Die Situation ist gespenstisch, alles ist komplett dunkel. Ein Atemschutztrupp, bestehend aus zwei Feuerwehrleuten, nähert sich einem Kellerraum. Beide sind komplett "aufgerödelt". Das heißt: Zum Schutzanzug kommt noch das Atmenschutzgerät mit der Druckluftflasche – gefüllt mit Atmenluft – Helm und Maske.
Einer hat die Axt in der Hand, seine Kameradin zieht einen Schlauch hinter sich her. Die Taschenlampen leuchten kurz im aufkommenden Kunstnebel, der den gefährlichen Brandrauch imitiert. Laut ertönen die Atemzüge aus dem Lungenautomaten der Retter. Dazwischen: Fetzen von Funksprüchen. Die beiden wollen mit der Einsatzleitung kommunizieren.
Zeit ist alles, da der Brandrauch tödlich sein kann
Unter der Atemmaske ist die Sprache fast unverständlich verzerrt. Zu der hohen körperlichen Anstrengung kommt noch die Stresssituation. "Zwei Personen sind in einem brennenden Keller eingeschlossen", erklärt der Ausbilder. Es muss jetzt schnell gehen. Zeit ist alles! Der giftige Brandrauch könnte tödlich sein.
Die Feuerwehrfrau Anja Voltz ist mit ihrem Kameraden jetzt mitten im Geschehen. Schon seit einigen Tagen arbeiten sie auf diesen Übungseinsatz hin. Viel Theorie und praktische Beispiele haben sie hinter sich gebracht. Mit acht weitere Kameraden von den Feuerwehren aus dem Landkreis Kitzingen nehmen sie am anspruchsvollen "Lehrgang für Atemschutzgeräteträger" teil.
Anja Voltz ist von der Freiwilligen Feuerwehr Bibergau. Mit ihren 20 Jahren ist die Erzieherin eine toughe Feuerwehrfrau, die sich, wie viele andere Ihrer Kameradinnen, in der einstigen Männerdomäne durchgesetzt hat. "Wir müssen genauso zulangen wie unsere männlichen Kameraden, ein Schonen gibt es da nicht. Und: Ich mache alles mit, was gefordert wird!"
So wie jetzt im Übungsverlauf, wo sie zu Zweit einen 80 Kilogramm schweren Dummy über den Boden zum Ausgang ziehen. Ohne auszuruhen, denn Zeit bedeutet Leben. Nachdem der Verletzte zusätzlich noch die Kellertreppe "hochgewuchtet" wurde, müssen sich beiden erst einmal hinsetzen. Sie sind fix und fertig. Doch der Ausbilder treibt sie an: Es ist noch eine weitere Person im Keller eingesperrt. Also: Zurück in das Chaos!
Atemschutzträger sind wichtig für die kleinen Ortswehren
Jonas Wirth, Pressesprecher von der Kreisbrandinspektion, erklärt: "Wir legen großen Wert auf die Ausbildung zum Atemschutzträger bei den kleineren Ortswehren. Die können in wenigen Minuten vor Ort sein und ganz zeitnah den Brandort untersuchen, bis die Kameraden von der Stützpunktwehr kommen." In der zweiten Woche üben darum nun zehn junge Feuerwehrleute in und am Feuerwehrhaus in Iphofen.
Ausbildungsleiter ist Kreisbrandmeister Oliver Krist, der zusammen mit seiner Führungsriege ein ausgefeiltes und spannendes Programm zusammengestellt hat. Gleich am Montag hat die Truppe einen Rundmarsch um Iphofen gemacht. In voller Ausrüstung – inklusive Atemschutz. Einen "Eingewöhnungsmarsch" nennt das Oliver Krist.
Feuerwehr-Erfahrung ist Voraussetzung für den Lehrgang
Knapp 14 Tage dauert der Lehrgang. Man muss über 18 Jahre alt sein und natürlich Feuerwehrerfahrung, am besten schon aus der Jugendfeuerwehr, mitbringen. Eine ärztliche Untersuchung ist zwingend vorgeschrieben.
Zwischen den Blöcken aus Theorie und Praxis gilt bei jeder Gelegenheit: Atemschutz anlegen. Mittlerweile klappt es bei jedem, dies innerhalb der geforderten zwei Minuten fertig zu bringen.
Verrauchte Gebäude richtig entlüften
Hochinteressant ist auch das Thema "Rauchhaus" für die Übenden. Hier zeigt eine Ausbilderin der Gruppe anhand eines Modellhauses, wie bei verschiedenen Bränden vorgegangen werden muss. Großer Wert wird dabei auf die Entlüftung verrauchter Gebäude gelegt.
Ende der Woche wird die Prüfung in der Feuerwehrschule Würzburg sein. Bange ist den Probanden dabei nicht. Sie seien top ausgebildet worden, loben die Nachwuchskräfte.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version stand, dass zur Ausrüstung noch die Sauerstofflasche kommt. Das ist so nicht richtig. In der Druckluftflasche ist Atmenluft. Der Fehler wurde korrigiert.