Seit einigen Jahren hat ein Schwanenpaar den Eichsee in Prichsenstadt als seine Heimstätte auserkoren. Auch dieses Jahr haben Vater und Mutter Schwan wieder Nachwuchs bekommen, den sie auf dem Gewässer direkt am hinteren Eingang zum Stadtkern großziehen. Fünf Küken sind es, niedliche kleine Tierchen, die stets unter der Obhut der Eltern stehen. Die Schwäne sind schön anzuschauen, aber sie leben am See nicht ungefährlich, und das liegt in erster Linie mal wieder am Menschen.
Meist sind Besucher und Einheimische ganz fasziniert von den Wasservögeln, vor allem vom possierlichen Nachwuchs. Viele bringen Brot und Gebäck mit, um es an die Tiere zu verfüttern. Das ärgert Peter Ring. Der Hobby-Ornithologe aus Prichsenstadt hat eigens ein großes Hinweisschild am See aufgestellt mit der Aufschrift "Bitte nicht füttern!" Darunter ist aufgezeigt, was den Wasservögeln alles schadet, unter anderem Brot.
"Trotzdem kommen permanent Leute und füttern. Ich habe erst gestern wieder jemanden mit einer Tüte voll ertappt", sagt Ring bei einem Ortstermin vergangene Woche. Eine kurze Belehrung half. Aber Ring kann nicht immer präsent sein und die Menschen auf ihr Fehlverhalten hinweisen. Fast jeden Tag lägen neue Stücke am See, ganze Brotlaibe habe er schon im See entdeckt, sagt er kopfschüttelnd. Schimmeliges Brot sei erst recht schädlich für die Tiere.
Wenn schon füttern, rät der Experte zu Kopfsalat
Die Schwäne vertrügen den Salzgehalt, die Laktose und auch die Stärke nicht gut, die in den meisten Backwaren enthalten ist. Das könne man nachlesen, so Ring. Wenn schon füttern, dann am besten Kopfsalat, sagt er. Zudem haben die Futterreste, die am See herumliegen, einen anderen unschönen Nebeneffekt: Sie locken Ratten an.
Was Peter Ring außerdem ärgert, sind Leute, die ihre Hunde im Bereich des Sees ausführen, ohne sie an die Leine zu nehmen. "Es ist ja Leinenpflicht. Aber viele halten sich nicht daran. Manche Hunde springen sogar in den See. Das ist vor allem für die jungen Schwäne gefährlich", erklärt der besorgte Fachmann.
Gefährlich wird es für die Tiere auch bei Begegnungen im Straßenverkehr. Zwischen dem Eichsee und der Straße ins Städtchen befindet sich lediglich ein etwa drei Meter großer Parkstreifen mit Rasen. Die Schwäne nutzen den Streifen bisweilen auch als Aufenthaltsort, manchmal überqueren sie auch die Fahrbahn. Sie sehe oder höre öfters Autos, die scharf bremsen wegen der Vögel, berichtet Nina Niedermeier, die unweit des Sees wohnt. Im Vorjahr wurde ein junger Schwan von einem Auto angefahren.
Ein Zaun zur Straße würde helfen - und schützen
Irgendwie sollte man die Schwäne schützen, sagt sie. Vielleicht helfe ein Warnschild oder eine Absperrung, ein Zaun zur Straße hin. Peter Ring plädiert für den Einbau einer Schwelle auf der vielleicht 80 Meter langen Strecke. Das wäre für die Anwohner wie auch für die Vögel eine gute Lösung.
Prichsenstadts Bürgermeister Rene Schlehr kennt "seine" Schwäne mittlerweile nur zu gut. Viele Bewohner des Städtchens seien stolz auf die Tiere, sie gehörten beinahe schon zum Stadtbild. Erst kürzlich habe die zutrauliche Schwanenfamilie sogar einen Spaziergang durch die Altstadt gemacht, fast bis zum Rathaus.
Verhindern oder regeln lasse sich menschliches Fehlverhalten in diesem Fall kaum. "Wir können den Bereich am See entlang nicht absperren, der See ist Privatgrund." Außerdem würden die Schwäne eine Möglichkeit finden, eine Mauer oder Absperrung zu überwinden, glaubt Schlehr.
Der Bürgermeister gibt zu, dass auch ihn das viele Füttern der Tiere störe. Viele lockten die Schwäne regelrecht an. Schlehr wäre es am liebsten, wenn die Menschen etwas mehr auf Distanz zu den Wasservögeln gingen. "Lasst sie Tiere sein", sagt er. "Anschauen aus der Entfernung reicht doch auch."