Auf den Zeichnungen der Architekten sieht das Kitzinger Tierheim schon mal gut aus: ein langgezogener Bau, der vor allem eines zu sein scheint: praktisch. Ob der Bau jemals in der Realität ankommt, steht allerdings in den Sternen: Derzeit bereitet eine Finanzierungslücke von 200 000 Euro den Tierheim-Freunden Kopfzerbrechen.
Dabei hatte es zuletzt fast nur gute Nachrichten gegeben: Die Standortfrage drohte zu einer Hängepartie zu werden, als sich in Kitzingen wie aus dem Nichts eine Möglichkeit in der Nähe des Golfplatzes eröffnete. Der Verwaltungs- und Bauausschuss sprach sich bei einer Grundsatzentscheidung einstimmig für den Bereich „Im Lailach“ aus. Auch bei der Finanzierung des 2,6 Millionen Euro teuren Vorhabens, wobei die Baukosten alleine bei 2,1 Millionen Euro liegen, ging es zunächst mit großen Schritten voran: Alle Städte und Gemeinden sagten zu, dem Tierschutzverein finanziell unter die Arme zu greifen: Sowohl mit einem jährlichen Entgelt für die laufenden Kosten als auch mit einer Beteiligung an den Baukosten.
Für die laufenden Kosten gibt es nunmehr 70 Cent pro Einwohner und Jahr. Für den Neubau, der überwiegend über ein Darlehen finanziert wird, zahlen die Städte und Gemeinden einen zweiten Betrag, der unterschiedlich hoch ist und zwischen 70 Cent und einem Euro liegt. Dieser Betrag wird 20 Jahre gezahlt und ist – wenn man so will – die Rate, mit der ein Kredit über 1,5 Millionen Euro zurückgezahlt wird.
Lücke in der Endabrechnung
Bis hierhin ist alles im grünen Bereich. Es gibt trotzdem noch ein großes Problem in Form eines Lochs von mindestens 200 000 Euro. Zwar können die Tierfreunde Eigenmittel von 500 000 Euro beisteuern und auch der Landkreis hat einen Zuschuss über 300 000 Euro als freiwillige Leistung zugesagt. Trotzdem klafft – nachdem nun alle Zahlen auf dem Tisch liegen – in der Endabrechnung eine Lücke.
Klar ist: Die Städte und Gemeinden legten nicht noch einmal nach. Die zugesagte Finanzierung war mit viel Aufwand und Mühe in den vergangenen Monaten in den jeweiligen Stadt- und Gemeinderäten beschlossen worden. Dieses Fass, so wurde kürzlich bei einer Dienstbesprechung aller Bürgermeister im Landkreis deutlich, werde man auf gar keinen Fall noch einmal aufmachen. Es bleibt damit bei dem Kredit von 1,5 Millionen Euro. Spielraum gibt es also, zumindest an dieser Stelle, nicht mehr.
Einsparungen nur bedingt möglich
Der Hinweis aus den Reihen der Bürgermeister, dass das Tierheim nun sparen und vielleicht bei den Baukosten nach unten gehen könne, griff dabei allerdings zu kurz: Zum einen spart das Tierheim schon und geht bei den Eigenmitteln von einer halben Million Euro deutlich an die Schmerzgrenze. Zum anderen lässt sich, das machte der Vorstand bei einem Gespräch mit dieser Redaktion deutlich, nicht einfach weniger bauen. Das neue Tierheim umfasse alles, was gesetzlich vorgeschrieben sei und eben keinerlei Extras. Die Vorschriften – von einem Sozialraum bis hin zu einem eigenen Raum für den Tierarzt und der vorgeschriebenen Größe für die Tier-Boxen – sind inzwischen mehr als umfassend. Und schließlich ist da noch ein Problem: Nie war Bauen teurer als im Moment, wie der externe Koordinator Harald Meyer betont.
Die Finanzierungslücke nach dem endgültigen Kassensturz vor Augen, herrscht bei den Tierfreunden zunehmend Frust. Weit gekommen sind sie – aber scheinbar nicht weit genug. Ein paar mögliche Einsparungen haben die Architekten zwar gefunden: Etwa könnte das neue Haus näher an die Straße gebaut werden, was die Rohrleitungen um ein paar hundert Meter und damit die Erschließungskosten verringern würde. Nur: Es reicht eben nicht. Die Planungen, so betonen Vorsitzender Gerd Menche und sein kommissarischer Vize Christian Fexer, hätten ja schon unter der Überschrift der "maximalen Kostenersparnis" gestanden. Weiteres Einspar-Potenzial also ausgeschlossen.
Verstärkte Spendenaufrufe
Damit ist wieder einmal fraglich, ob es jemals ein neues Tierheim geben wird. Bis Anfang April, wenn es eine außerordentliche Mitgliederversammlung gibt, muss das Problem gelöst sein. Sonst, so betont Menche, "müssen wir den Neubau ad acta legen". Bis dahin will man allerdings noch kämpfen: Beispielsweise mit verstärkten Spendenaufrufen. Dabei geht es neben dem Geld auch um Sachleistungen wie etwa Türen oder Fenster, um die Baukosten im Rahmen zu halten. "Es gibt nur diese eine Chance", sind sich die Tierfreunde sicher.
Denn klar ist auch: Scheitert der Neubau, wird das bestehende Tierheim umgehend dicht gemacht. Dort waren bekanntlich 2017 Risse im Mauerwerk entdeckt worden, verursacht von einem vor rund 110 Jahren stillgelegten Stollen, auf dem das Tierheim steht. Wegen der wackeligen Füße wird das Tierheim dort zwar noch vom Bergamt Nordbayern geduldet – aber eben nur vorübergehend. Seither kämpfen die Tierfreunde mit allem, was sie haben, für den Neubau. Der Ausgang dieses Kampfes scheint offener denn je.