zurück
Kitzingen
Schwalbenhof: Ärztehaus statt öffentliche Parkplätze?
Was hat Vorrang: der Erhalt von öffentlichen Parkplätzen in der Innenstadt oder die Ansiedlung von Ärzten dort? Der Stadtrat muss nun grundsätzlich darüber diskutieren.
Öffentliche Parkplätze auf dem städtischen Parkplatz im Schwalbenhof in der Kitzinger Altstadt.
Foto: Moritz Maier | Öffentliche Parkplätze auf dem städtischen Parkplatz im Schwalbenhof in der Kitzinger Altstadt.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 09.02.2024 20:16 Uhr

Bauinvestor Wolfgang Rosentritt, der in Kitzingen schon mehrere aufsehenerregende Projekte verwirklicht oder geplant hat, unternahm am Donnerstag einen mutigen Schritt: Er konfrontierte den Kitzinger Stadtrat mit einer Idee von einem Ärztehaus im Schwalbenhof in der Altstadt. Noch ohne Konzept oder Entwurfsplan. Oberbürgermeister Stefan Güntner hatte ihm gestattet, in dieser frühen Projektphase vor dem Rat zu sprechen.

Der Grund dafür: Rosentritts Plan wirft diskussionswürdige Fragen auf. Der Investor, dem auf 4000 Quadratmetern schon die Norma und weitere Gebäude bis zum Italiener und Griechen im Schwalbenhof gehören, möchte auf den öffentlichen Parkplätzen vor dem Supermarkt ein Ärztehaus bauen. Die Folge: Danach stünden die Parkplätze nur noch den Nutzern und Besuchern des Schwalbenhofs zur Verfügung. Parken für jedermann wäre dann dort nicht mehr möglich.

Arzt und Apotheker wollen einziehen

Das ist der Plan: Der Internist Dr. Thomas Brohm und der Apotheker Martin Müller, derzeit beide im Ärztehaus in der Moltkestraße, möchten umziehen. Deshalb will Rosentritt für sie und weitere Interessenten ein Ärztehaus vor der Norma bauen, auf der großen Parkfläche, die der Stadt Kitzingen gehört. Damit das Gebäude wirtschaftlich wird, hat Rosentritt berechnet, dass er drei bis vier Praxen auf bis zu 1500 Quadratmetern Gesamtfläche unterbringen müsste. Daraus folgt, dass das Ärztehaus mehrgeschossig werden muss. Wie viele Stockwerke es haben könnte, ist noch unklar und hängt von der Nachfrage ab.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar des Autors.

Rosentritt kann sich rund 100 Parkplätze im UG und im EG vorstellen und darüber das Praxisgebäude. Der Investor würde den Bau damit verbinden, seine vorhandenen Gebäude in diesem Bereich zu renovieren. "Es soll freundlicher und schöner werden", sagte er in der Ratssitzung.

OB Güntner erklärte dem Rat, dass es im Vorfeld abzuwägen gebe, ob man das Ärztehaus in der Innenstadt habe wolle oder die öffentlichen Parkplätze. Derzeit sind knapp 60 Stellplätze dort vorhanden. Sollte die Stadt ihre Fläche weiter als Parkraum nutzen wollen, wird aus dem Ärztehaus dort nichts. Auf Nachfrage erklärte der OB, dass sich bislang alle anderen Bemühungen, ein Ärztehaus in der Innenstadt zu installieren, zerschlagen hätten. 

Stadtrat muss sich entscheiden

Thomas Rank (CSU) fand, dass ein Ärztehaus besser in die Innenstadt als an den Stadtrand gehöre. Der Verlust der Parkplätze täte aber weh. Astrid Glos (SPD) erfuhr von Rosentritt auf Nachfrage, dass er sich zwei Untergeschosse fürs Parken wirtschaftlich nicht vorstellen könne. Außerdem erklärte er, dass es auf Dauer schwierig sein werde, die Norma in der Altstadt zu halten. Er zitierte Norma, dass sie "auf dieser Fläche kaum wirtschaftlich arbeiten" könne. Er möchte den Discounter gern halten, weiß aber, das er sich wandeln und attraktiver werden wolle. Der Trend solcher Märkte gehe raus aus der "versteckten Lage" an die B8. "Norma ist an dieser Stelle endlich", behauptete Rosentritt.

Andreas Moser (CSU) sagte mit Blick auf die Parkplätze, dass die Kitzinger Polizeiinspektion in absehbarer Zeit ihren Gebäudekomplex räumen werde. Eine denkbare Fläche für ein Parkareal am Rande der Altstadt?

Mehrere Räte wollten wissen, ob Rosentritt einen Lebensmittel- oder Biomarkt im Schwalbenhof ansiedeln wolle, sollte die Norma gehen. Er erklärte, dass er seit Jahren versuche, Interessenten zu gewinnen. Bislang sei das schwierig. Timo Markert (CSU) verwies darauf, dass nur 500 Meter weiter der Edeka-Markt Waigand zu finden sei. 

"Sargnagel für den Einzelhandel"

Klaus Sanzenbacher (Grüne) befürchtete, dass "jeder verlorene Parkplatz ein Sargnagel für den Einzelhandel in der Altstadt" sei. Außerdem würden im Schwalbenhof Bäume stehen, die dann einer versiegelten Fläche zum Opfer fielen. Rosentritt zufolge ist die Parkfläche bereits versiegelt und es gebe nur wenige Bäume. Er schlug Dachbegrünung als Ausgleich vor.

Zum Schluss wiesen Jens Pauluhn (ÖDP) und Klaus Heisel (SPD) darauf hin, dass die Stadt ein Verkehrskonzept erstellen wolle. Die Parkfläche müsse man in diesem Zusammenhang sehen: Wie viele Autos sollen künftig noch in die Altstadt fahren und wo sollen sie parken? Die Fraktionen werden Rosentritts Idee nun intern beraten, bevor das Thema nochmals in den Stadtrat kommt.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Andreas Brachs
Altstädte
Andreas Moser
Astrid Glos
Bürgermeister und Oberbürgermeister
CSU
Innenstädte
Internisten
Jens Pauluhn
Klaus Heisel
Martin Müller
SPD
Stadt Kitzingen
Stadträte und Gemeinderäte
Stefan Güntner
Städte
Thomas Rank
Ärztehäuser
Ökologisch-Demokratische Partei
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top