Die Energiekrise hat die Suche nach alternativen Energiequellen in allen Bereichen intensiviert. Industriebetriebe aus der Region müssen sich schon seit Wochen Gedanken über neue Strategien machen, aber auch das Handwerk braucht eine stabile Energieversorgung. Zwei kleine Handwerksbetriebe aus Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) und Dettelbach (Lkr. Kitzingen) berichten, wie sie es geschafft haben, zumindest bilanziell energieautark zu sein. Sie gleichen die abgenommene Menge Strom durch die eingespeiste Menge aus; mit Wärme versorgen sie sich komplett autark.
Der Metallbaubetrieb Schiffler aus Dettelbach produziert Entwicklungsteile für die Automobilindustrie, Röper aus Ochsenfurt ist ein Heizungs- und Sanitärbetrieb. Beide Unternehmen haben weniger als zehn Beschäftigte. Ihre Konzepte und die Technologie dahinter seien "nichts Besonderes" oder "ganz einfach", heißt es vonseiten der beiden Betriebe. Doch gerade die Kombination der herkömmlichen Technologien sei besonders, sagt Tatjana Horst, Beauftragte für Innovation und Technologie, Energie und Umwelt an der Handwerkskammer Unterfranken.
Metallbau Schiffler aus Dettelbach setzt auf Wärmepumpe, Photovoltaik und Wärmerückgewinnung
"Ich habe hier im Betrieb keine fossile Energie", sagt Inhaber Dietmar Schiffler über seinen Metallbaubetrieb in Dettelbach (Lkr. Kitzingen). Das gilt zumindest für sein neues Firmengebäude. Vergangenes Jahr schloss der Familienbetrieb den Neubau einer Fertigungshalle mit Büroräumen am Ortsrand von Dettelbach ab. Ausschlaggebend dafür sei gewesen, dass sich sein Sohn bereit erklärt habe, den Betrieb weiterzuführen, so Schiffler.
"Wir haben uns gesagt: Wenn wir bauen, dann energieeffizient und energieeinsparend", sagt Dietmar Schiffler. Auf dem Dach der neuen Halle wurde daher eine Photovoltaik-Anlage mit 60 Kilowatt-Peak (kWp) installiert. Im Juni und Juli habe er nur drei Prozent Strom zugekauft, den Rest produziere er autark.
Seit der Gründung 1992 ist das Unternehmen gewachsen: Erst führte Schiffler den Betrieb im Nebenberuf, dann hauptberuflich. Nun liefert er europaweit Prototypenteile für die Automobilindustrie. Im Zuge des Neubaus will er von sieben auf acht oder neun Beschäftigte aufstocken. "Wenn wir sie bekommen – wir bekommen sie ja nicht", sagt er.
Ein CNC-Bohrwerk, eine CNC-Säge und eine CNC-Biegemaschine stehen am neuen Standort. Maschinen, die alle einiges an Strom verbrauchen. Durch die CNC-Maschinen versucht Schiffler auch das fehlende Personal zu kompensieren. Der Nachteil: "Je mehr CNC-Maschinen ich habe, umso mehr Strom brauche ich. Das ist ein Kreislauf", sagt Dietmar Schiffler. Am alten Firmenstandort habe er wegen des hohen Stromverbrauchs ein Gasheizkraftwerk gebaut. Dort stehen auch noch Maschinen, die er nicht an den neuen Standort bringen kann. Nun ärgert er sich darüber, dass vor wenigen Jahren noch die Stromerzeugung mit Gas gefördert wurde.
Im Neubau nutzt Schiffler zur Beheizung eine Wärmepumpe mit 21 kW und Betonkernaktivierung, eine Art Fußbodenheizung. Trotz zweier großer Tore bleibe es warm in der Halle, sagt Schiffler. Die Raumluftabsaugung filtert außerdem einen Großteil der Luft anstatt Luft von draußen einzuwechseln, sodass eine Wärmerückgewinnung entsteht. Betrieben, die nicht neu bauen wollen, empfiehlt er vor allem eine Photovoltaik-Anlage.
