Das Anforderungsprofil, eine "gar trefflich lockere Zunge", hat er mit Sicherheit und ein "schlagkräftiges Wort" weiß er auch zu führen: Hubert Aiwanger ist das Schlappmaul 2019. Der Preis der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) wird bei der Prunksitzung am Rosenmontag verliehen.
Auf die Suche nach dem neuen Kitzinger Schlappmaul hatten sich im Aufrag der Kitzinger Narren diesmal Wolfram Beha und Dieter Kewersun gemacht. Als die Findungskommission das neue Schlappmaul schließlich an der Angel hatte, war Hubert Aiwanger noch Oppositionsführer im Bayerischen Landtag. Seither haben sich die Dinge gründlich geändert; das neue Schlappmaul hat einen steilen Aufstieg hingelegt: Nach der Landtagswahl im Herbst und seit der Koalition mit der CSU ist der Freie-Wähler-Chef Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident.
Wie Wolfram Beha und Dieter Kewersun bei der Bekanntgabe des Preisträgers am Freitagmittag im Deutschen Fastnacht-Museum in Kitzingen betonten – übrigens einen Tag vor dessen 48. Geburtstag – zeichne sich Aiwanger "durch seine Liebe zur Heimat und deren Brauchtümern und somit auch zur Fastnacht" aus. Der nunmehr 35. Schlappmaulordensträger bekommt die seit 1989 jährlich vergebene Auszeichnung von seiner Vorgängerin Barbara Stamm bei der Rosenmontagssitzung in der Florian-Geyer-Halle verliehen. Sie wird dann auch die Laudatio auf ihn halten.
Dass Aiwanger immer für eine Schlagzeile gut ist, bewies er erst dieser Tage, als er bei einem Besuch in Würzburg das Ende des Acht-Stunden-Tages und damit generell flexiblere Arbeitszeiten forderte. Ein Vorstoß, der für einige Aufregung sorgt und umgehend unterfränkische Gewerkschafter auf die Palme brachte. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) reagieren mit scharfer Kritik und DGB-Regionsgeschäftsführer Frank Firsching sprach gar davon, dass Aiwanger "konzentrierten Quatsch von sich gibt".
Das neue Kitzinger Schlappmaul war erst vergangenes Wochenende beim Neujahrsempfang des Kreisverbandes der Freien Wähler in Iphofen aufgetreten und auch dort mit seiner lockeren Zunge aufgefallen - etwa mit dem Satz "Wir haben zu wenig Leute, die eine Schaufel halten können!" Ein Blatt vor den Mund zu nehmen – Aiwangers Art ist das sicher nicht.
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Das wird auch bei der Preisübergabe in Kitzingen Anfang März nicht anders sein. Markante Sprüche dürften garantiert sein. Zumindest deutet einiges darauf hin: Nachdem das Geheimnis gelüftet war, versprach Wolfgang Beha, dass er aus ganz sicherer Quelle wisse, dass Aiwanger "zu jeder Schandtat an diesem Abend bereit" sei.
Der gelernter Landwirt ging 2001 in die Politik und schloss sich damals den Freien Wählern an. 2004 wurde er Kreisvorsitzender von Landshut. Auf der Delegiertenversammlung der Freien Wähler im März 2006 ging Aiwangers Stern dann endgültig auf: Überraschend wurde er in einer Stichwahl mit knapper Mehrheit zum Landesvorsitzenden gewählt. Der nächste Schritt: Bei den Vorstandswahlen des Bundesverbandes in Berlin am 27. März 2010 wurde Aiwanger zum Bundesvorsitzenden der Freien Wähler gewählt.
Die Freien Wähler tauchen mit Aiwanger erstmals in der illustren Reihe der Kitzinger Schlappmäuler auf. Oft kamen Preisträger von der FDP – von Ex-Außenministern Hans-Dietrich Genscher über Guido Westerwelle, Jürgen Möllemann und Wolfgang Kubicki. Andere Parteien waren durch den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) oder Ex-Linken-Chef Gregor Gysi vertreten sowie Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU), Renate Schmidt (SPD) und Claudia Roth (Grüne).
Karten für die Rosenmontagssitzung in der Florian-Geyer-Halle mit der 34. Schlappmaulorden-Verleihung gibt es im Vorverkauf in der Kitzinger Buchhandlung Schöningh.