zurück
Volkach
Nach Schließung der Disco in Volkach: Jetzt sprechen Betreiber und Eigentümer des G-Club über den Polizeieinsatz
Eskortiert von der Polizei schließen Mitarbeiter des Landratsamts Mitte März die Diskothek in Volkach. Was werfen sie dem Betreiber vor? Und wird der Club noch einmal aufsperren?
Vorerst geschlossen wurde von den Behörden der G-Club in Volkach. Dem Betreiber fehlte offensichtlich die Konzession.
Foto: Barbara Herrmann | Vorerst geschlossen wurde von den Behörden der G-Club in Volkach. Dem Betreiber fehlte offensichtlich die Konzession.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.04.2024 02:38 Uhr

Das Letzte, was Harald Haagen jetzt brauchen kann, sind Skandale. Der G-Club in Volkach ist ein Relikt der guten alten Zeit der Diskotheken, die letzte ihrer Art im Landkreis Kitzingen, die regelmäßig geöffnet ist. Discos haben es schwer, so wie die Kaufhäuser, sie stecken seit Jahren in der Krise. Die Tanztempel passen kaum noch in die Zeit, viele schließen oder haben nur noch sporadisch geöffnet. Negativschlagzeilen kann sich ein Laden wie der G-Club deshalb nicht leisten. Doch genau das ist jetzt passiert. Und Haagen, der ihn 1985 selbst mit aufgebaut hat, sagt: "Der Ruf ist erst einmal beschädigt."

Noch immer kann er sich nicht recht erklären, was da vor Kurzem abgelaufen ist. Am 16. März, einem Samstag, steht gegen 21 Uhr plötzlich die Polizei in der Tür des G-Club; sie ist die Begleitung einer Delegation des Kitzinger Landratsamts. Wenn das Sachgebiet Öffentliche Sicherheit und Ordnung ausrückt, noch dazu am Wochenende, heißt das in der Regel nichts Gutes. So auch in diesem Fall. "Aufgrund wiederholter Verstöße gegen das Gaststättengesetz", so heißt es später in einer Pressemitteilung des Amtes, wird die Diskothek noch am Abend dichtgemacht. Die auf Plakaten angekündigte und in sozialen Medien beworbene "Rock Night Mainschleife Volkach" muss ausfallen. Seitdem ist die Disco geschlossen.

Die Disco gibt es in Volkach seit Mitte der 1980er-Jahre

Harald Haagen hielt sich an diesem Abend nicht in der Disco auf, aber er sagt: "Das Landratsamt war auch bei mir." Er konnte wenig zur Lösung beitragen, denn Haagen ist nur der Eigentümer der Immobilie, die seine Familie Mitte der 1980er-Jahre am Stadtrand von Volkach hingestellt hat, damals war er 16 und die Welt eine andere. Was nicht der Zeitgeist erledigt hat, hat Corona geschafft, die Gastronomie damals monatelang im Lockdown und am Boden, mancher stand danach nicht mehr auf. Haagen, Jahrgang 1969, machte weiter, aber er ist nicht blauäugig. Er weiß: "Die jungen Leute gehen heute entweder in die Kneipe oder bleiben daheim." Der G-Club ist nur noch ein Schatten früherer Tage.

Jahrelang beflügelte das "Fantasy" in Volkach die Jugend, so hieß die Diskothek anfangs, "Kuddelmuddel", "Galaxy" oder "Mint" nannte sie sich später, und Ende 2017 gab es einen erneuten Neustart: als G-Club. Mutig stellte sich Haagen dem Trend entgegen, aufhalten ließ er sich nicht. Zuletzt hatte der G-Club nur noch in den Wintermonaten und nur noch samstags geöffnet. Oder zu speziell gebuchten Events wie neulich dem Oberstufenfasching des Egbert-Gymnasiums.

Anfang Februar war ein früherer Mitarbeiter des G-Club als Pächter eingestiegen, ein junger Mann aus Volkach. Doch es gab von Anfang an Probleme. Das Landratsamt hatte nur eine befristete Konzession ausgestellt, sie galt nur für die ersten Tage. Für eine dauerhafte Konzession sollte der Betreiber bei der Behörde Unterlagen einreichen, die Behörde prüft in solchen Fällen auch die Zuverlässigkeit des Pächters.

