
Nach vielen Jahren in Großstädten hatte Adelheid Rasche (59) den Wunsch nach mehr Natur. 29 Jahre lebte sie in Berlin, seit sechs Jahren arbeitet die promovierte Kunsthistorikerin als Sammlungsleiterin für Textilien, Kleidung und Schmuck im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
Zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Künstler und Fotografen Martin Mago, entschied sie sich für Iphofen. Hier wohnt sie seit dem Frühjahr 2022. Aber noch nicht im denkmalgeschützten Anwesen Pfarrgasse 3, das sie 2018 erworben hat. Altbürgermeister Josef Mend hatte sie auf das Objekt aufmerksam gemacht.

Seit zwölf Wochen werkeln dort nun die Handwerker, nachdem im Vorfeld viele Untersuchungen stattgefunden hatten. Aber an ein baldiges Einziehen ist nicht zu denken. "Da werden wir noch zwei bis drei Jahre warten müssen", schätzt Adelheid Rasche und fügt hinzu: "Wir haben da schon noch einige Nerven zu lassen."
Aber nicht nur Nerven, sondern auch viele, viele Euros: im siebenstelligen Bereich. Wegen der aktuellen globalen Probleme werden viele Baustoffe –Stahl, Bauholz, Wandputze, Heizung, Sanitäreinrichtung– deutlich teurer. "Wir erleben gerade eine Kostenexplosion." Finanzielle Unterstützung gewähren die Städtebauförderung der Regierung von Unterfranken, die Stadt Iphofen, das Landesamt für Denkmalpflege, die Unterfränkische Kulturstiftung sowie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz speziell für die Instandsetzung des historischen Mansarddaches.
100 Jahre im Besitz des Juliusspitals Würzburg

Ursprünglich habe man daran gedacht, Torhaus und die früheren Stallungen als Wohnraum umzubauen und die Scheune zu nutzen, da im Gebäude selbst Mieter wohnten. Doch diese kündigten bald nach dem Besitzerwechsel. "Dann war klar, dass es anders läuft", erzählt Adelheid Rasche.
Zuvor war das Gebäude gut 100 Jahre im Besitz der Stiftung Juliusspital Würzburg, die es 1917 vom Landwirt Adam Altenhöfer erworben hatte. Die Stiftung nutzte das Anwesen für den eigenen Weingutbetrieb. Neben dem historischen Gewölbekeller, in dem noch vier alte Holzfässer dessen Nutzung verdeutlichen, baute das Juliusspital einen weiteren Keller, darüber eine Kelterhalle.

Errichtet wurde das Wohnhaus zwischen 1724 und 1726 für den Zentgrafen und späteren Bürgermeister Clemens Bissert. Vorher stand an der herausragenden Stelle am Rödelseer Tor – zwischen Mittagsturm und Stadtpfarrkirche St. Veit – das Pfarrhaus. Dieses wich dann dem barocken Neubau, dessen nördliche Außenwand die Stadtmauer ist. Damit kommt dem Anwesen laut Mitteilung der Stiftung Denkmalschutz "eine städtebaulich wichtige Rolle für die Altstadt von Iphofen zu".
So viel zur Geschichte des barocken bürgerlichen Wohnhauses, die man diesem überall anmerkt. "Es gab viele Nutzer des Hauses – sichtbar an den vielen Schichten an den Wänden", weiß die Eigentümerin. Abgehängte Decken, Gipsplatten an den Wänden und nicht sachgerechte Überarbeitungen verursachten Beschädigungen. Vieles hätten sie selbst entfernt. "Wir haben schon mit jeder Wand gesprochen", erzählt Adelheid Rasche und lacht.
Möglichst viel historische Substanz erhalten

"Was vorhanden ist, wird konserviert", erläutert Architekt Walter Böhm. Bis zur ursprünglichen Farbgebung sei man vorgedrungen. An manchen Innenwänden werden "Farbfenster" mit den historischen Zeitschichten erhalten bleiben, erklärt Architektin Melanie Meier vom Büro Böhm.
Eventuell könnte sich das Amtszimmer des Zentgrafen im Obergeschoss befunden haben. Die gefundenen Wandmalereien mit Säulen und Landschaftsdekor, und die historischen Türzargen deuten darauf hin. Die Malereien in diesem Raum möchte die Bauherrin freigelegen lassen, denn für ein bürgerliches Haus sei dies schon etwas Besonderes. "Vielleicht gibt es da einen Gartensalon." Auf jeden Fall soll dieser Raum später sparsam möbliert werden.

Beim historischen Mansarddach haben die Handwerker laut Architekt Walter Böhm dafür gesorgt, dass das Wasser nun wieder richtig abgeführt wird. Mit großer Sorgfalt wird im Dachstuhl Stück für Stück neues Holz eingefügt. Probleme bereitet nicht nur das Wasser von oben, sondern auch die aufsteigende Feuchte von unten. So war die Südfassade mit Bitumen beschichtet. Dieses ist bereits abgestrahlt. In den Gewölbezwickeln wurde erdfeuchter Dreck hinausgeschafft, wobei das Tonnengewölbe unversehrt blieb.
Am historischen Zuschnitt der Räume werde so gut wie nichts geändert, allerdings werden die ursprünglichen Raumhöhen wieder hergestellt. "Das Haus wird sich auch freuen, dass die modernen Einbauten weg sind", formuliert es Adelheid Rasche.
Noch sind viele Fragen ungelöst

Überbleibsel des alten Pfarrhauses könnte im Erdgeschoss eine Säule an der Nordseite sein, die erhalten bleibt. Vielleicht hat es auch einmal einen Zugang zum Mittagsturm gegeben. Auch dahinter steht noch ein Fragezeichen. Ein entdeckter Hohlraum könnte eine Spur sein.
Noch ist viel zu tun an Wohnhaus und Scheune, wo sich Adelheid Rasche erst einmal auf das absolut Notwendige beschränken muss. Die letzte Etappe werden die Hofanlage und die Außentreppe aus Sandstein sein. "Sponsoren sind jederzeit willkommen", sagt Adelheid Rasche angesichts der enorm gestiegenen Baukosten.
