
Gerade heute. Gerade jetzt. Mut statt Wut, Staunen und Lachen statt Hass und Hetze: Das ist die Devise, nach der Thomas Sauerbrey und Chris Hemmert zur 20. "Varieté for Charity – Nacht der Toleranz" in die Wiesentheider Steigerwaldhalle einladen. Sauerbrey verwandelt sich dort am 22. März wieder in Gastgeberin Mechthild Lavette. Warum eigentlich?
Thomas Sauerbrey: Die Mechthild ist vor über 25 Jahren aus einer Faschingsverkleidung heraus entstanden. Sie ist für mich eine Spaß- und Kunstfigur, in die ich mich wie ein Schauspieler verwandeln kann. Sie ist ein Ausflug in eine andere Welt. Nicht mehr und nicht weniger.

Chris Hemmert: Thomas ist mein Partner, im Juli sind wir 32 Jahre zusammen. Er würde mir sehr fehlen. Ohne Mechthild könnte ich leben. Allerdings fordert sie immer wieder meine Kreativität heraus. Sie wird zwar von Thomas verkörpert, aber im Hintergrund basteln wir beide an dieser Figur. Kostüme, Texte, Lieder – all das ist eine Gemeinschaftsproduktion. Heuer singt Mechthild auf der Bühne zwei Songs, die ich geschrieben habe.

Hemmert: Ich denke, in Bezug auf unsere Show schon, da haben viele Menschen ihre Scheu verloren und erfahren: Mit denen kann's verdammt lustig sein, und die haben die gleichen Sorgen und Nöte wie wir. Generell ist es aber teilweise zu einem queeren "Overload" gekommen, der eher dazu führt, dass wir in Sachen Toleranz wieder einen Rückschritt erleben.
Sauerbrey: In jeder Vorabendserie wird die "Quotentunte" serviert, überall hängen Regenbogenflaggen, Menschen wechseln ihr Pronomen wie ihre Kleider. Manche Leute nervt das. Uns auch manchmal.

Hemmert: Jeder Mensch hat so viele Aspekte. Die sexuelle Orientierung ist nur einer davon. Ich bin überzeugt davon, dass gesellschaftliche Veränderungen Zeit, Geduld und Nachsicht brauchen. Man darf den Leuten nichts überstülpen. Das erzeugt Trotz. Toleranz muss in beide Richtungen funktionieren. Als Schwuler muss man auch mal akzeptieren, wenn jemand diesen Lebensstil nicht so gut findet.

Sauerbrey: Wir sind nie offen angefeindet worden. Viele, die uns früher skeptisch beäugt haben, wissen mittlerweile, dass unser Leben sich nicht groß von ihrem unterscheidet.
Hemmert: Wir erleben seit zehn Jahren einen unglaublichen Zustrom Geflüchteter. Dieser Zustrom trifft auf ein relativ schlecht darauf vorbereitetes Land. Die Menschen brauchen medizinische Versorgung, Wohnungen, Plätze in Kita und Schule – und vieles davon war schon vor 2015 knapp. Pandemie, Krieg und Wirtschaftskrise kamen obendrauf. In diesem reichen Land gibt es Menschen, die trotz Arbeit zu wenig zum Leben haben oder nicht von ihrer Rente leben können. Das erzeugt Angst und Wut.

Hemmert: In der Ersthelfer-Ausbildung lernt man, dass man sich selbst als Erstes schützen muss, sonst kann man nicht helfen. Das hat Deutschland nicht gemacht. Wir brauchen eine Pause, um alles wieder auf Kurs zu bringen. Dann wird auch der Hass kleiner. Das ist ja nicht die erste Flüchtlingswelle, die dieses Land erlebt. Rückblickend hat Deutschland oft genug Wunder bewirkt! Ich wünsche mir Politiker, die den Menschen wieder Mut und Zuversicht geben. Ich wünsche mir eine Presse, die auch über das berichtet, was dieses Land trotz Rezession und unpünktlicher Züge in der Lage ist zu bewältigen. Wir haben immer noch die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Es ist Zeit, mit dem Jammern aufzuhören, anzupacken und Lösungen zu finden.
Sauerbrey: Freude, Gelassenheit, Liebe – und die Überzeugung: Man kann Schweres überstehen!
Varieté for Charity
Tickets: Für die Show am 22. März in der Steigerwaldhalle (Jahnstraße 16, Wiesentheid, Einlass ab 18.30 Uhr, Beginn: 2 0 Uhr) gibt es Tickets zwischen 18 Euro (Kategorie 3) und 55 Euro (Kategorie 1) bei den Tourist-Infos Volkach und Gerolzhofen sowie online unter www.adticket.de und www.reservix.de.