
Willkommen in meiner Galaxy – mit Wohlfühlgarantie" – diese Zeile aus dem Eröffnungslied von Mechthild Lavette hatte das Zeug für das Motto der diesjährigen Nacht der Toleranz. Offiziell war es das Variete for Charity und stand ganz im Zeichen von Akrobatik, von biegsamen und kraftvollen Körpern von Männern, jungen Frauen und Kindern.

Wobei sich Letztere schon von Natur aus so drehen und biegen können, dass sie bei Erwachsenen schon beim puren Hinsehen einen akuten Bandscheibenvorfall auslösen können. Oder auch einen verdrehten Knöchel als Ergebnis profaner Gartenarbeit, die Mechthild (Thomas Sauerbrey) als Gastgeberin zwang, anstelle hochhackiger Pumps flache Schuhe zu tragen, gern auch als wärmende Einhorn-Hausschuhe.
Ein anrüchiges Fest mit schrillen Kostümen
Wie immer, so war auch diese Nacht der Toleranz ein anrüchiges und schlüpfriges Fest und eine Modenschau der schrillen Kostüme von Gastgeberin Mechthild und der Moderatorin, dieses Mal Maria Crohn. Beide sprangen munter durch die unterschiedlichsten Bekleidungen, je später, desto schräger. Den Großteil des Abends moderierte Maria Crohn (Thomas Koch) im Kostüm einer Zirkusdirektorin, was dem Charakter des Abends entsprach.

Allein der umjubelte Auftritt des Circusvereins Neumarkt in der Oberpfalz war das Eintrittsgeld wert. Überwiegend waren es Kinder und Teenies, die die Grenzen der Anatomie genüsslich ausreizten und über die Bühne wirbelten und flogen, als würden sie sich über die Schwerkraft lustig machen wollen. Später in einer Soloshow vollführte eine junge Dame an zwei Tüchern, die an der Bühnendecke befestigt waren, einen höchst atemberaubenden Auftritt.
Gut 700 Gäste bestaunten vollen Körpereinsatz

Akrobatisch, mit dem Schwerpunkt auf körperliche Kraft, ging es beim Showproject Frankfurt zur Sache. Hier lautete das Stichwort Tablobatik, also akrobatische und turnerische Elemente auf einem Tisch. Drei Herren stellten unter vollem Körpereinsatz eindrucksvoll ihre Kraft, ihre Ausdauer, ihre Balance und ihren Gleichgewichtssinn unter Beweis. Da wagten die gut 700 Zuschauende in der nicht ganz ausverkauften Steigerwaldhalle phasenweise kaum zu atmen.
Das durften sie dann bei zwei Auftritten des Duos Kraoul nachholen. Die beiden jungen Männer kombinierten Ballett und Akrobatik mit einem Schuss Slapstick so perfekt, als hätten sie von Geburt an nichts Anderes gemacht. Mehrmals waren die Auftritte sowohl des Duos als auch des Trios von Beifall begleitet worden.
Singend und mit verbundenen Augen auf dem Einrad

Vielseitig präsentierte sich Dustin Waree, zum einen mit einer Loop Station, zum anderen mit der Kombination Einrad und Gesang. Deutschlands Künstler des Jahres 2014 lockte die Besucher zunächst mit seiner Loop Station aus der Reserve, also mit einem technischen Gerät, das eine Tonspur aufzeichnet und in einer Endlosschleife wiederholt. Waree legte gleich mehrere Tonspuren übereinander, und mit jeder Spur wurden die Zuhörer wärmer mit ihm. Später, auf dem Einrad und am Mikrofon, bewunderten sie nicht nur den Körper, sondern auch die Stimme des Entertainers. Als Höhepunkt hüpfte er mit dem Einrad ein mehrstufiges Podest hoch – mit verbundenen Augen.
Gibt es auch nächstes Jahr eine Variete for Charity?

Die Band Mosaik der Mainfränkischen Werkstätten gehört zur Nacht der Toleranz wie der Wein zu Unterfranken. Vor zehn Jahren startete die Band mit ihrem ersten großen Auftritt bei genau jener Nacht der Toleranz durch, und als Zugabe am Ende eines viel zu kurzen Auftritts stand der damalige Eingangssong "Brücken bauen". Letztlich waren auch drei Mitglieder der Truppe verantwortlich, für die Ziehung der drei Hauptpreise der Tombola, deren Erlös komplett der Band zugutekommt.
Ob es auch nächstes Jahr eine Variete for Charity geben wird, ist noch offen. "Ich ringe noch mit mir", so Mechthild Lavette nach ihrer obligatorischen Transformation in Thomas Sauerbrey am Ende der Show. Die Meinung des Publikums war eindeutig: Ja, wir wollen!