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Dettelbach
Neue Mainbrücke bei Dettelbach: Warum die heikle Frage zunächst noch offen bleibt
Die Machbarkeitsstudie für eine mögliche Brücke braucht Zeit. Deshalb arbeitet der Stadtrat zweigleisig: Eine neue Fähre soll unabhängig von der Brücken-Frage beschafft werden.
Der neue Steg zwischen  Margetshöchheim und Veitshöchheim im Landkreis Würzburg ist gerade fertig geworden. So ähnlich könnte es zwischen Dettelbach und Mainsondheim in einigen Jahren auch aussehen.
Foto: Johannes Kiefer | Der neue Steg zwischen  Margetshöchheim und Veitshöchheim im Landkreis Würzburg ist gerade fertig geworden. So ähnlich könnte es zwischen Dettelbach und Mainsondheim in einigen Jahren auch aussehen.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 30.07.2022 02:37 Uhr

Wird auch in den nächsten Jahrzehnten eine Fähre auf dem Main zwischen Dettelbach und Mainsondheim fahren? Oder sind die Tage der Fähre gezählt und es gibt einen Brückenschlag? Die Fragen blieben im Dettelbacher Stadtrat in der letzten Sitzung vor der Sommerpause offen. Es ist, so die Botschaft, weiterhin alles möglich.

Eigentlich hatte man in Dettelbach gehofft, einen Schritt weiter zu sein. Nachdem man im April beschlossen hatte, die Möglichkeiten für einen Fußgängersteg respektive für eine Fahrzeugbrücke auszuloten, sollte eigentlich noch vor der Sommerpause eine Machbarkeitsstudie vorliegen. Nur: So schnell geht's dann doch nicht.

Planer präsentieren eine lange Was-nicht-geht-Liste

Zusammengetragen wurde von dem beauftragten Planungsbüro erst einmal, was alles nicht geht – und das ist eine Menge. Es gebe "deutliche Einschränkungen bezüglich des Standortes", so die Info an die Stadt. Die Probleme sind vielfältig: Das ist zum einen die Schleuse. Zum anderen ist der Main westlich des derzeitigen Fährüberganges ziemlich breit. Und dann finden sich noch Besonderheiten entlang des Mains: Hier gibt es unzählige Einschränkungen durch Biotopkartierungen, ausgewiesene Ökoflächen, Flora-Fauna-Habitate, Vogelschutzgebiete sowie Vorbehaltsgebiete für Bodenschätze und Landschaft. Kurzum: Eine Bebauung ist zwar nicht vollständig ausgeschlossen, jedoch mit hohen Auflagen und eventuellen Ausgleichsgebieten verbunden.

Und weil es mehr noch nicht zu sagen gibt, nahm der Stadtrat das Was-nicht-geht-Schreiben zur Kenntnis, um nun auf Phase zwei zu warten: der Blick auf mögliche Standorte und wie ein entsprechender Brückenschlag aussehen könnte – und was das kostet. Jetzt heißt es, sich noch ein wenig zu gedulden: In der Oktober-Sitzung will das beauftragte Büro in den Stadtrat kommen, um die Ergebnisse vorzustellen und für mehr Klarheit zu sorgen. Die sinnvollsten Varianten sollen dann auch schematisch dargestellt werden.

Fähr-Oma: Die Dettelbacher Fähre Herta ist Baujahr 1959 und muss ersetzt werden. 2024 könnte die Nachfolgerin starten.
Foto: Daniel Biscan | Fähr-Oma: Die Dettelbacher Fähre Herta ist Baujahr 1959 und muss ersetzt werden. 2024 könnte die Nachfolgerin starten.

Roland Hardörfer (Freie Wähler) lenkte den Blick auf die neue Fähre, die vom Stadtrat bereits beschlossen worden ist. Hier ruhte aber zuletzt die Aktivität. Vermutlich deshalb, weil man erst einmal abwarten wollte, was sich beim Thema Brückenschlag ergibt. Der Finanzausschuss jedenfalls hatte zuletzt mit Blick auf die Brücken-Diskussion das Thema Fährneubeschaffung erst einmal gebremst. Da eine Brücken-Entscheidung sich nun doch länger hinziehen wird, soll die Neubeschaffung der Fähre nun wieder vorangetrieben werden.