Das Landratsamt schließt den Laden, weil die Konzession fehlt

Der aber blieb die geforderten Papiere schuldig. "Mangels Mitwirkung des Betreibers" verweigerte das Amt die gaststättenrechtliche Erlaubnis. Den jungen Mann hielt das offenbar nicht davon ab, den Laden trotzdem aufzusperren. Die Disco sei "wiederholt widerrechtlich geöffnet" gewesen, schreibt das Landratsamt, so auch am 16. März. Bis dahin lagen laut Behörde auch "mehrere Anzeigen durch die Polizei wegen Alkoholausschank ohne Erlaubnis" vor. Für die Aufsichtsbehörde war das Maß an diesem Abend voll.

Am 16. März tauchten Polizei und Landratsamt im G-Club auf und machten die Diskothek noch am Abend dicht.
Foto: Caroline Münch | Am 16. März tauchten Polizei und Landratsamt im G-Club auf und machten die Diskothek noch am Abend dicht.

Als die Abordnung am 16. März in der Disco auftaucht, ist der Betreiber selbst nicht da. Ruft man ihn wenige Tage später auf dem Handy an, sagt er, dass er zu dieser Zeit gar nicht mehr Betreiber gewesen sei. Er habe schon eine Woche vor dem Vorfall "unter Zeugen" die Schlüssel der Immobilie beim Eigentümer hinterlegt. Fragt man ihn, wer denn an diesem Abend den Laden aufgesperrt habe, sagt er, das wisse er nicht. "Ich habe mich auch gewundert, dass offen war."

Weil er in der Diskothek nicht aufzutreiben ist, gehen Polizei und Amtsmitarbeiter zu ihm nach Hause. Doch auch dort treffen sie ihn nicht an, sondern nur seine Eltern, die den Sohn schließlich telefonisch über den Besuch informieren. Er kann sich das alles nicht erklären. Bevor er Anfang Februar die Geschäfte im G-Club übernahm, habe er bereits anderthalb Jahre, von September 2023 an, dort gearbeitet. Ende Februar, so sagt er  gegenüber der Redaktion, war für ihn dann schon wieder Schluss.

Die Frage ist: Wer hat den G-Club an diesem Abend geöffnet?

Auch Harald Haagen weiß nach eigenen Angaben nicht, wer den G-Club an besagtem Abend aufgesperrt hat, aber Personal und Türsteher seien vor Ort gewesen. Haagen sagt, er habe vom Pächter nur einen, nicht alle Schlüssel erhalten, und auch nur eine Anzahlung auf die Februar-Pacht. Das Wort Betrug fällt, und weil Vieles in der Sache verworren und auf normalem Weg wohl nicht zu klären ist, haben die Anwälte beider Seiten inzwischen das Wort.

Auf Nachfrage der Redaktion, wie häufig es vorkomme, dass Betriebe in dieser Weise geschlossen werden, erklärt die Kreisbehörde: "Dies kam bei uns im Landratsamt Kitzingen bislang noch nicht vor." Üblich sei es, Bußgelder zu verhängen. Erst wenn das nicht helfe, sei die Schließung die "letzte Möglichkeit", Verstöße nach dem Gaststättengesetz zu unterbinden. Im Rathaus ist laut Vize-Bürgermeister Udo Gebert nichts von Problemen mit der Diskothek bekannt.

Haagen ist nun bestrebt, das Beste aus der Situation zu machen. Da er selbst eine Konzession besitzt, will er die beiden für dieses Frühjahr angekündigten Ü-30-Partys am 6. April und am 4. Mai noch durchziehen, ehe der G-Club dann in die reguläre Sommerpause geht. Auch der frühere Geschäftsführer Alex Wölk ist wieder mit an Bord und schreibt auf der Facebook-Seite des Clubs: "Wir betreiben es jetzt für die zwei Veranstaltungen wieder selber."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Volkach
Eike Lenz
Aufsichtsbehörden
Diskotheken
Freizeit in Kitzingen
Landratsamt Kitzingen
Lockdown
Polizei
Polizeieinsätze
Rathaus Schweinfurt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Roland Rösch
    Einfach geschlossen lassen bei dauernden Ärger.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Laut Impressum auf der Website ist ein gewisser Leon S. verantwortlich. Von Harald Hagen findet sich da keine Spur. Der Laden hätte den Namen Kuddelmuddel behalten sollen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten