die Ukraine werden im Meer versinken.
    Auch der Riese Afrika nicht.
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  • I. F.
    Was nicht im Meer versinkt wird wg. Wassermangel verdorren und dadurch unbewohnbar werden.
    Es müssen endlich mal Maßnahmen f ü r den lebenswerten Erhalt unseres Planeten geschehen und nicht nur bejammern was in der Vergangenheit versäumt wurde!
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  • H. H.
    Naja - @ ManfredEnglert -

    vielleicht ist ja die Gelddruckpresse heißgelaufen, nachdem sie die 45 mio € für die 4,3 km B 286 zwischen SW und Schwebheim ausgespuckt hatte (s. MP vom 11.08.2020)... aber es sind dort ja noch weitere Ausbauabschnitte vorgesehen (was leider noch lange nicht bedeutet, dass auch nur ein LKW/ Tag weniger durch Volkach/ Gaibach rumpelt), aber deswegen kann man jedenfalls die Steigerwaldbahn nicht mehr reaktivieren, weil das sonst wirklich vieeel zu teuer würde...

    Dass jede/r über den Klimawandel redet und darüber, dass man unbedingt Maßnahmen dagegen ergreifen muss, bedeutet wie man sieht noch lange nicht, dass der Fakt ein paar cm weiter oben im Kopf tatsächlich auch angekommen ist.
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  • T. A.
    "Dann werden Volkach und die Dörfer entlang der Strecke noch interessanter als Wohnorte für Menschen, die in Würzburg arbeiten oder studieren. Und die direkte Anbindung der Mainschleife macht sie für Freizeitaktivitäten noch attraktiver."

    Hoffentlich kapieren das die Menschen und Politiker auch endlich mal für die Steigerwaldbahn!!!
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