Kommt eine Fee vorbei und sagt dem Stadtrat: Ich hätte ein großes Grundstück und du hast drei Wünsche frei, was Du darauf bauen möchtest. Die Antwort fiele in vielen Städten wohl ähnlich aus: Wohnraum, Kitaplätze und eine Einrichtung für Senioren sind überall begehrt. Genau das braucht auch Volkach – und zwar möglichst schnell. Vor diesem Hintergrund entbrannte am Montagabend eine emotionale Diskussion im Volkacher Stadtrat, die Altbürgermeister und FWG-Stadtratsmitglied Peter Kornell irgendwann erzürnt auf den Tisch hauen ließ.
Aber der Reihe nach: Zwischen der Obervolkacher Straße und dem unteren Haidweg im östlichen Teil Volkachs gibt es ein seit Jahrzehnten erschlossenes, aber unbebautes Grundstück. Es liegt unweit der Mainschleifenhalle schräg gegenüber dem ASB-Seniorenzentrum "An der Volkach". Eine gute Lage, um die – dringend benötigte –neue Kita, eine Tagespflege für Senioren plus Reihenhäuser bauen zu können. Darüber war sich der Stadtrat in der Mainschleifenhalle weitgehend einig. Das war's aber auch schon mit der Einigkeit.
Will die Stadt in Erbpacht bauen?
Knackpunkt 1: Das gut 5000 Quadratmeter große Grundstück gehört nicht der Stadt, sondern der katholischen Kirchenstiftung Volkach. Diese möchte sich durch die Bebauung und die daraus folgenden Einnahmen der Erbpacht zukunftsfähig aufstellen und ihre Finanzierung langfristig sichern.
Nicht nur Peter Kornell gefiel der Gedanke der Erbpacht grundsätzlich nicht. Zudem müsse man dringend wissen, wie hoch denn der Zins dafür ausfallen könnte. Und FWG-Fraktionssprecher Herbert Römmelt erinnerte an geplatzte Verhandlungen bei der Planung eines Gemeindehauses für Escherndorf: "Die Kirche ist für mich nicht unbedingt ein verlässlicher Partner bei Geschäften."
Ist eine Straße nötig?
Knackpunkt 2: Die FWG-Fraktion sprach sich für eine Straße durch das Grundstück aus, um den Unteren Haidweg zu entlasten und die Ringstraße weiterzuführen bis zur Obervolkacher Straße. Diese Idee des Ringschlusses war 2009 im Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) als mögliches Handlungsfeld erkannt worden. Argumente dafür kamen unter anderem von Mathias Krönert (FDP), der in der Straße "eine wichtige Verbindung zwischen Unterem Haidweg und Obervolkacher Straße" sah. Dafür müsse man eine "clevere Lösung" finden. Als solche brachte Barbara Nikola-Bier (SPD) eine – schmale – Einbahnstraße ins Spiel.
CSU, Grüne und Bürgerliste sahen den Bau einer Straße dort hingegen als nicht notwendig an. Simon Rinke (CSU) nannte die Idee mit der Straße "sympathisch, aber nicht notwendig". Sein Fraktionskollege, Bürgermeister Heiko Bäuerlein, verwies darauf, dass es keinen Fördertopf für dieses Straßenstück gebe und die Stadt die Kosten von rund 300 000 Euro darum komplett selbst tragen müsste. Mehr als ein Fußweg sei nicht nötig, argumentierte Simon Rinke. Dieser könne dann den bisherigen Trampelpfad über das Grundstück zur Bushaltestelle an der Obervolkacher Straße ersetzen.
Besserer Platz für eine neue Kita?
Knackpunkt 3: Was ist mit dem Grundstück gegenüber an der Obervolkacher Straße, neben dem ASB-Seniorenheim? Dieses hatte Peter Kornell bereits im Juni als mögliche Alternative für den Bau einer neuen Kindertagesstätte vorgeschlagen. Er sah darin eine "brillante Fläche". Das Gebäude könne man im nördlichen Teil des Grundstücks nahe der Straße bauen. Der südliche Teil sei als Hochwassergebiet, das selten und nur leicht überschwemmt werde, gut geeignet als großzügiger Außenbereich für die Kinder.
Auf diese Idee schien sonst niemand anzuspringen, obwohl Kornell darauf verwies, dass der jetzige Eigentümer offen sei für einen Verkauf an die Stadt. Zudem ärgert sich Kornell, dass seinen per Mail verteilten Vorschlag kaum jemand genau studiert zu haben schien. Sein Nachfolger Heiko Bäuerlein kritisierte an dieser Idee vor allem, dass der Bau einer Kita dort deutlich länger dauere, da wegen des Hochwassergebiets eine Bauleitplanung notwendig sei. Die Zeit jedoch dränge, da der Bedarf an neuen Betreuungsplätzen bereits da sei. Wegen der Erbpacht habe er keine Bedenken und auf dem Grundstück der Kirchenstiftung ließen sich zügig drei Wünsche auf einmal erfüllen.
Klingt fast nach guter Fee, doch im echten Leben dürfte die Verwirklichung längst nicht so schnell gehen. Letztlich einigte sich der Stadtrat gegen die Stimme Kornells nach einer emotionalen Debatte auf den Minimalkonsens, den Bau einer Seniorentagespflege und der Kindertagesstätte auf dem Grundstück der Kirchenstiftung zu begrüßen. Diese Zustimmung soll die Verhandlungen mit der Kirche voranbringen.