Neue Fähre ist von allen im Stadtrat gewollt

Denn das wurde klar in der Sitzung: Die neue Fähre ist augenscheinlich von allen im Stadtrat gewollt. Sie soll möglichst schnell angeschafft werden. Bürgermeister Matthias Bielek gab sich zuversichtlich, dass die neue Fähre "ab 2024 fahren könnte". Die aktuelle Fähre leidet unter Altersschwäche und fällt – sehr zum Leidwesen vor allem der Mainsondheimer – immer mal wieder mit technischen Problemen aus.

Fest steht auch: Es wird in Zukunft entweder eine Brücke oder die Fähre geben – beides zusammen ist aus heutiger Sicht unrealistisch. Zumal es auch eine komische Vorstellung sei, wenn künftig "Touristen von der Brücke die stehende Fähre fotografieren", so der Bürgermeister. Er zeigte auch die dazugehörige Zeitachse auf: Die neue Fähre wird – auch wenn man sich für eine Brücke entscheiden sollte – auf alle Fälle noch einige Jahre gebraucht. "Sieben bis zehn Jahre" werde es dauern, bis die mögliche Brücke gebaut sei, rechnete Bielek vor.

Gebrauchte Fähren gibt es kaum auf dem Markt

Und: Eine Fähre lasse sich auch wieder problemlos verkaufen. Gebrauchte Fähren hätten absoluten Seltenheitswert und seien kaum auf dem Markt zu haben – entsprechend gefragt seien sie. Es stünden jederzeit Käufer parat, beschrieb Bielek die aktuelle Situation. Es gebe also keinen Grund, den Kauf einer neuen Fähre weiter auf die lange Bank zu schieben.

"Die neue Fähre könnte 2024 fahren."
Bürgermeister Matthias Bielek über die Herta-Nachfolgerin

Auf die Tagesordnung geraten war ein möglicher Brückenbau erst kürzlich durch einen Fund: Vor einem halben Jahrhundert wurde – man schrieb das Jahr 1972 – im Einbürgerungsvertrag zwischen Dettelbach und Mainsondheim der bedeutungsvoller Satz festgehalten: Die Stadt Dettelbach ist bereit, eine Brücke zu bauen, "sobald die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen". Danach geriet dieser Passus in Vergessenheit. Die Brücken-Idee selber tauchte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder mal auf. In dem damaligen Vertrag steht zudem, dass ein Fährbetrieb zu gewährleisten sei.

Fähr-Oma Herta verliert im Jahr 2029 ihre Zulassung

Das ist nicht zuletzt auch der Grund, warum Fähre Herta ihre Runden dreht. Sie überbrückt etwa 100 Fluss-Meter zwischen Dettelbach und Mainsondheim und begrüßt monatlich etwa 2000 Mitfahrer. Inzwischen ist Herta – Baujahr 1959 – eine Oma, zudem erlischt ihre Zulassung 2029 für immer. Ihre Nachfolgerin wird etwa zwei Millionen Euro kosten. Weil es Fähren nicht von der Stange gibt, läuft es auf eine Einzelanfertigung hinaus. Die neue Fähre soll möglichst nur minimal größer sein als die bestehende Fähre, so der Wunsch des Stadtrates in einer früheren Sitzung. Die Ladefläche sollte ebenfalls ähnlich sein; bis zu drei Autos können aktuell mitgenommen werden. 

Der Plan ist weiterhin, dass es noch dieses Jahr an die Ausschreibung geht. Die Finanzierung steht bereits: In den Haushalten 2022 und 2023 sind insgesamt zwei Millionen Euro für die schwimmende Ortsverbindung reserviert. 

 
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