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Kitzingen
Prozess um Mord in Kitzinger Asyl-Unterkunft beginnt: Angeklagter hat gestanden, aber viele Fragen sind offen
Ein Geflüchteter tötet einen anderen. Der mutmaßliche Mörder flieht, die Leiche bleibt unentdeckt - bis der Mann sich der Polizei stellt. Warum hat er das getan?
Die Leiche eines getöteten Mannes lag unbemerkt über 24 Stunden in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Kitzingen.
Foto: Ralf Dieter | Die Leiche eines getöteten Mannes lag unbemerkt über 24 Stunden in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Kitzingen.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 09.02.2024 11:52 Uhr

Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach hatte in Würzburg schon Mörder vor sich auf der Anklagebank, denen die Tat schwerer nachzuweisen war: Im Prozess, der am Dienstag, 15. November, vor dem Landgericht Würzburg beginnt, hat der Anklagevertreter die Mordwaffe, die Leiche - und ein Geständnis des Täters. Dennoch sind in dem Fall viele Fragen offen.

Die Mordwaffe sind gewöhnliche Pflastersteine. Warum erschlägt damit ein Geflüchteter aus Afghanistan in einem Zimmer einer Sammelunterkunft in Kitzingen unbemerkt einen Landsmann im Schlaf – und legt einen Stein dann zurück in seinen Spind? Einen zweiten habe er neben dem eingeschlagenen Schädel auf dem Bett zurückgelassen, schildern Ermittler.

Niemand bemerkte die brutale Tat oder die Leiche in der Gemeinschaftsunterkunft

Warum bemerkte niemand die brutale Tat? Wieso meldete den ganzen 14. Dezember 2021 über keiner, dass in Zimmer 211 kein Schlafender im Bett liegt, sondern ein Mann mit eingeschlagenem Schädel? Entweder der Täter war ganz leise, oder andere Bewohner wollten nicht in den Fall mit hineingezogen werden.

Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach vertritt die Anklage wegen Mordes gegen einen Asylbewerber, der gestanden hat, in einer Kitzinger Gemeinschaftsunterkunft einen Mann getötet zu haben.
Foto: Thomas Obermeier | Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach vertritt die Anklage wegen Mordes gegen einen Asylbewerber, der gestanden hat, in einer Kitzinger Gemeinschaftsunterkunft einen Mann getötet zu haben.

Solche Fragen werden das Landgericht Würzburg noch ebenso beschäftigen wie die zentrale Frage: Wie konnte der Täter unbemerkt von Kitzingen fliehen und ein Bahn-Ticket in Richtung Schweden lösen? Dorthin war der 37-jährige Verdächtige auf der Flucht.

Der Tatverdächtige brach seine Flucht auf halber Strecke ab und stelle sich der Polizei

Warum stieg der 37-jährige Asylbewerber dann nach sieben Stunden Bahnfahrt auf halber Strecke aus dem Zug, ging zur Bundespolizei in Kiel und gestand, dass in Kitzingen eine Leiche liege. Von der wusste die Polizei zu dem Zeitpunkt noch nichts.

Nach dem Anruf ihrer Kollegen aus dem Norden fuhren Beamte der Polizeiinspektion Kitzingen zu der Gemeinschaftsunterkunft und fanden in Zimmer 211 die Leiche, die seit 25 Stunden unbemerkt dalag.

Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach hat Anklage wegen "Mordes aus Heimtücke" erhoben. Die Anklage beruht im Wesentlichen auf dem Geständnis des 37-Jährigen.

Er stellte sich der Polizei und legte ein Geständnis ab, doch seitdem schweigt er

Warum der Tatverdächtige in Schleswig-Holstein seine Flucht beendete und ein Geständnis ablegte, ist noch unklar. In Kiel besorgten ihm die Polizeibeamten einen Verteidiger, tags darauf wurde ihm der Haftbefehl des Würzburger Ermittlungsrichters eröffnet. Er soll sich seit dem Tag seiner Festnahme nicht mehr zu der Tat geäußert haben.

Rechtsmediziner stellten später fest, dass das Opfer vermutlich im Schlaf durch mehrere Schläge seitlich an den Kopf getötet worden war. Danach wusch sich der mutmaßliche Täter die Hände und ergriff die Flucht. Aus seinem Umfeld heißt es, der Tatverdächtige habe Anzeichen von Wahnvorstellungen gezeigt. Ob dies seine Schuldfähigkeit einschränkt, wird sich erst im Prozess zeigen, der am Dienstag, 15 November, beginnt.

 
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