
Immer wieder macht der Begriff des "Bäckereisterbens" die Runde: Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der selbstständigen Bäckerei-Betriebe drastisch reduziert. Konkurrenz durch Aufback-Theken in Supermärkten und Tankstellen, Fachkräftemangel im Handwerk, steigende Kosten für Energie, Miete und Lebensmittel – die Liste ist endlos und lässt so manchen Meisterbetrieb kapitulieren.
Dagegen wollen die Münchner "Teigpiloten" etwas tun. Das Start-Up aus der bayerischen Landeshauptstadt rund um die Gründer Jonas Bayer, Max Brandmaier und Niklas Frost stellte sich einst die Frage: "Wenn ich mir so gut wie alles online bestellen kann – warum gibt es dann eigentlich noch keinen überregionalen Online-Shop mit Lieferdienst, der mir die Semmeln nach Hause liefert?" Und geboren war die Idee, das eigene Fachwissen im Bereich E-Commerce dafür einzusetzen, die lokale Tradition des Bäckerhandwerks insbesondere im ländlichen Raum wieder zu stärken.
Ein Online-Shop für die lokale Bäckerei

Kilian Dauenhauer von der Bäckerei Kehl aus Dettelbach wurde durch einen Radio-Beitrag auf die Teigpiloten aufmerksam und nahm im Januar Kontakt mit den Unternehmern auf. Auch wenn das Prinzip des Lieferservices für den jungen Konditormeister an sich nichts Neues ist: "Meine Eltern haben das früher für Stammkunden auch schon angeboten. Aber das war alles noch ganz analog mit Zettelchen ausfüllen und so. Und das hat sich irgendwann nicht mehr wirklich rentiert", sagt der Junior-Chef. Was ist dann also das Besondere und Innovative an der Online-Plattform der Teigpiloten?
Die jungen Unternehmensgründer stellen den Bäckern die komplette digitale Infrastruktur zur Verfügung: Online-Shop, Lieferübersicht und Zahlungsabwicklung. Der Bäcker selbst fügt alle Produkte im Shop ein und bekommt an seinen Liefertagen die Übersicht aller Kunden-Bestellungen automatisch und selbstverständlich digital angezeigt. Sogar die optimale Fahrtroute für die Brötchen-Boten wird vorab schon vom Computer berechnet.
Der Praxistest läuft im gesamten Dettelbacher Stadtgebiet

Aber ist das wirklich neu? "Auf dem Markt gibt es keinen vergleichbaren Anbieter", sagt Teigpilot Jonas Bayer. "Die Konkurrenz sind meist Franchise-Unternehmen mit langen Lieferketten, in denen jedes Glied kräftig mitverdienen will. Anders bei uns: Da bleibt dem Bäcker noch was vom Kuchen."
Inzwischen läuft der Praxistest: Seit April können sich die Dettelbacherinnen und Dettelbacher nun ganz bequem ihre Brötchen samstags und sonntags bis vor die Haustüre liefern lassen. Ob dieser Vertriebsweg im Familien-Unternehmen seinen festen Platz finden wird, will Kilian Dauenhauer auf sich zukommen lassen.
Aber auch wenn das Prinzip der Online-Vorbestellung dem Bäcker ein großes Stück Planungssicherheit gibt, hat das Thekengeschäft doch seinen entscheidenden Reiz für die Kunden, gibt Dauenhauer zu: "Ich komm rein, schau' was da ist und worauf ich Lust habe – und das nehm' ich dann mit."
Digitaler Brötchenservice

Es will ja keiner mehr am Wochenende was arbeiten..
Worklife Balance oder so...
Aufbackbrötchen kann ich mir bei Aldi und Co auch holen.