Neuer Grundschultrakt, neue Fachräume, neue Außensportanlage, neue Räume für die Ganztagsbetreuung, eine Heizanlage mit Hackschnitzeln, eine fast komplett neue Haustechnik: Für geschätzte Kosten von 23,5 Millionen Euro lässt der Schulverband Wiesentheid seit diesen Frühjahr seine Grund- und Mittelschule komplett sanieren.
Bei laufendem Schulbetrieb soll die Renovierung bis 2026 vonstatten gehen. Der Schulverbandsvorsitzende, Wiesentheids Bürgermeister Klaus Köhler, Verwaltungsleiter Christian Sturm sowie die für die Schulen verantwortliche VG-Mitarbeiterin Isabell Kirchner sind guter Dinge. "Bei dieser Baustelle bin ich optimistisch; das Ergebnis wird richtig gut", meint Köhler beim wöchentlichen Ortstermin mit dem Büro Röschert und dem zuständigen Architekten Peter Machbert. Das Büro hatte schon den Neubau vor mehr als 50 Jahren geplant. 1972 ging die in einer Wohnsiedlung gelegene Bildungseinrichtung in Betrieb.
Während die Fachleute drinnen Details besprechen, geht es draußen auf der wohl größten Baustelle in der Geschichte Wiesentheids richtig rund. An diesem Vormittag verlegen die Bauarbeiter Platten als Unterbau für einen Weg auf der Nordseite. Lärm und Staub sind manchmal vormittags nicht zu vermeiden, auch wenn die lauten Arbeiten für die Schulferien oder an den Nachmittagen eingetaktet sind.
Blaue Container für die Übergangszeit
Nicht weit davon, auf der zuvor als Parkplatz für die Lehrkräfte genutzten Fläche, stehen blaue Container auf mehreren betonierten Stützen. Diese Räume wurden zu Beginn des neuen Schuljahres aufgestellt. In ihnen befinden sich nun die Klassenzimmer der Drittklässer; drei Klassen werden dort während der Bauzeit unterrichtet.
Verwaltungsleiter Sturm erläutert den Grund. Das Provisorium sei kurzfristig notwendig geworden, nicht nur, weil ein Teil des Grundschulbereichs schon abgerissen ist. "Es wäre gerade so ausgegangen, hätten wir nicht vier erste Klassen bekommen, so Sturm. Also mussten Container her. Hinzu komme, dass man mehr als 25 ukrainischer Flüchtlinge, quasi eine ganze Klasse zusätzlich, im Schulbetrieb in Wiesentheid habe. Diese so genannte Integrationsklasse erfordere einen weiteren Fachraum.
Die Container-Lösung komme laut Sturm finanziell günstiger, als eine Auslagerung in eine andere Gemeinde. Doch wie kommt der Unterricht in den rechteckigen Kästen bei Schülern und Lehrern an? "Die Kinder akzeptieren es. Die Räume sind gut gedämmt, die Ausstattung ist toll, es ist ein guter Kompromiss", findet mit Karin Kößling eine der dort lehrenden Klassenleiterinnen.
Kinder lernen im "Schuhkarton"
Ähnlich schildert es Grundschulrektor Carsten Busch, der selbst darin Unterricht hält. "Die Kinder finden das ganz spannend. Sie sagen: Wir sind im Schuhkarton." Dass es auch einmal Lärm und Staub gibt, weil direkt daneben gebaut wird, sieht Busch gelassen. "Wir freuen uns auf eine neue Schule, die wir auch dringend brauchen. Das geht eben nicht ohne Beeinträchtigungen."
Komplett neu wird die Schule allerdings nicht, zunächst betrifft der größte Teil der Arbeiten den Trakt auf der Nordseite, in dem die Grundschule und einige Fachräume untergebracht sind. Wenn das fertig ist, geht es an anderer Stelle weiter.
Dass in Wiesentheid etwas getan werden muss, war seit längerem klar. "Wir haben seit Jahren ein massives Platz-Problem", sagt die in der Verwaltungsgemeinschaft für die Schule zuständige Mitarbeiterin Isabell Kirchner. Bereits seit längerem sind Grundschulklassen im örtlichen Gymnasium ausgelagert, die siebte Jahrgangsstufe ist aktuell in Geiselwind untergebracht.
Hinzu kommt, dass für die Ganztagsbetreuung eigene Räume gefordert sind. Etwa 140 Schülerinnen und Schüler nehmen das Angebot derzeit wahr. Dass die Schülerzahlen weiter steigen werden, zeigen die Prognosen, wie der Schulverbandsvorsitzende Köhler meint. "Auch in den nächsten Jahren ist wohl einiges an Nachschub zu erwarten."
Der Beschluss, eine umfangreiche Sanierung anstelle eines Neubaus der Grundschule anzugehen, fiel 2019. Andernfalls wären die Kosten noch höher gewesen. Zudem hätte der Neubau sowieso nur nur die Grundschule umfasst.
Als sich der Schulverband 2014 intensive Gedanken über eine Sanierung machte, lag eine erste Schätzung der Kosten bei elf Millionen Euro. Noch vor vier Jahren war man von Kosten in Höhe von 14,4 Millionen ausgegangen. Eine Nachberechnung kam dann auf über 20 Millionen Euro, nicht nur wegen Brandschutz und Sicherheit. Nötig seien an einigen Stellen Außentreppen als Fluchtwege oder spezielle Schließvorrichtungen für Notfälle.
Grundsubstanz der Schule für gut befunden
Hinzu kommt, dass auch große Teile der Technik ausgetauscht werden. Anstelle der 50 Jahre alten Elektroheizung wird künftig mit Hackschnitzel geheizt, das Gebäude dazu soll zum Hartplatz hin entstehen. Ein komplett neuer Wasseranschluss für die Schule wird ebenso geschaffen. So summieren sich die voraussichtlichen Kosten nun auf 23,5 Millionen Euro.
Zum Glück ist längst nicht alles schlecht am bestehenden Gebäude, wie Architekt Machbert vor Ort erläutert. "Die bestehende Substanz der Gebäude ist sehr gut erhalten. Damals hat man mit viel Weitsicht und richtig nachhaltig gebaut." Damit meint der Planer vor allem das Mauerwerk aus gebrannten Ziegelsteinen und die Betonteile. Die Fundamente von 1972 erwiesen sich als so stabil, dass man an den benötigten Stellen aufstocken könne.
Das geschah bereits auf der Südwestseite, was derzeit schon weithin sichtbar ist. In den später dreistöckigen Trakt wird die Ganztagsbetreuung einziehen. Auf der Nordseite, wo sich früher der Raum Handarbeiten befand, beginnt in Kürze der Neubau eines ebenfalls dreistöckigen Grundschultrakts. Später ist auch das seit 1972 bestehende und beengte Lehrerzimmer dran.
2026 soll die dann runderneuerte Bildungseinrichtung fertig sein. Bis dahin bleibt wohl auch der beliebte Fußweg an der Südseite der Schule gesperrt.