Heizung und Sanitär Röper in Ochsenfurt setzt auf Wasserwärmepumpe, Solarthermie-Anlage und Photovoltaik
Der Betrieb Heizung und Sanitär Röper in Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) hat ebenfalls neu gebaut und dabei auf Erneuerbare Energien umgestellt. Die beiden Söhne, Meister und Betriebswirte im Heizungs- und Sanitärhandwerk, sind in den Familienbetrieb eingestiegen. "Die Technologie an sich ist ganz einfach", sagt ihre Mutter Heidi Röper. Sie selbst arbeitet ebenfalls im Betrieb. Als Betriebswirtin ist sie im Büro tätig und für die Badplanung zuständig. Insgesamt umfasst der Familienbetrieb etwa acht Beschäftigte. Seit zwei Jahren sind sie nun in den neuen Betriebsgebäuden.
Letztlich gibt es nur wenige Unterschiede zu Dietmar Schifflers Vorgehen: Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten konnte Familie Röper statt einer Luftwärmepumpe eine Wasserwärmepumpe einsetzen. Auch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung haben Röpers, außerdem eine Solarthermie-Anlage.
Im Betrieb selbst brauchen sie die Energie hauptsächlich für die Lager- und Ausstellungsräume. Auf dem Hallendach ist eine Photovoltaik-Anlage mit etwas über 90 kWp installiert. Die Batterie eines BMW i3 macht es möglich, dass der Betrieb zwei Nächte und einen Tag lang die Stromversorgung überbrücken könnte; für das Warmwasser und die Heizung ist ein Pufferspeicher vorhanden.
96 Prozent des gesamten Energieverbrauchs erzeugen Röpers so selbst – auf eine komplette Autarkschaltung haben sie aus Kostengründen verzichtet. Obendrauf haben sie noch eine Umwelt-Technologie gesetzt, die zumindest nicht direkt etwas mit Energieeinsparung zu tun hat: Überschüssiges Oberflächenwasser fließt von einer Zisterne in Filterboxen, sogenannte Rigolen. Diese lassen das Wasser in die Erde versickern, so dass es nicht von der versiegelten Fläche aus in die Kanalisation fließt.
Eine weitere ökologische Verbesserung hat Heidi Röper schon im Blick: In der Heizungs- und Sanitärbranche sind viele Fahrten zu Kundinnen und Kunden nötig. "Deshalb ist es unser Ziel, nach und nach unseren Fuhrpark auf E-Autos umzustellen", sagt Röper. Ein erstes E-Fahrzeug ist schon im Einsatz.
Nicht nur im Neubau, auch in einem bestehenden Betrieb sei ihr System für mehr Energieautarkie einsetzbar, sagt Röper: "Was wir für besonders wertvoll halten, ist, dass unser System einfach auf andere Betriebe übertragen werden kann."
https://www.pv-magazine.de/2022/03/22/vattenfall-nimmt-erstes-kombiniertes-photovoltaik-wind-kraftwerk-mit-speicher-in-betrieb/
Auf jeden Fall weniger, als wenn sie keine Photovoltaikanlage hätten, so viel ist sicher!
Aus eigener Erfahrung mit einer 10Kwp Anlage auf dem privaten Dach und einem Akku im Haus komme ich in den genannten Monaten auf folgende Werte, was die Eigenerzeugung von PV Strom betrifft:
November 2021: 47% Autarkie
Dezember 2021 : 36%
Januar 2022 : 39%
Februar 2022: 72%
In allen Monaten wurde auch noch Strom eingespeist, wenn mehr erzeugt wurde, als verbraucht oder gespeichert werden konnte.
Im Oktober und März liege ich bei 100%. Im März habe ich dreimal so viel Strom erzeugt, wie ich selbst gebraucht habe.
Es ginge noch sehr viel mehr. Eigentlich haben wir als Gesellschaft noch nicht mal richtig angefangen, unsere hier vorhandenen Ressourcen zu nutzen. Dazu müssten aber Leute wie Sie mal anfangen, den Kopf aus dem Sand zu ziehen.
Jeder kann anfangen und endlich aufhören zu meckern.
Wir können uns zum großen Teil autark machen!