
Sie sind etwas dunkler als normale Ziegel, aber ansonsten kaum von herkömmlichen Dachpfannen zu unterscheiden: Sogenannte Solardachziegel erobern zuletzt immer mehr denkmalgeschützte Altstädte. Mit ihrer roten Färbung fallen sie in der Dachlandschaft deutlich weniger auf als gängige schwarze Module und erfüllen damit die strengen optischen Standards, die in der Umgebung von Denkmälern gefordert werden. Iphofen will sie künftig selbst an sensiblen Stellen seiner Altstadt zulassen. An weniger geschützten Stellen sind nach dem neuen Rahmenplan komplette Paneele in rotem Farbton erlaubt.
Lange steckte man in Iphofens Bauamt im Dilemma. Einerseits wollte man dem Siegeszug der Solarmodule und den Zielen der Energiewende nicht im Wege stehen, andererseits galt es, das gewachsene historische Bild der Altstadt zu bewahren. Mühsam rangen sich die Mitglieder des Bauausschusses in diesem Kulturkampf Kompromisse ab, mit der am Ende keiner der Beteiligten richtig glücklich war. Mit den Solardachziegeln und roten Paneelen kam man der Zufriedenheit auf beiden Seiten ein ganzes Stück näher.
In der roten Altstadt-Zone dürfen nur rote Solarziegel aufs Dach
Vor Kurzem hat der Stadtrat gemeinsam mit Stadtplaner Franz Ullrich ein speziell auf die Altstadt zugeschnittenes Konzept entworfen, das jedes einzelne Gebäude nach seinem Denkmalwert beurteilt. Drei Zonen gibt es in dem Papier, die rote Zone steht für den heikelsten Bereich. Wer hier auf dem Dach etwas fürs Klima und die Energiewende tun will, darf das nur in Form von Solardachziegeln. In der gelben und der blauen Zone sind die Regeln nicht ganz so eng gefasst und auch komplette Module in roter Farbe erlaubt.
Ein Ehepaar aus der Maxstraße, dem inneren Altstadtring, wollte auf seinem Anwesen die gängigen schwarzen Module installieren und stellte einen entsprechenden Antrag. Die Dachfläche sei von der Straße aus nicht zu sehen. Doch die Verwaltung bestand auf dem Einbau roter Module. Das betreffende Gebäude stehe "im Zusammenhang mit drei benachbarten Einzeldenkmälern", hieß es. Und: Die Dachfläche sei vom Julius-Echter-Platz "voll einsehbar". Schwarze Solarmodule auf rotem Biberschwanzdach – "das können wir nicht machen", sagte Bürgermeister Dieter Lenzer in der Sitzung des Bauausschusses.
Die Bauherrin verwies darauf, dass die roten Module in der Anschaffung nicht nur 4000 Euro teurer seien als die konventionellen, mit 9000 Euro kalkulierten Full-black-Module, sondern auch in ihrem Wirkungsgrad geringer. Für den Bauausschuss war das kein Argument, dem Antrag auf Befreiung stattzugeben. "Wenn wir den Rahmenplan haben und gleich beim ersten Antrag einen Rückzieher machen, hätten wir uns den Plan gleich sparen können", erklärte der Bürgermeister.
Lenzer sprach von einer "Kompromisslösung", die bis vor Kurzem wegen des Ensembleschutzes noch gar nicht möglich gewesen sei. Den Bauherren bleibe die Möglichkeit, sich den finanziellen Mehraufwand durch Fördergelder abgelten zu lassen.
In einer ersten Version des Artikels wurde suggeriert, das Gebäude der Antragsteller liege in der vom Rahmenplan für die Altstadt streng geschützten roten Zone und müsse deshalb rote Solarziegel tragen. Das Anwesen befindet sich aber in der weniger geschützten gelben und blauen Zone. Dort genügen rote Solarmodule. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.