Der Weihnachtsbaum am Firmensitz in Sulzfeld am Main war eines seiner Herzensprojekte. Ein Konstrukt aus Dutzenden von Gerüstbauteilen, tagsüber ein dürres Gerippe, aber in der Nacht ein Hingucker, ein Lichtermeer, so etwas wie der Stern von Sulzfeld, der ein bisschen Licht und Wärme in die Herzen aller Vorbeifahrenden auf der Staatsstraße brachte. Wenn es seine Zeit erlaubte, packte Thorsten Wahner beim Aufbau des stählernen Riesen jedes Jahr im Advent selbst mit an. Die Geste war ihm wichtig. Auf ein gutes Klima legte der Co-Chef des Sulzfelder Gerüstbauunternehmens großen Wert.
Nicht jeder wird den quirligen, umtriebigen Geschäftsmann gekannt haben. Aber fast jeder dürfte schon einmal den in Blau und Gelb lackierten Gerüstbauteilen begegnet sein, die als Markenzeichen so präsent an vielen Baustellen sind. Hinter den markanten Stahlstreben steckt ein Unternehmen, das 1853 als Maler- und Tüncherbetrieb gegründet wurde und 1955 in den Gerüstbau einstieg. Ein einträgliches Geschäft, denn ohne Gerüst geht es nicht am Bau. Aber auch ein Knochenjob.
2001 war Thorsten Wahner an die Seite seines Vaters Benno gerückt, und man übertreibt nicht, wenn man sagt, dass er frischen Wind in den Laden brachte. Mit kreativen Kampagnen suchte er nach Fachkräften, die in diesen Zeiten ohnehin dünn gesät sind, aber in einer harten Branche wie der seinen um so schwieriger zu gewinnen sind. Er versuchte es mit auf Großplakate gedruckten Superhelden, einem Firmencomic, Werbung auf Kinoleinwänden oder Clips auf Social Media – alles Orte, an denen man junge, hungrige Leute erreicht.
Bei Gerüstbau Wahner in Sulzfeld arbeiten heute 60 Leute
Auf 60 Beschäftigte und acht Millionen Euro Umsatz hatte er den Betrieb zuletzt gebracht. Das war seinem Pioniergeist zu verdanken, aber vor allem seinem Ehrgeiz und Mut. Er investierte Millionen in Zeiten des ungebrochenen Baubooms, ein Risiko, auch für ein schier omnipräsentes und gut gehendes Unternehmen wie seines.
Wahner forderte viel, von sich und seinen Leuten, aber er hatte auch ein Herz für seine Knochenarbeiter, saß nach Feierabend auch mal auf ein Bier mit ihnen zusammen. Sie dankten es ihm mit einem "Firmen-Oscar", und Wahner war stolz und gerührt. "So etwas kannst du dir als Chef nicht kaufen, das musst du dir verdienen", sagte er. So ambitioniert wie als Geschäftsmann war er auch als Sportsmann. Mit den Fußballern des TSV Sulzfeld erlebte er magische Momente – als Torwart-Held im Elfmeterschießen, als Aufstiegstrainer, als Freund und Förderer der Jugend. Auch bei den Würzburger Kickers war er Stammgast und Sponsor.
Am vergangenen Sonntag ist Thorsten Wahner plötzlich und unerwartet im Alter von nur 49 Jahren gestorben. Er hinterlässt Frau und zwei Kinder. Sein Stern am Firmensitz in Sulzfeld wird für immer leuchten.
Trauergottesdienst mit anschließender Beerdigung am Freitag, 8. Dezember, um 14 Uhr in der katholischen Kirche in Sulzfeld.