
Silber, wohin das Auge auch blickt: Das Knauf-Museum Iphofen präsentiert ab Sonntag weltweit erstmalig aus der renommierten Sammlung von Peter Martin Hösli orientalischen Schmuck aus dem Jemen, Oman, aus Saudi-Arabien sowie aus der Levante – besser unter Naher Osten bekannt. Die Ketten, Arm- und Halsbänder, Ringe, Gürtel, Gehänge, schmuckverzierten Kleider, Kopfbedeckungen oder prunkvollen Gesichtsschleier zeugen von der prächtigen Vielfalt und Schönheit des orientalischen Kunsthandwerks. Ebenso wie die Textilien aus der Sammlung Widad Kawar, die 1930 in Tulkarem in Palästina geboren wurde und seit ihrer Heirat in Amman in Jordanien wohnt.
Eigentlich hätte die Ausstellung nach den Worten von Museumsleiter Markus Mergenthaler schon 2021 laufen sollen. Doch der Vorlauf wurde noch länger. Die Idee dazu sei schon vor etwa 20 Jahren geboren worden, als er auf die Sammlung der Textilien aufmerksam gemacht wurde. 2018 seien dann die Spezialistin für Kleidung aus der Sammlung Widad Kawar, Brigitte Schön, zusammen mit Hösli, dem Leihgeber der Schmucksammlung, vorbeigekommen. Die Verwirklichung der neuen Sonderausstellung "Glanz & Geheimnis – Pracht und Macht des orientalischen Schmucks" rückte näher.

Seit über 40 Jahren sammelt der Schweizer Hotelier Hösli. Er erinnert sich noch heute an das erste Stück: "Eine sehr schöne Schwertscheide." Die erwarb er 1982 in Äthiopien bei einem Silberschmied. Dies war der Beginn seiner Leidenschaft für Silberschmuck. Mittlerweile besitzt er etwa 3000 Objekte.
Zu jedem Schmuckstück gibt es eine Geschichte
Ein kleiner Teil davon ist im Knauf-Museum zu sehen. Zu jedem Stück kennt er eine Geschichte. Natürlich auch zu seinem Lieblingsstück: eine Halskette mit Amulett aus Hadramaut im Südjemen. Am unteren Rand des Amuletts befinden sich feine Silberketten und "wunderschöne Anhänger mit Korallenperlen und alten Münzen", schwärmte der leidenschaftliche Sammler und Weltenbummler beim Rundgang vor der Eröffnung.
Das Amulett enthält einige Dokumente – wie bei vielen solcher Objekte vermutlich koranischer Natur. Geöffnet hat Hösli das Amulett nicht. Das sollte man nach seinen Worten auch nicht tun, denn der Inhalt sei meist speziell für den Besitzer angefertigt worden, um vor Krankheit oder dem "bösen Blick" zu schützen.
Symbol der Macht und mit magischer Funktion
Orientalischer Schmuck steht nicht nur für Schönheit und Reichtum, sondern auch für Macht. In traditionellen Gesellschaften ist ihm zudem – wie wohl bei dem Amulett – eine magische Funktion zugeschrieben.

Die Materialien, aus denen die diversen Schmuckobjekte bestehen, sind sehr unterschiedlich. Schmuckhersteller verwendeten Gold, Silber – auch als Münzen, Korallen, Perlen und Bernstein. Der klassische orientalische Schmuck besteht in erster Linie aus Silber, einige Stücke sind vergoldet. Frauen erhielten diesen als Geschenk zur Hochzeit und häufig auch als Mitgift. So ist auch eine kleine Mitgift-Truhe, vollgefüllt mit Schmuck, in der Ausstellung, für die Ingrid Knauf die Schirmherrschaft übernommen hat, zu sehen.
Ausgefallenere Schmuckstücke der orientalischen Oberschicht
Die Sammlung von Peter Martin Hösli umfasst sowohl ausgefallenere Schmuckstücke der orientalischen Oberschicht wie auch bescheidenere aus dem Mittelstand. Alle erzählen eine Geschichte: über Geschmack, Religion, Kunst und Kultur im jeweiligen Land, über Traditionen und Gewohnheiten und über die Kunstfertigkeit eines Schmieds.

Viele Stücke wurden nur an Hochzeiten und zu besonderen Feiern wie der Geburt eines Kindes getragen, andere ausgeliehen, wenn der Mittelstand sie nicht zu kaufen vermochte.
Stofffalten als Versteck für Wertgegenstände
Vor allem Nomaden und Beduinen fanden keine sichereren Orte für Schmuck als am Körper selbst. Vielleicht sind deswegen die Salt-Kleider im westlichen Jordanien entstanden. Im Museum hängt ein 3,20 Meter langes, das gerafft getragen wurde. Die Stofffalten könnten als Versteck für Wertgegenstände genutzt worden sein.

Die Sonderausstellung "Glanz & Geheimnis – Pracht und Macht des orientalischen Schmucks" dauert vom 26. März bis 5. November. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr. Zur Ausstellung ist im Verlag Nünnerich-Asmus ein Begleitband erschienen. Weitere Informationen gibt's auf der Internetseite www.knauf-museum.de.