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Kitzingen
Schon wieder ein ungelöstes Müllproblem in der Innenstadt: Ist das die dreckigste Ecke Kitzingens?
Der Abfall in den Straßen und Gassen der Stadt wird zum Dauerärgernis. Im aktuellen Fall könnte es sich sogar um Gefahrgut handeln. Das Ganze führt zu einer heiklen Frage.
Dieses Bild kann weder der Stadt noch den Anwohnern gefallen: In der Oberen Bachgasse in Kitzingen sammelt sich der Müll.
Foto: Eike Lenz | Dieses Bild kann weder der Stadt noch den Anwohnern gefallen: In der Oberen Bachgasse in Kitzingen sammelt sich der Müll.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:35 Uhr

Zu den Prachtstraßen Kitzingens hat die Obere Bachgasse nie gezählt. Aber man muss kein glühender Romantiker sein, um an den Zuständen, die seit Wochen und Monaten in der engen Gasse herrschen, Anstoß zu nehmen. Wer die Müllproblematik in der Innenstadt beleuchten will, landet am Ende immer wieder in der Oberen Bachgasse. Sie ist ein Schlaglicht, ein Abfall-Hotspot und wirft die Frage auf: Hat man im Kitzinger Rathaus vor dem Müll in den Straßen und Gassen kapituliert?

An einem grauen Dezembervormittag lehnen rund um einen kleinen Parkplatz in der Oberen Bachgasse 15 Fahrräder. Manche sind ans Geländer gekettet, andere stehen ungesichert da, und einigen sieht man an, dass sie länger nicht mehr bewegt wurden. Von einem ist nur noch das entblößte Gestell übrig, die Reifen konnte offenbar jemand gebrauchen.

Vor der verwitterten Fassade eines Hauses hat jemand ein Waschbecken, zwei Stühle, einen Ventilator und einen kaputten Tretroller abgestellt, am Boden kullert eine Spraydose mit Rostlöser. Es wirkt wie ein Stillleben aus einem modernen Kunstwerk. Fest steht: Das alles gehört hier nicht hin.

Was für eine Flüssigkeit befindet sich in den vier Kanistern?

Und dann sind da noch vier Kanister mit jeweils 25 Liter Fassungsvermögen. Sie stehen zu Füßen eines Baums, der auch mit Einbruch des Winters sein Laub noch nicht vollständig abgeschüttelt hat, und enthalten eine gelbe Flüssigkeit. Auf einem der Behälter klebt das verwaschene Etikett mit dem Symbol für ätzend, einer Gefahrenwarnung und dem Beipackzettel: Pentra-Sil PCF – "ideal zur Aufbereitung vorhandener Beton- und Estrich-Industrieböden", wie man auf der Hersteller-Webseite nachlesen kann.

Die vier Kanister enthalten eine gelbe Flüssigkeit. Jemand hat sie mit diesem Farbeimer unterhalb eines Baums abgestellt.
Foto: Eike Lenz | Die vier Kanister enthalten eine gelbe Flüssigkeit. Jemand hat sie mit diesem Farbeimer unterhalb eines Baums abgestellt.

Das Originalprodukt ist hochalkalisch und "außerhalb der Reichweite von Kindern zu lagern". Ungeschützt kann es zu Augen- und Hautirritationen führen. Ob es sich bei der Flüssigkeit um den ursprünglichen Inhalt handelt, ließ sich ebenso wenig ermitteln wie die Herkunft der Behälter. Sie könnten von einer nahen Baustelle stammen – oder von einer privaten Haussanierung.

Unterhalb des Straßenraums befindet sich eine Art Gewölbe, zwei kleine Verliese, die ebenfalls zugemüllt sind mit alten Farbeimern, Fahrrädern und Schubkarren. Auch von diesen Gegenständen ist unklar, ob sie eine Gefahr für die Umwelt darstellen.

Ein Anwohner hat die Redaktion auf die "unhaltbaren Zustände" aufmerksam gemacht. Nicht zum ersten Mal sammelt sich dort Müll aller Art, was die Frage aufwirft: Ist die Obere Bachgasse die dreckigste Ecke in der Innenstadt? Bei der Stadt Kitzingen gibt es dazu offiziell keine Hitliste – und auf unsere jüngste Anfrage auch keine Antwort. Es existiert aber eine Reinigungsverordnung, auf die man im Rathaus in der Vergangenheit schon mehrfach verwiesen hat.

