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Volkach
Regenabbruch beim Volkacher Kabarettsommer: Die Harald-Schmidt-Show ging trotzdem weiter
TV-Legende Harald Schmidt hatte beim Open-Air-Talk auf dem Weinfestplatz von der ersten Minute an das Heft in der Hand. Gastgeber Volker Heißmann nahm's gelassen.
Die Harald-Schmidt-Show geht trotz Wolkenbruchs weiter - mit einer ausgiebigen Fotosession für alle Fans, die sich mit ihm fotografieren (lassen) wollen.
Foto: Benjamin Brückner | Die Harald-Schmidt-Show geht trotz Wolkenbruchs weiter - mit einer ausgiebigen Fotosession für alle Fans, die sich mit ihm fotografieren (lassen) wollen.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 15.07.2024 11:36 Uhr

So scheinheilig grinsen kann sonst keiner. "War die Landtagswahl schon? Man hört gar nichts mehr", fragt Harald Schmidt mit Unschuldsmiene. Und dann eben dieses Grinsen. Natürlich spielt er auf die Affäre Aiwanger an. Volker Heißmann hilft aus: Da müssten noch ein paar Fragen geklärt werden. 25 Fragen. Harald Schmidt: "Was sind denn das für Fragen? Als was er als Kind im Fasching verkleidet war? Ob er im Film ,Der Untergang' gelacht hat?"

In echt wirkt Harald Schmidt noch schmaler und noch größer als im Fernsehen. Als er die Bühne auf dem Volkacher Weinfestplatz betritt, ist es, als sähe man einen guten alten Bekannten wieder. Auf dem Weg zum Sessel gibt er dem Pianisten Thilo Wolf die Hand. Wie der Dirigent beim Sinfoniekonzert dem Konzertmeister oder eben wie der Showmaster dem Bandleader. Nur dass Harald Schmidt - zumindest der Form halber - an diesem Abend der Gast ist.

Open-Air-Talk auf dem Volkacher Weinfestplatz: Harald Schmidt und Volker Heißmann.
Foto: Benjamin Brückner | Open-Air-Talk auf dem Volkacher Weinfestplatz: Harald Schmidt und Volker Heißmann.

Gastgeber ist Volker Heißmann, Entertainer, Chef der Comödie Fürth und künstlerischer Leiter des Volkacher Kabarettsommers. Dass ihm beim lockeren Open-Air-Talkabend die TV-Legende Harald Schmidt fast reflexhaft von der ersten Minute an das Heft aus der Hand nimmt, trägt er gelassen. Platziert hin und wieder eine eigene Pointe, singt zwischendurch, begleitet vom exzellenten Thilo-Wolf-Quartett, "What Kind of Fool Am I?" von Sammy Davis jr. und macht ansonsten den bescheidenen Stichwortgeber.

Der Entertainer ironisiert virtuos und genüsslich die gängigen Empörungsspiralen

Und Harald Schmidt, 66, liefert. Schreitet ein, als Heißmann behauptet, er und Markus Söder hätten damals in der Schule "die gleichen Weiber abgeschleppt": "Vorsicht Sexismus! Das kann ich nicht dulden, wenn ich mit auf der Bühne bin." Auch das macht ihm niemand nach: Der einstige "Dirty Harry" ironisiert virtuos und genüsslich die gängigen Empörungsspiralen, ohne dabei - anders als manche Kollegen - als verbitterter oder gar rechtslastiger alter weißer Mann rüberzukommen. 

Fotoserie

Material gibt's genug, von Annalena Baerbocks ("Kennt man hier Baerbock?") Empfehlung, man möge sich doch mal vorstellen, Angela Merkel hätte nach dem WM-Sieg Philipp Lahm auf den Mund geküsst ("Das wäre eine ganz neue Erfahrung für Lahm gewesen") bis zu Richard Wagners "Rheingold": "Darf nicht mehr gespielt werden, weil darin ein Zwerg drei esoterische Schlampen belästigt."

Auf das Foto von ihm mit Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, entstanden beim Sommerfest der vielfach als rechtspopulistisch eingestuften Schweizer Wochenzeitung "Die Weltwoche", geht Harald Schmidt nicht ein.

Rekordversuch: Harald Schmidt demonstriert einen Atemaussetzer beim Schnarchen.
Foto: Benjamin Brückner | Rekordversuch: Harald Schmidt demonstriert einen Atemaussetzer beim Schnarchen.

Das Publikum ist hingerissen, manche Fans kommen aus dem Lachkrampf gar nicht mehr raus. Freilich ist nicht alles neu an diesem Abend. Dazu ist Harald Schmidts Repertoire viel zu ergiebig, die Versuchung, sich daraus zu bedienen, einfach zu groß. Und so braucht es noch nicht mal passende Stichworte, um einige bewährte Nummern auszulösen, etwa die Selbstauskunft zum Thema Schnarchen ("Mein Rekord bei Atemaussetzern ist 27 Sekunden"), diverse "Traumschiff"-Anekdoten ("Isch kann kei Tembl mehr sehe") oder die Imitationen von Trigema-Chef Wolfgang Grupp und Massenchor-Leiter Gotthilf Fischer: "Ich hab zu Freddy Quinn g'sagt, hätt'st aufpasst, hätt's koin Heino gäbe."

Als allmählich das Gefühl aufkommt, der Abend könnte wieder ein wenig mehr Tempo vertragen, rauscht es immer lauter in den Platanen, dann ist er da, der Wolkenbruch. Völlig unerwartet und beeindruckend heftig. Abbruch des Bühnenprogramms. Die Harald-Schmidt-Show allerdings geht weiter: Mit einer ausgiebigen Fotosession für alle Fans, die sich mit ihm fotografieren (lassen) wollen.

 
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