Der Corona-Wildwuchs auf den Köpfen der Menschen hat ein Ende. Seit Montag dürfen die Friseure wieder öffnen – jedoch nur unter strengen Hygienemaßnahmen. Diese Regeln stellen die Geschäfte auch in Kitzingen vor große Herausforderungen. Denn nach sechs Wochen Schließung fallen die dadurch enstehenden Zusatzkosten für die Friseure besonders ins Gewicht.
"Das macht mir Angst", sagt Birgit Nauth von Zweiwielewring. Ihr Salon blieb am Montag noch geschlossen. Die Zeit nutzen sie und ihre Kollegen, um letzte Vorbereitung vor der Eröffnung am Dienstag zu erledigen. "Es sind viele Maßnahmen, die uns stressen", sagt die Friseurin. Etwa dürfe sich nur eine gewisse Anzahl an Kunden gleichzeitig im Geschäft aufhalten, um ausreichend Sicherheitsabstand zu gewährleisten. Außerdem muss sie Rasierer, Scheren und Kittel nach jedem Schnitt reinigen und bei allen Kunden die Haare waschen.
Hygienemaßnahmen belasten die Friseure finanziell
Und diese Regelungen gehen ins Geld. "Besonders Desinfektionsmittel ist gerade schwer zu bekommen und überteuert", sagt Birgit Nauth. Da helfen auch die staatlichen Maßnahmen wenig. "Die Soforthilfen sind ein Tropfen auf dem heißen Stein", meint die Friseurin – zudem sie auf einen Teil der Zahlungen noch immer wartet.
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Ein Lichtblick: Zumindest ist der Ansturm an Kunden nach der Zwangspause enorm. "Wir sind aktuell die nächsten zwei Wochen komplett ausgebucht", sagt Birgit Nauth. Aber ob sie die kommende Zeit ohne Kredit überstehen wird, kann die Friseurin noch nicht abschätzen. Um etwa zehn Prozent musste Birgit Nauth ihre Preise erhöhen, damit sie die Zusatzkosten decken kann.
Großer Anstrum: 170 Anrufe bei Terminvergabe
"Der Mai ist bei uns komplett voll", sagt auch Milena Njezic von Main-Cut, die am Montag wieder öffnete. Bereits zwei Wochen vorher konnten Kunden bei ihr einen Termin ausmachen. "Am ersten Tag der Terminvergabe hatten wir 170 Anrufe in der Leitung", erzählt sie. Doch auch bei Main-Cut musste sie die Preise um etwa zehn Prozent anheben. Milena Njezic erklärt: "Wir können nämlich mit den Abstandsregeln nicht mehr so viele Kunden aufnehmen wie vorher." Zumindest seien die Hygieneartikel mittlerweile wieder leichter zu bekommen.
Einer der ersten Kunden bei Main-Cut am Montag war Regina Taub aus Buchbrunn. "Ich bin erleichtert, endlich wieder zum Friseur zu können", sagt sie. Milena Njezic färbt ihre gerade die Haare. Beide tragen Mundschutz. Hat die Kundin Bedenken bei den ganzen Hyigenemaßnahmen? "Überhaupt nicht", antwortet Regina Taub und lacht. "Ein Friseur ist ja sowieso eine Vertrauensperson."
Bartträger müssen sich noch gedulden
Beim American Barbershop wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis wieder Normalität einkehrt. "Wir machen eigentlich hauptsächlich Bartpflege", erklärt Inhaber Resul Velija. Und die ist, wie alle anderen Dienstleistungen, die im Gesicht stattfinden, aktuell noch verboten. Ein weiterer Kostenpunkt für den Barbier: die Haarwäsche. Denn die ist beim Herrenfriseur eher unüblich und kostet damit nun extra Zeit.
Trotzdem bleibt Resul Velija zuversichtlich. Montagvormittag traf er mit der Hilfe von Freunden und der Familie letzte Vorbereitungen. Für die ganzen Hygieneartikel bauten sie noch einen Tisch auf. "Man muss improvisieren", sagt er. Je drei Kunden und Mitarbeiter dürfen sich in seinem Laden aufhalten – der Rest muss draußen warten.
Aber auch hier nehmen die Kunden die Maßnahmen gelassen. Frank Eck aus Astheim nutze die Zeit beim Warten vor dem Barbershop, um noch ein Eis zu essen. Bedenken hat er keine. "Es ist für mich ein ganz normaler Friseurbesuch", sagt er. Der Alltag scheint also, wenn auch mit Einschränkungen, so langsam zurückzukehren.
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