Mitte April hat das Amtsgericht Würzburg das Insolvenzverfahren gegen den Bäckereimaschinen-Hersteller Fritsch mit Stammsitz in Markt Einersheim eröffnet. Die Frist von drei Monaten, in denen der Staat die Löhne der Beschäftigten zahlt, um die strapazierte Firmenkasse zu entlasten, geht langsam zu Ende. Wie haben sich zwischenzeitlich die Chancen entwickelt, das Familienunternehmen zu erhalten?
Produktion lief nach Insolvenz nahtlos weiter
Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden der Insolvenz war der vom Gericht eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl aus Würzburg überzeugt davon, einen Investor für den hochspezialisiteren Maschinenbauer zu finden. Und er sieht dieses Ziel jetzt in erreichbarer Nähe. Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigte er für die zurückliegenden Wochen Gespräche mit diversen Interessenten, die sich vorstellen können, in das insolvente Unternehmen Fritsch zu investieren. Alles laufe nach Plan. Dies gelte auch für die Produktion bei Fritsch, die laut Ampferl nach Insolvenz-Bekanntmachung "nahtlos" weitergelaufen ist. Auch neue Aufträge konnte das Unternehmen zwischenzeitlich an Land ziehen. "Das ist sehr gut", sagt Ampferl.
Details zu möglichen Interessenten und zum Stand der Verhandlungen möchte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen. Bereits im April hatte der Insolvenzverwalter erklärt, es sei notwendig, zum 1. Juli die Insolvenz zu eröffnen, denn erst dann könne der Geschäftsbetrieb an einen Investor übergeben werden. Bevor über eine mögliche Fortführung des Betriebs bei Fritsch nicht spruchreif entschieden ist, lässt sich keine verlässliche Aussage über Entlassungen treffen. Aber: Bereits im Zusammenhang mit der Anmeldung der Insolvenz hatte es geheißen, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Belegschaft komplett gehalten werden kann.
Gravierende Managementfehler in der Vergangenheit
Fritsch beschäftigt 600 Mitarbeiter, überwiegend in Markt Einersheim. Für den absoluten Großteil ist die Insolvenz des Unternehmens unerwartet gekommen, war im Gespräch mit Teilnehmern einer kurzfristig anberaumten Mitarbeiterversammlung am 17. April zu erfahren gewesen. Längst kein Geheimnis mehr war es zu diesem Zeitpunkt, dass Fritsch in der Vergangenheit mit gravierenden Managementfehlern zu kämpfen hatte, die zu einem Engpass bei der Liquidität geführt haben. Nachdem das Unternehmen vergangenes Jahr einen Großauftrag von 30 Millionen Euro ins Jahr 2019 hatte verschieben müssen, hat die Fritsch-Gruppe für das Jahr 2018 drastische Umsatzeinbrüche verzeichnet.
Auch wegen der für 2018 klar verfehlten Unternehmensziele hat der Aufsichtsrat um seinen Vorsitzenden und Unternehmensinhaber Klaus Fritsch im Juni 2018 die Notbremse gezogen. Der bisherige Vorstandsvorsitzende und der kaufmännische Leiter mussten gehen. Im Januar 2019 kam der neue Chef, Alexander Schmitz.