Straßenszene in der Oberen Bachgasse: Wer sein Zeug nicht mehr braucht, stellt es offenbar einfach im öffentlichen Raum ab.
Foto: Eike Lenz | Straßenszene in der Oberen Bachgasse: Wer sein Zeug nicht mehr braucht, stellt es offenbar einfach im öffentlichen Raum ab.

In ihr ist geregelt, dass Gehsteige und ein Teil der Fahrbahn "stets in reinlichem Zustand zu halten" sind – und zwar von den Anwohnern. "Die Stadt selbst kommt nur dann ins Spiel, wenn Müllbehältnisse nicht abtransportiert werden können und als Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung im öffentlichen Straßenraum stehen oder wenn unsortierter Müll lose auf der Straße herumfliegt." Ob das für den aktuellen Fall gilt, bleibt offen.

Die Stadt appelliert wegen des Mülls an "alle Bürger"

Für die Stadt ist das Problem nur dann zu lösen, wenn alle Beteiligten ihren Aufgaben und Pflichten nachkommen. "Alle Bürger müssen sich an die Regeln der Abfallentsorgung halten, vor ihrer eigenen Tür für Ordnung sorgen und die Straße reinigen", hieß es dazu erst im Oktober auf eine Anfrage der Redaktion. "Schließlich wollen wir alle in einer sauberen Stadt leben."

 
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Kommentare
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  • peter havel
    ... was will man von der Stadt erwarten, schafft sie es doch nicht mal den Wochenenddauer - LKW -Parker am Infopoint zu vergrämen. Schad ums Geld, welches der Platz gekostet hat.
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  • Harald Zierhut
    Das Wegwerfen von Abfällen wie zB Zigarettenkippen, Becher, Flaschen, Pizzakartons etc. in den öffentlichen Bereich ist erstmal anfänglich eine Ordnungswidrigkeit (überall in DE). Köln: 50 Euro, Würzburg: 10 Euro usw. Geahndet wird dies durch den jeweilgen städtischen Ordnungsdienst. Allerdings habe ich in Kitzingen noch nie beobachten können, dass da die Stadt einschreitet. Knöllchen zu verteilen, Blitzer ist doch alles viel lukrativer für das Stadtsäckel, wenig Zeitaufwand - und man braucht sich vor Ort doch nicht mit den Abfallsündern rumärgern. Erst wenn hier die Stadt rigoros Flagge zeigt wird sich diesbezüglich endlich mal was ändern.
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  • Henry Göricke
    Chef Sache, die Menschen mal richtig abstrafen, sollte dies nicht passieren, hat die Stadt Schuld.
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  • Patrick Rettner
    Da macht man es sich bei der Stadt Kitzingen doch etwas zu leicht. Die wenigsten, die sich über der Müll vor ihrer Haustür beschweren, haben ihn dort selbst abgeladen - sollen sich jetzt aber an die Regeln halten und den Müll entfernen.
    Vielleicht sollte man seinen Müll einfach vors Rathaus kippen, dann merkts womöglich der eine oder andere Staatsdiener, dass diese Regelung nix taugt.
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  • Stefan Krug
    dann sollte man halt die bestehenden Abfallgesetze mal vollstrecken!

    wenn jemand mal 50.000€ Strafe bezahlt hat
    dann lässt er vielleicht in Zukunft diese Umweltverschmutzung...

    aber mit "Blitzern" verdient man ja einfacher Geld...
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  • Thomas Hemmerich
    Die Stadt appelliert an alle Bürger. Soweit gut und die allermeisten kommen hier auch ihren Aufgaben und Pflichten nach. Nur was ist, wie in den hier geschilderten Fällen,wenn das nicht passiert? Bekommen die Verantwortlichen eine schriftliche Aufforderung, sich darum zu kümmern bzw sogar eine Strafe (egal wie das nun genau bezeichnet wird)? Wie lange schaut die Stadt zu? Vermutlich lassen sich die Verantwortlichen nicht ermitteln und irgendwann lässt die Stadt das auch wegräumen, dann aber auf Kosten der Bürger, die wie eingangs bemerkt, ihren Aufgaben und Pflichten nachkommen.
    Das wiederum könnte zur Folge haben, dass genau diese Bürger dann auch mal die Nase voll haben, weil sie sehen: Es passiert ja nix, resignieren und auch nichts mehr machen.
    Leider ist das immer öfter zu beobachten und so langsam bricht ein "System" zusammen, dass über viele Jahre gut funktioniert hat. Unsere Gesellschaft verändert sich.
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