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Kitzingen
Persisches Neujahrsfest: In Kitzingen feiern Frauen ohne Männer – und mit einem großen Wunsch
Zum Nouruz-Fest in Kitzingen gibt es sieben heilige Lebensmittel, eine grüne Krone, einen Spiegel für Weisheit, ganz viele Umarmungen – und einen hoffnungsvollen Hasen.
Mitra und Fakhri (rechts) umarmen einander und wünschen sich gegenseitig zum neuen Jahr Liebe und Gesundheit. Und Frieden! Mahin Benam (links) verteilt unterdessen nach alter Tradition Nüsse und Mandeln am Tisch.
Foto: Diana Fuchs | Mitra und Fakhri (rechts) umarmen einander und wünschen sich gegenseitig zum neuen Jahr Liebe und Gesundheit. Und Frieden! Mahin Benam (links) verteilt unterdessen nach alter Tradition Nüsse und Mandeln am Tisch.
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:55 Uhr

Da staunten die Bauarbeiter, die das Kitzinger Rathaus sanieren, nicht schlecht: Auf einmal drang laute Musik aus den Fenstern des Historischen Sitzungssaals, vermischt mit Klatschen und jubelnden  Frauenstimmen. Was in dem holzgetäfelten Raum vor sich ging, konnten die Arbeiter freilich nur ahnen: Beim Kitzinger Nouruz-Fest bleiben die Frauen unter sich.

Iranerinnen, Afghaninnen, Deutsche, Syrerinnen, Ukrainerinnen, Aserbaidschanerinnen, Kasachinnen, Türkinnen: Sie alle feierten das persische Neujahrfest mit Essen, Trinken, Tanz und Traditionen. Ohne Kulturgrenzen – und ohne Männer.

Die gebürtige Iranerin Mahin Benam (rechts) aus Marktsteft hat den Nouruz-Tisch im Historischen Kitzinger Rathaussaal ebenso liebevoll wie farbenfroh gedeckt.
Foto: Diana Fuchs | Die gebürtige Iranerin Mahin Benam (rechts) aus Marktsteft hat den Nouruz-Tisch im Historischen Kitzinger Rathaussaal ebenso liebevoll wie farbenfroh gedeckt.

Nouruz ist das wichtigste Fest im Nahen Osten und in vielen Ländern Zentralasiens sowie in Sansibar. Seine Ursprünge liegen Jahrtausende zurück, es ist ein immaterielles Kulturerbe der Unesco. Es wird jeweils zwischen dem 20. und 21. März exakt zum Zeitpunkt der Sonnenwende gefeiert und damit zum astronomischen Frühlingsbeginn.

Das Nouruz-Fest markiert den Neubeginn nach dem Winter

"nou" heißt Licht, "ruz" steht für den Tag. "Das Fest markiert den Neubeginn nach dem Winter, unser Neujahr", erklärte Mahin Benam aus Marktsteft, die aus dem Iran stammt und den "Nouruz-Tisch" für den Interkulturellen Frauentreff gedeckt hatte. 

Multikulti in Kitzingen: Iranerin Mahin Benam reicht der Deutschen Gaby Tripp eine türkische Süßigkeit.
Foto: Diana Fuchs | Multikulti in Kitzingen: Iranerin Mahin Benam reicht der Deutschen Gaby Tripp eine türkische Süßigkeit.

Sieben heilige Lebensmittel, die im Persischen alle mit dem Buchstaben S beginnen ("Haft Sin"), hatte die 65-Jährige auf einem Tisch mit königsblauer Samtdecke schön angerichtet. Neben Äpfeln, Essig, Eiern und Knoblauch gehören auch Somag (ein Gewürzpulver in der Farbe des Sonnenaufgangs) und Senjed (die Frucht des Mehlbeerbaumes) zu den heiligen Sieben, die für Fruchtbarkeit, Gesundheit, Wohlstand, Glück, Liebe, Weisheit und Geduld stehen. 

