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Volkach
Makabres Gerücht: Warum wurde der Volkacher Jürgen Mühlbauer für tot erklärt?
Als der Volkacher Jürgen Mühlbauer 176 Tage in einer Klinik und auf Reha verbrachte, verbreitete sich plötzlich die Mär von seinem Tod. Wie der 65-Jährige damit umgeht und wie er nun weiterlebt.
Der Volkacher Jürgen Mühlbauer lebt. Gerüchte über seinen Tod haben ihn erst stinksauer gemacht – dann nahm er es mit Humor.
Foto: Gerhard Krämer | Der Volkacher Jürgen Mühlbauer lebt. Gerüchte über seinen Tod haben ihn erst stinksauer gemacht – dann nahm er es mit Humor.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 11.02.2024 10:52 Uhr

Von bester Gesundheit kann man bei Jürgen Mühlbauer nicht sprechen. Sein rechtes Bein musste amputiert werden. Seine gute Laune und vor allem seinen Humor hat er trotz alledem nicht verloren. Auch wenn jetzt vieles anders ist in seinem Leben.

Im roten Poloshirt und in Jogginghose sitzt er im Rollstuhl am Tisch in seiner Küche. Vor ihm der Laptop, auf dem er ein Gedicht geschrieben hat. In diesem redet er in Reimform mit den "Dummschwätzern", die ihn für tot erklärt haben, Klartext.

Der 65-jährige gelernte Maschinenbauer hat bis 2015 gearbeitet. Dann begann die Freistellungsphase, seit Juli 2017 ist er Rentner. In der Vergangenheit hatte ihm schon ein kleiner Zeh abgenommen werden müssen. Diabetes spielte dabei eine Rolle. Im Herbst 2021 begann sich – von ihm unbemerkt – ein Keim in einer Risswunde an der Ferse auszubreiten. "Dieser Keim ist weitermarschiert", erzählt der 65-Jährige rückblickend. Mühlbauer musste in eine Klinik, zwischendurch in Kurzzeitpflege, dann wieder in die Klinik. "Dort fiel dann die Entscheidung, dass das Beim oberhalb des Knies amputiert werden muss", sagt er.

Amputation und lange Krankheitsgeschichte

Am 9. September vergangenen Jahres hatte Mühlbauer sein Haus in Volkach verlassen müssen; nach Klinik- und Reha-Aufenthalt kam er erst am 4. März dieses Jahres wieder zurück. Insgesamt sei er 176 Tage weggewesen, hat Mühlbauer nachgezählt. Schon im November habe er erfahren, dass man sich in Volkach erzähle, er sei gestorben. Ein Kumpel von ihm habe angerufen und von entsprechenden WhatsApp-Nachrichten berichtet. Auch in seiner früheren Firma sei darüber geredet worden.

Wer dieses Gerücht aufgebracht hat, das weiß Jürgen Mühlbauer bis heute nicht. "Erst war ich stinksauer", gibt er zu. Ob diejenigen, die die Nachricht in die Welt gesetzt oder verbreitet hätten, darüber nachgedacht hätten, wie er sich dabei gefühlt habe, würde ihn schon interessieren. "Wenn ich etwas nicht 100-prozentig weiß, dann erzähle ich doch nicht so etwas", gibt Mühlbauer einen Denkanstoß an Verbreiter von Gerüchten und an solche, die es vielleicht noch werden.

"Ich werde weiter glücklich sein und mich noch lange am Leben erfreuen."
Jürgen Mühlbauer wehrt sich mit einem Gedicht gegen das Gerücht, dass er tot sei

Bis in dieses Jahr hinein habe sich das Gerücht von seinem Tod hartnäckig gehalten. Dabei hätten seine Kumpels jedem, der diesbezüglich nachgefragt habe, erklärt, dass es nicht stimme, weil sie erst kürzlich noch mit Mühlbauer telefoniert hätten. Mühlbauer selbst habe während seines Klinik-Aufenthalts täglich in seiner Stammkneipe angerufen, später aus der Reha alle drei bis vier Tage. Ebenso hätten die Vereine, in denen er Mitglied ist, gewusst, dass er am Leben sei.

Woher also kommt die falsche Nachricht? Vielleicht sei das Gerücht dadurch genährt worden, dass er plötzlich nicht mehr mit seinem Auto auf der Straße gesehen worden sei, vermutet er. Aber: "Totgesagte leben länger", sagt Mühlbauer inzwischen und lacht. Seinen Humor jedenfalls hat er nicht verloren. Den hat er auch bei seinem Klinik-Aufenthalt versprüht. Seine Witze und seine gute Laune blieben dem Pflegepersonal in guter Erinnerung. Von einer Schwester hat er zum Abschied aus der Klinik einen netten Brief bekommen, der ihn beim Lesen noch immer zu Tränen rührt.

Mühlbauer: "Totgesagte leben länger"

Der Volkacher Jürgen Mühlbauer lebt. Er hat nach einer Beinamputation längere Klinik- und Reha-Aufenthalte überstanden.
Foto: Gerhard Krämer | Der Volkacher Jürgen Mühlbauer lebt. Er hat nach einer Beinamputation längere Klinik- und Reha-Aufenthalte überstanden.

Es wird zwar noch etwas dauern, aber Mühlbauer plant, wieder mit dem Auto unterwegs zu sein. Allerdings bedarf es nun eines Spezialfahrzeugs, schließlich fehlt ihm jetzt das rechte Bein. In den Urlaub fahren möchte er auch wieder.

"Körperlich fühle ich mich bombig", sagt Mühlbauer. Er lerne nun das Laufen mit Prothese. "Das bekomme ich auf die Reihe", ist er sich sicher. Schließlich habe er schon in der Kitzinger Klinik und auf der Reha fest an sich gearbeitet. Anfangs habe er noch wenig Kraft gehabt, sich aus dem Rollstuhl zu stemmen; jetzt könne er schon auf dem einen Bein stehen.

Zum jetzigen Leben gehören die täglichen Besuche der Sozialstation bei ihm zuhause. Vor der Operation habe er selbst gekocht – jetzt bekommt er Essen auf Rädern. Auch mit seinem Haus muss er sich überlegen, wie es weitergeht. Stichwort: Barrierefreiheit.

Aber Mühlbauer lebt, und wie lauten doch gleich zwei Zeilen aus seinem Gedicht: "Ich werde weiter glücklich sein und mich noch lange am Leben erfreuen." Allen Gerüchten zum Trotz.

 
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  • K. L.
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  • K. F.
    wie heißt es so schön in einem alten sprichwort: "totgesagte leben länger!" alles gute und noch ein langes leben!
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