Gemeinde für Gemeinde entscheidet sich im Landkreis Kitzingen für eine Mitfahrerbank. Zuletzt wurden in Dettelbach zwei solcher Bänke in den Ortsteilen Schnepfenbach und Neusetz aufgestellt. Das Prinzip ist so simpel wie solidarisch: Wer eine Mitfahrgelegenheit sucht, der setze sich auf die gekennzeichnete Bank und warte darauf, dass ein vorbeifahrendes Auto hält und die Mitnahme anbietet. Eine Haltestelle für Tramper und Tramperinnen sozusagen.
Mit dem Projekt soll die Nachbarschaftshilfe gefördert und die Mobilität auf dem Land verbessert werden, erklärt die Dettelbacher Stadtverwaltung. Besonders für Menschen ohne eigenes Auto soll so eine zusätzliche Möglichkeit zum öffentlichen Nahverkehr geschaffen werden.
Um die Bänke zu finden, braucht es Ortskenntnis – eine Übersicht über alle Standorte gibt es nicht. Wer dann auf einer solchen Mitfahrerbank sitzt und auf die Möglichkeit zur Mitfahrt wartet, der hat genug Zeit, um über die Sinnhaftigkeit dieses Angebots nachzudenken. So erging es mir zumindest.
Jede Mitfahrerbank führt nur in eine Richtung
Erster Versuch: die Bank in Kitzingen-Hohenfeld. Geplant ist eine Fahrt nach Marktbreit und wieder zurück. Das Problem: Die Bank steht auf der falschen Straßenseite. Als eine Anwohnerin von dem Plan erfährt, lacht sie. Nach Kitzingen rein, ja! Nach Marktbreit käme ich auf keinen Fall. Ihre Vermutung bewahrheitet sich, alle paar Minuten hält ein Auto, alle wollen sie nach Kitzingen. Nach einer erfolglosen halben Stunde breche ich den Termin ab.
Eine Überdachung bei Regenwetter gibt es nicht
Neuer Tag, neues Glück: Vielleicht klappt es in Marktbreit. Auch Volker Schlegelmilch von der Tourist-Information zweifelt an der Umsetzbarkeit der kleinen Reise. Zwei Bänke gibt es hier, eine in Richtung Gnodstadt, die andere in Richtung Obernbreit. Dafür seien die Bänke eher gedacht, denn gerade der Ortsteil Gnodstadt ist im Gegensatz zu den anderen Orten kaum mit Bus und Bahn zu erreichen. An der Bank angekommen, macht der einsetzende Regen dem Experiment einen Strich durch die Rechnung, denn die Mitfahrerbänke sind nicht überdacht.
Jede Mitfahrerbank sieht anders aus
Letzter Versuch: die neue Bank in Dettelbach-Schnepfenbach. Diesmal mit kleineren Ansprüchen. Eine Fahrt nach Dettelbach, so wie es das Schild an der Bank schon festlegt. Nachdem in 30 Minuten 23 Autos in die falsche Richtung und zehn Autos in Richtung Dettelbach an mir vorbeigerauscht sind, breche ich auch diesen Versuch resigniert ab. Vielleicht erkennen einige die neue Mitfahrerbank im Vorbeifahren auch nicht als solche. Schließlich gibt es keine einheitliche Gestaltung der Bänke innerhalb des Landkreises. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ein Fremder bin. Aus gutem Grund sollte man vorsichtig sein, wenn man Anhalter und Anhalterinnen mitnimmt.
Was bleibt, ist der nette Gedanke
So tugendhaft die Ziele der solidarischen Bänke auch sind, es mangelt ihnen an Logik. Was sie leisten können? Eine Mitfahrgelegenheit bei schönem Wetter ohne Zeitdruck in den nächstgelegenen Ortsteil, insofern die Rückfahrt im Vorhinein gesichert ist. Mit Glück springt auch ein netter Plausch mit einer vorbeilaufenden Dame dabei heraus. Für alles andere sollte dann doch auf Bus, Bahn oder private Mitfahrgelegenheiten zurückgegriffen werden.