Die grüne Krone wird auf dem Main davonschwimmen

"Und das hier ist Sabze", deutete Mahin auf ein frühlingsgrünes Arrangement aus Weizen-, Linsensprossen und Mini-Zucchini-Pflanzen. "Aus diesem Grün, das Leben und Frische symbolisiert, wird 13 Tage nach Nouruz eine schwimmende grüne Krone geformt." Diese Krone wird, oft bei einem fröhlichen Fest oder Familien-Picknick, auf einem fließenden Gewässer ausgesetzt, "so ist es Tradition". Ihre eigene grüne Krone will Mahin Benam auf dem Main davonschwimmen lassen. 

Auch ein 'wachsendes' Brauchtum: Karin Anger verteilt Kastanien-Stecklinge an die Frauen. Nach einigen Wochen in der Vase sprießen Blüten aus dem Holz. 
Foto: Diana Fuchs | Auch ein "wachsendes" Brauchtum: Karin Anger verteilt Kastanien-Stecklinge an die Frauen. Nach einigen Wochen in der Vase sprießen Blüten aus dem Holz. 

Gutes Brauchtum ist es auch, sich gegenseitig glänzende kleine Münzen und verschiedene Nüsse zu schenken – und in einen schön geschmückten Spiegel zu schauen. "Das soll Wahrheit und Reinheit geben", erklärte Mahin den Frauen. Als sie ihnen zum neuen Jahr "Gesundheit, Liebe und eine Welt ohne Krieg" wünschte, brandete Applaus auf.

Hoffnung und Konfliktlösung: Das "Jahr des Hasen" beginnt

Die persische Musik verlockt zum Tanzen.
Foto: Diana Fuchs | Die persische Musik verlockt zum Tanzen.

Die Frauen begannen, einander zu umarmen, alles Gute zu wünschen und schließlich auch zu tanzen. Und so manches Grüppchen, das sich am Nouruz-Tag zufällig kennengelernt und zusammengefunden hat, trank auf einen Neubeginn.

"Heute ist der erste Tag des 'Jahres des Hasen'", hatte Mahin Benam erklärt. Gäbe es ein besseres Symbol als das Tier, das im Persischen unter anderem für Geburt, Hoffnung und Konfliktlösung steht?

 
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  • robert.hippeli@t-online.de
    Will uns Frau Fuchs da beibringen, dass es ja soooo schön und sooo normal ist, wenn Frauen unter sich bleiben?

    Was hat denn dies mit der Gleichstellung von Frau und Mann nach unserer Wertevorstellung zu tun?

    Es ist erst ein paar Tage her da wurde am Weltfrauentag die Gleichstellung hoch und runter gebetet.

    Im nächsten Bericht wird uns beigebracht, wie toll es für die Frau doch ist wenn sie eine Schulterbreite hinter dem Mann läuft.
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  • wolfgang@lenhard.info
    Nicht beleidigt sein, seniorR. Das nächste Mal dürfen Sie bestimmt auch mal wieder mitmachen.
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  • robert.hippeli@t-online.de
    @ Otto_Normalverbraucher: das hat nichts mit beleidigt sein zu tun.

    Frauen und Männer dürfen auch mal alleine feiern dürfen.

    Hier werden aber uns Feierlichkeiten als NORMAL dargestellt, welche aus der Not heraus über Jahrhunderte, aus dem durch Religionen geförderten Patriarchat, entstanden sind.

    GG BRD Art 3
    (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
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  • Silein12440607
    So ein Quatsch. Die Damen haben alleine gefeiert und hatten Spass dabei. Wäre es ein "deutscher Mädelsabend" gewesen oder eines dieser Junggesellinnenabschiede, würden Sie auch nicht meckern, weil keine Männer dabei waren. Unter Frauen feiert es sich manchmal zwangloser, egal welche Kultur, Religion etc. Schade, dass manche Männer das nicht verstehen.
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  • familie.ment@t-online.de
    Als "Senior" können Sie sich wahrscheinlich noch erinnern, dass früher an den Stammtischen nur Männer waren.
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  • robert.hippeli@t-online.de
    @bassdscho: an den Stammtischen an denen ich saß, war es schon immer weiblich, männlich und queer.

    Alles andere hätte ich als Klosterleben (ergo: unnatürlich religiös beeinflusst) empfunden!
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