Die Dettelbacher lieben ihre Fähre. Wie sehr, zeigte sich am Montagabend im Stadtrat, als es um eine mögliche Nachfolge-Fähre ging. Was daran liegt, dass "Herta" – Baujahr 1959 – in die Jahre gekommen ist, immer wieder für viel Geld repariert werden muss und die Zulassung 2029 für immer erlischt. Am liebsten, so die überwiegende Meinung im Gremium, sollte "Hertas" Nachfolgerin möglichst sein wie – genau: "Herta". Tradition verpflichtet. Also eine "Herta 2.0". Oder, wie es Herbert Holzapfel (Freie Wähler) ausdrückte: „Filigran“ wäre schön. Die Fähre sollte eine Fähre bleiben und nicht zu einem Schiff werden. Nicht für die 100 Meter, die es zwischen Dettelbach und Mainsondheim für bis zu 2000 Nutzer monatlich zu bewältigen gilt.
Der Stadtrat hatte sich mit Dieter Urmann einen Fähr-Fachmann – um sprachlich im Bild zu bleiben – ins Boot geholt. Seine erarbeitete Projektstudie bildete die Grundlage für die Diskussion, wie denn nun die neue "Herta" sein soll – und was eigentlich machbar ist und was nicht.
Nicht von der Stange
Vorneweg: Fähren gibt es nicht von der Stange. Jede ist eine Einzelanfertigung. Was einerseits eine gute Nachricht ist, weil man viel bestimmen und sich passgenau wünschen kann. Andererseits stimmt das mit dem Bestimmen nur begrenzt, weil es einen Vorschriftenkatalog gibt, der es mit einer Schwarte wie dem Haushaltsbuch der Stadt durchaus aufnehmen kann.
Diese komplexen Vorschriften lassen den Spielraum doch wieder schnell schrumpfen. Das machte der Fachmann, ein pensionierter General mit großer Leidenschaft für Schiffe, schnell klar. Die Eckpunkte wurden in der Diskussion so umrissen: Die neue Fähre soll möglichst nur minimal größer sein als die bestehende Fähre. Die Ladefläche sollte ebenfalls ähnlich sein; bis zu drei Autos können aktuell mitgenommen werden.
Künftig hängt das Führerhaus nicht mehr seitlich über dem Wasser, sondern rutscht auf eine Ecke direkt auf der Fähre. Ins Auge gefasst werden soll ein vollelektrischer Betrieb, gleichzeitig will man sich aber nach Möglichkeit eine Hybrid-Version offen halten, um besser auf technische Neuerungen in den nächsten Jahrzehnten reagieren zu können.
Klar ist auch: Auch die Fähranleger werden gleich mit erneuert, um das Anlegen komfortabler und einfacher zu machen.
"Ausguck" bis zu 2,20 Meter hoch
Der neue "Ausguck" könnte eine Höhe bis zu 2,20 Metern haben, um freie Sicht auch über größere Autos zu haben. Hier soll der Fachmann prüfen, inwieweit es möglich ist, die Höhe nach Bedarf zu verstellen. Im Moment läuft es wohl auf einen ausfahrbaren "Ausguck" hinaus. Und auch die Frage, ob der Fährmann ein Bord-Klo bekommen soll, will bei der anstehenden Feinplanung ebenfalls bedacht werden.
Das weitere Vorgehen: Der Schiffsexperte arbeitet die Wünsche in das Konzept ein und schaut, was machbar ist. Danach gibt es eine Ausschreibung; am Ende wird eine Werft den Zuschlag bekommen. Um das Ganze auch finanzieren zu können, werden in den Haushalten 2022 und 2023 insgesamt zwei Millionen Euro für die schwimmende Ortsverbindung reserviert. Ein Vorgehen, das der Stadtrat mit 19:0 auf den Weg brachte.