
Der Schwarzacher Premium-Modehersteller René Lezard gab vergangene Woche bekannt, 47 von 107 Mitarbeitern entlassen zu wollen. Die Kündigungen, abgefedert durch einen Sozialplan, sollen im ersten Halbjahr 2019 vollzogen werden.
Eine Entwicklung mit Höhen und Tiefen
Bürgermeister Volker Schmitt sieht die Entwicklung des seit Jahren taumelnden Unternehmens mit gemischten Gefühlen. Der Abbau von fast 50 Prozent der Stellen in Schwarzach sei ein gravierender Schnitt, andererseits sei man froh, „dass der Standort erhalten wird“. Manchmal sei Schrumpfen auch gesund, sagt Schmitt. René Lezard sei bisher der zweitgrößte Arbeitgeber der Marktgemeinde gewesen, erklärt Schmitt mit Blick auf die nächsten Monate. Größer seien nur die Betriebe des Klosters Münsterschwarzach, in denen über 300 Beschäftigte arbeiten würden.
Für Schwarzach sei René Lezard auch deshalb bedeutsam, weil dort viele Einheimische arbeiten würden. Der Betrieb blickt heuer auf sein 40-jähriges Bestehen zurück, und manche Mitarbeiter sind dort mehr als 30 Jahre beschäftigt.
Hoffnung auf neuen Investor gesetzt
Schmitt hatte die Hoffnung, dass sich durch den anstehenden Einstieg eines türkischen Investors bei René Lezard die Entwicklung des Schwarzacher Modeunternehmens zum Guten wenden würde. Doch dem Bürgermeister war durchaus klar, dass schon die aktuellen Geschäftsführer keine leichte Aufgabe hätten. Sie müssten vor der Übernahme durch den neuen Mehrheitseigner Yasar Esgin von Cemsel Tekstil die Sanierung des seit Jahren krisengeschüttelten Betriebs vollziehen und vor allem eine neuerliche Insolvenz abwenden. Und für Schmitt besonders wichtig: die Erhaltung des Standorts.
Mittlerweile hat der Bürgermeister sich auch mit einigen von den angekündigten Entlassungen betroffenen Bürgern ausgetauscht. Es seien verschiedene Altersstufen betroffen, darunter Mitarbeiter aus Verwaltung, Logistik und Produktion. Bei aller Tragik: Schmitt sieht gute Chancen für sie, wieder auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen. Aktuell verzeichnet der Landkreis Kitzingen eine Arbeitslosenquote von 1,9 Prozent. Die Konjunktur brummt. „Wir haben Vollbeschäftigung“, sagt Schmitt dazu. Deshalb hat er die Hoffnung, dass selbst Arbeitnehmer über 45 Jahren vermittelbar sind. Schmitt hat in dieser Beziehung grundsätzlich einen Wandel bei den Unternehmen festgestellt: Mittlerweile zählen Erfahrungen und Know-how wieder etwas und nicht nur das Alter eines Mitarbeiters.
Gute Entwicklung im Gewerbegebiet
Mut machen könnte auch die Entwicklung im Schwarzacher Gewerbegebiet. Dort seien alle Grundstücke verkauft; Firmenum- und -ansiedlungen stünden bevor. Allerorten würden Handwerker und anderes Fachpersonal gesucht. „Selbst Leute aus der Verwaltung sind gefragt“, so hat es der Bürgermeister vernommen.
Was hat René Lezard vor?
Was plant René Lezard? Wie berichtet, setzt das Unternehmen künftig statt auf Arbeitsteilung zwischen dem Standort Schwarzach und externen Zulieferern auf einen kompletten Einkauf von Waren und Dienstleistungen. Folglich würden die Produktentwicklung, Produktion und Lieferung der Kollektionen nicht mehr in Schwarzach vorgenommen, sondern extern vergeben. Unberührt davon seien die Verkaufsläden. Die Umstellung betreffe allein die Hauptverwaltung und dort vor allem die Bereiche Produktion/Logistik, Retoure/Zoll, CAD/Lagebild und Einkauf. Nach dem Stellenabbau sollen in Schwarzach und den René-Lezard-Läden in Deutschland noch rund 200 Beschäftigte arbeiten.