Michl Müller, Matthias Walz, Oti Schmelzer – sie alle haben einmal klein angefangen, ehe sie zu leuchtenden Stars am Fastnachtshimmel wurden. Mittlerweile sind sie einem Millionenpublikum bekannt, spätestens seit sie jährlich im Circus Maximus des fränkischen Faschings auftreten: der quotenträchtigen TV-Fastnacht in Veitshöchheim. Diesen Ritterschlag der Narretei will Marco Anderlik nicht versprechen, wenn er als Präsident des Fastnacht-Verbandes Franken (FVF) für den 15. Juli zu einem Narren-Casting in die Fastnachtakademie nach Kitzingen einlädt. Doch was er Kandidatinnen und Kandidaten anbieten kann, ist: „Zeigt euch, präsentiert euch! Wir möchten euch gerne kennen lernen.“
Dem Fastnacht-Verband Franken geht es in diesen Wochen nicht anders als vielen anderen Vereinen: Er hatte seit Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 kaum Gelegenheit, Talente zu sichten. „Normalerweise sehen wir unterm Jahr viele Künstler vor Ort. Das war aber aufgrund der Pandemie im vergangenen Jahr nicht möglich“, sagt Anderlik bei einem Gespräch mit der Redaktion in der Fastnachtakademie. Deshalb geht der Verband jetzt neue Wege: Statt ins Land hinauszufahren und dort auf verlassene Bühnen zu treffen, holt er sich potenzielle Narren für einen Tag ins Haus.
Eine Jury gibt auf Wunsch unmittelbares Feedback
Der Tag steht unter dem Motto: "Närrische Franken gesucht!" Menschen aus der Region sollen sich von ihrer humorvollen Seite zeigen und nach mehr als einem Jahr pandemiebedingtem Bühnenverbot mal wieder in kleinem Rampenlicht und in ungezwungenem Rahmen auftreten können. Eine Jury, die sich zusammensetzt aus Vertretern des Fastnacht-Verbands und des Bayerischen Rundfunks, bewertet die Nummern und gibt auf Wunsch ein unmittelbares Feedback.
Anderlik ist bemüht, Bewerbern die Schwellenangst zu nehmen. Im Blick hat er einen Kreis von Künstlerinnen und Künstlern, die sich auf den Bühnen ihres Heimatdorfs zu Hause fühlen und nun den nächsten Sprung wagen wollen. Was das Format angeht, will der Präsident keine Vorgaben machen. Erlaubt ist, was gefällt: Gesangsnummern, Sketche, Kleinkunst, Büttenreden. Perfektionismus erwarte niemand aus der Jury. „Es geht nicht darum, mit einer fertigen Nummer zu kommen, sondern es geht erst einmal darum, die Typen hinter einer Nummer kennenzulernen.“
Wer es auf die großen Bühnen schaffen will, braucht Präsenz
Passt die Chemie, will der Verband mit den Kandidaten die nächsten Schritte entwickeln. Im Idealfall wartet dann die Einladung zu einem weiteren Casting Ende November, bei dem Sendungen wie "Fastnacht in Franken" oder die "Närrische Weinprobe" besetzt werden. Wer es dorthin schaffen will, brauche neben Witz und Humor die Fähigkeit, das Publikum zu fesseln. Anderlik nennt es schlicht „Bühnenpräsenz“. Die aber werde nur sichtbar, wenn sich einer auch auf die Bühne traut. Manche sind begnadete Narren – sie wissen es bloß noch nicht. Dieses schlummernde Potenzial will der Verband heben.
Einen Mangel an närrischem Nachwuchs vermag Anderlik, immerhin auch schon seit 1996 in der Fastnachts-Szene dabei, übrigens nicht festzustellen. Das zeige sich deutlich in den Nachwuchssitzungen des Verbandes, die in der Vor-Corona-Zeit immer wieder Talente zum Leuchten gebracht hätten. Der Casting-Tag im Juli richte sich verstärkt an Erwachsene. Anderlik würde sich freuen, den einen oder anderen später auch auf den TV-Bühnen des Landes zu sehen.
Die Veranstaltung unter dem Motto "Närrische Franken gesucht" findet am Donnerstag 15. Juli, ab 19 Uhr in der Deutschen Fastnachtakademie in Kitzingen, Luitpoldstraße 8, statt. Interessenten melden sich per Mail bei Präsident Marco Anderlik unter marco.anderlik@fastnacht-verband-franken.de