
Eigentlich dürfte es die Brücke schon längst nicht mehr geben. Aber das ist nur eine von vielen Kuriositäten rund um das Bauwerk über die A 3, das die Verbindung zwischen Mainsondheim und der Staatsstraße 2271 möglich macht. Die Mainsondheimer Brücke trägt offiziell den Namen "Überführungsbauwerk BW 308a" und ist Teil der Gemeindeverbindungsstraße südlich der A-3-Anschlussstelle Kitzingen/Schwarzach.
Die 46 Meter lange und 1964 gebaute Brücke muss, wie fast alle anderen auch im Landkreis Kitzingen, dem derzeit laufenden Ausbau der Autobahn weichen. Nur: Während die meisten anderen Brücken schöner und größer wieder neu gebaut werden, verschwindet BW 308a für immer. Einen Aufschrei verursachte das indes nicht. Aber warum? Was ist mit der Brücke, dass es scheinbar nicht einmal zum Schulterzucken reicht?
Fangen wir mit dem Abrissdatum an. Das hat sich schon zweimal verschoben; die Brücke sollte längst weg sein. Auch aktuell gibt es keinen konkreten Termin für den Abbruch. Die ausführende Baufirma nennt auf Anfrage als ungefähren Zeitrahmen "irgendwann im ersten Halbjahr 2024". Und sie verweist darauf, dass "der ersatzlose Abriss gemäß Planfeststellung" erfolge.
Zwei Kilometer durch den Kitzinger Klosterforst

Die ebenso schmale wie lange auch umstrittene Brücke kann also weg – und damit auch die Straße, die zu ihr führt. Diese beginnt kurz vor den Autobahnauffahrten in Schwarzach: Von Kitzingen kommend, geht es vor der Anschlussstelle unvermittelt nach links in den Wald hinein. Nach gut zwei Kilometern durch den Klosterforst wartet sie dann, die Mainsondheimer Brücke.
Die Straße selbst liegt auf Kitzinger Gemarkung. Was für die Stadt durchaus zu Kosten führt: Der Winterdienst beispielsweise wird durch den Landkreis gegen Verrechnung erledigt. Für die sonstige Verkehrssicherung kommt die Stadt Dettelbach auf, der diese Straße letztendlich dient.
Die besagte Straße mag unscheinbar sein; ihre Vergangenheit aber hat es in sich. Die Verbindungsstraße war einst eine der schlimmsten Holperpisten im Landkreis, bis man 2007 zur kompletten Erneuerung schritt. Die gut zwei Kilometer verschlangen rund 1,2 Millionen Euro. Während sich Kitzingen damals um die Vergabe der Arbeiten kümmerte, steuerte Dettelbach das Geld bei.
"Teuerster Rohranschluss der Welt"
Die Straße geriet seinerzeit in die Schlagzeilen – wegen des "teuersten Rohranschlusses" der Welt, wie es eine Schlagzeile verkündete: Weil eine Firma ein rund 50 Euro teures Teil in der Ausschreibung für die Straßensanierung nicht korrekt angab, bekam nicht sie Mitte 2007 den Auftrag, sondern das nächste Unternehmen. Und das wollte 250.000 Euro mehr.
Bald darauf bewegte die Straße erneut die Gemüter. Als Pläne für den sechsspurigen A-3-Ausbau im Bereich Mainsondheim auftauchten, hieß es plötzlich: Ein Teil der neuen Straße soll wieder weg. Der Aufschrei: groß. Von "Steuergeld-Verschwendung" war ebenso die Rede wie von "Geldvernichtung". Die Pläne der Autobahndirektion Nordbayern ließen viele Mainsondheimer verzweifeln: Viele Jahre hatten sie für eine ordentliche Verbindung zur Staatsstraße 2271 gekämpft, die von Kitzingen nach Hörblach führt. Nun sollte sie zum Teil abgerissen und für viel Geld neu gebaut werden, weil die A 3 an dieser Stelle eine andere Trasse bekommt. Beide Stadträte lehnen den Teilabriss der Straße ab.
Zwischen Golfplatz und Vogelschutz
Die Planer waren in der Zwickmühle: Weitere Planungen waren ausgeschlossen, weil sonst entweder Loch 18 des Golfplatzes Mainsondheim unter die Räder gekommen wäre oder ein Vogelschutzgebiet tiefe Einschnitte hätte hinnehmen müssen. Und nun das: Die Kompromiss-Trasse wurde rundweg abgelehnt.
Und so kam es, dass sowohl die Straße als auch die Brücke kurzerhand aufgegeben wurden. Der neue Plan sieht so aus: Die Straße nach Mainsondheim kommt auf die andere Seite der Autobahn. Dort wird sie – nördlich der neuen A 3 –an die B22 angebunden. Die Mittelachse der sechsstreifigen Autobahn verschiebt sich an dieser Stelle in Richtung Süden. Die neue Ortsverbindung kommt dann auf die derzeitige Trasse der Autobahn, auf die Fahrbahn in Richtung Frankfurt. Das wiederum bedeutet: Die Straße kann erst gebaut werden, wenn die bestehende Fahrbahn nach Frankfurt abgebrochen wurde, was – einen genaueren Plan gibt es noch nicht – für 2025 vorgesehen ist.
Für die Mainsondheimer bedeutet das: Sie werden eine längere Zeit Unannehmlichkeiten hinnehmen und über Albertshofen ausweichen müssen. Zwischen Brückenabriss und damit Wegfall der Ortsverbindung und dem Neubau auf der anderen Seite der Autobahn liegen nicht nur viele Monate, sondern möglicherweise ein bis zwei Jahre.