Für den Zeitraum vom 1. Juli bis zum Ende dieses Jahres ist die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 beziehungsweise von sieben auf fünf Prozent gesenkt worden. Damit will die Bundesregierung die Kauflust der Bürger anregen und damit der Wirtschaft aus der Corona-Krise helfen. Die Unternehmen sind aufgefordert, die Senkung an ihre Kunden durch geringere Preise weiterzugeben. Verpflichtend ist dies aber nicht. Für die Geschäfte in Kitzingen selbst bedeutet die Mehrwertsteuersenkung aber vor allem eins: eine Menge Arbeit.
Der Aufwand hängt vor allem damit zusammen, ob das Unternehmen über ein elektronisch geführtes Kassenprogramm verfügt. "Damit ist es recht einfach", sagt Frank Gimperlein vom Kitzinger Stadtmarketingverein. Hätten die Geschäfte ein solches nicht, müssten sie die Preise sozusagen per Hand neu berechnen, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Rückmeldungen von den Kitzinger Einzelhändlern, dass dabei etwas nicht geklappt hat, gab es aber laut Gimperlein keine.
Über 30 Arbeitsstunden für neue Preisschilder
Doch nur mit der Preisberechnung ist es nicht getan, wie Jochen Waigandt, Geschäftsführer vom gleichnamigen Edeka-Markt in Kitzingen, erzählt: "Wir mussten unsere Produkte komplett neu etikettieren", sagt er. "Alle Leute, die wir hatten, waren da im Einsatz." Insgesamt schätzt er den Arbeitsaufwand dafür auf über 30 Stunden. Sein Markt würde die Mehrwertsteuersenkung an die Kunden weitergeben. "Teilweise haben wir die Preise nach unten abgerundet", sagt Waigandt.
Beim Kitzinger Stadtmarketingverein gab es keine Absprache, wie die einzelnen Geschäfte damit verfahren. "Das muss jeder Händler für sich selbst entscheiden", sagt Gimperlein. Überhaupt würden die Einzelhändler in Kitzingen es kritisch sehen. Sie fragten sich, ob sich bei ihrer Preiskategorie der hohe Aufwand lohnt. "Das ist vielleicht eher bei Großanschaffungen der Fall", meint der stellvertretende Vorsitzende des Stadtmarketingvereins.
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Bei kleinen Beträgen kann Gimperlein es sich nicht vorstellen, dass die Senkung die gewünschten Kaufanreize bewirkt. Ähnliches meint auch Waigandt, in dessen Supermarkt die Regelung schon seit Anfang der Woche in Kraft ist: "Im Lebensmittelbereich merkt man das nicht."
Steuersenkung kommt nicht dort an, wo sie wirklich benötigt wird
Beim Kauf eines Neuwagens hingegen würden sich drei Prozent weniger Steuern schon bemerkbar machen, wie Thomas Beißel, kaufmännischer Leiter vom Autohaus Iglhaut, berichtet. "Das hilft aber nur denjenigen, die es eigentlich nicht bräuchten", findet er. Die Bundesregierung würde mit der Steuersenkung nach dem Gießkannenprinzip verfahren. "Es sollte eigentlich allen helfen", sagt Beißel. "Nicht nur denen mit 100 000 Euro im Geldbeutel." Eine wirkliche Konjunktur-Steigerung erwartet er daher nicht.
Somit sei auch der Aufwand, den die Mehrwertsteuersenkung mit sich gebracht hat, nicht gerechtfertigt. "Es war brutal", sagt Beißel. In dem Autohaus mit Filialen in Kitzingen und Marktbreit hätten die Mitarbeiter extra in Schulungen gemusst, um die Änderungen in den Computerprogrammen durchführen zu können. "Und in sechs Monaten haben wir die gleiche Sache nochmal", befürchtet er.