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Kitzingen
LKW Kitzingen: Was hinter dem Auf und Ab der Gas-Abschläge und den hohen Rückzahlungen steckt
Erst immer höhere Abschläge, jetzt für viele eine kräftige Rückzahlung: Warum die Preisgestaltung für Gas für die LKW Kitzingen im vergangenen Jahr so schwierig war.
Ein Gaszähler zeigt den Verbrauch an – und der war bei vielen Kunden im vergangenen Abrechnungsjahr deutlich niedriger als erwartet. Viele Kunden bekommen Geld zurück.
Foto: Marijan Murat/dpa | Ein Gaszähler zeigt den Verbrauch an – und der war bei vielen Kunden im vergangenen Abrechnungsjahr deutlich niedriger als erwartet. Viele Kunden bekommen Geld zurück.
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 11:02 Uhr

War es überflüssige Panikmache? Sinnvolle Vorsorge? Eine unabwägbare Entwicklung? Das fragten sich viele Gaskunden, als sie ihre Jahresabrechnung des Energieversorgers in den Händen hielten. Die meisten Kunden der Licht-, Kraft- und Wasserwerke (LKW) Kitzingen bekamen Geld zurück, zum Teil sehr viel. Manche sind erfreut über die Erstattung, andere verärgert, weil sie die hohen Abschläge nur mit Mühe und Not und manche gar nur über einen Kredit begleichen konnten. Wäre es anders gegangen? Silke Burkard, Leiterin der Abteilung Vertrieb und Marketing bei den LKW, gibt Einblick in ein Geschehen, das sie in ihren 40 Berufsjahren "so noch nie erlebt hat". 

Für die Versorgung mit Gas zahlen die Kunden in Abschlägen, die im Voraus berechnet werden. Wie funktioniert das?

Die LKW erheben übers Jahr elf Abschläge, in den zwölften fließt die Jahresabrechnung ein. Bei Strom wird der Jahresverbrauch des letzten Jahres (jeweils April bis März) zugrunde gelegt. Bei Gas ist es komplizierter. "Da gibt es keine Prognosemenge, sondern einen Kundenwert", erklärt Burkard. Er ist eine Mischung aus dem letztjährigen Verbrauch, einem sogenannten Lastprofil und der Temperaturprognose für das nächste Jahr. 

Im vergangenen Jahr haben die LKW den Abschlag immer wieder erhöht. Ein Beispiel.

Ein Dreipersonenhaushalt hatte im Jahr 2021/22 eine Verbrauchsmenge von 28.000 kwh. Diese Menge wurde mit einem Abschlag von monatlich 170 Euro beglichen, bei der Abrechnung im Frühjahr 2022 gab es 33,27 Euro zurück. Ab Mai 2022 stieg der neue Abschlag auf 215 Euro, im September wurden 280 Euro erhoben, im Oktober 420, dann wieder 280. Zu Jahresbeginn 2023 verdoppelte sich der Abschlag auf 560 Euro monatlich. Bei der Abrechnung erhielt der Kunde nun Ende April 1402 Euro zurück.

Wann begann die immense Preissteigerung?

Ab Herbst 2021 stiegen die Preise für Erdgas langsam, Ende 2021 dann deutlich an, von 5 auf 8 Cent pro kwh Einkaufspreis – das war noch vor Beginn des Ukrainekrieges. Der Krieg, die Planungsunsicherheit, Beschaffungsengpässe, die Revision von Nordstream II – all das trieb die Preise immer weiter in die Höhe. Im August 2022 kostete die Kilowattstunde am Spotmarkt teilweise bis zu 50 Cent, so Burkard. 

Welche zusätzlichen Folgen hatte die Preissteigerung?

Erste Unternehmen, die sich das Gas für ihre Kunden nicht im Voraus gesichert hatten, sondern auf dem Spotmarkt zu aktuellen Preisen einkauften, meldeten bereits Ende 2021/Anfang 22 Insolvenz an. Mit den Monaten wurden es immer mehr. Die LKW musste als Grundversorger die von den Insolvenzen betroffenen Kunden zurücknehmen, insgesamt im Lauf des letzten Jahres etwa 1000. Normalerweise sichern sich die LKW im Vorfeld die nötigen Mengen in kleinen Tranchen. Diese Mengen reichten nun aber nicht aus, es mussten große Mengen Gas am Spotmarkt zu deutlich höheren Preisen nachgekauft werden. 

Warum gab es so unterschiedlich hohe Abschläge?

Zum 1. April 2022 erhöhten die LKW die Abschläge, also mit Beginn des neuen Abrechnungszeitraums. Zum 1. August folgte erstmals außerhalb der Reihe eine Abschlagsanpassung um 50 Prozent, erklärt Burkard. Im Herbst habe die Regierung beschlossen, die Gasspeicher zu füllen und neue Umlagen einzuführen: eine Gasspeicherumlage, eine Gasbeschaffungsumlage,  eine Bilanzierungsumlage und eine Konvertierungsumlage. Die Abschläge der Kunden wurden zum Oktober nochmals erhöht. Als die Regierung dann entschied, die Gasbeschaffungsumlage doch nicht zu erheben, hatten die Kunden ihren Oktober-Abschlag schon gezahlt.

Im November wurde der Abschlag wieder gesenkt. Im Dezember kam die Dezemberhilfe. Zum 1. Januar wurden die Abschläge nochmals erhöht – und zwar gleich verdoppelt, weil in den folgenden drei Monaten bis zur Abrechnung zirka 50 Prozent des gesamten Jahresverbrauches anfallen. Im April erfolgte die Abrechnung, viele bekamen Geld zurück. Zum Anfang Mai wurden neue Abschläge festgesetzt, die nun in der Regel wieder niedriger ausfallen als die letzten, aber deutlich höher als die von 2021. "Die Preise im Einkaufszeitraum waren höher als früher", erklärt Burkard. Sie ist zudem überzeugt: "Es wird auch keine billige Energie mehr geben, weil das gegen die Ziele der Regierung gehen würde."

Die Kundinnen und Kunden der LKW Kitzingen sparten 20 Prozent Gas ein (Symbolbild).
Foto: Ingo Bartussek/Adobe Stock | Die Kundinnen und Kunden der LKW Kitzingen sparten 20 Prozent Gas ein (Symbolbild).

Warum bekommen die Menschen so viel Geld zurück?

Die teils hohen Rückzahlungen haben mehrere Gründe. Zum einen haben viele auf eigenen Wunsch höhere Abschläge bezahlt als die LKW eingefordert hatte, informiert Burkard. Die Leute  hatten Angst, dass sie sonst bei der Abrechnung eine hohe Nachforderung bekommen. Zum zweiten wurde zum März die Gaspreisbremse eingeführt, die rückwirkend auch für Januar und Februar gilt. Außerdem achteten die Verbraucher sehr darauf, Energie zu sparen. Zudem war der Winter mild. Die Temperaturen lagen in den Wintermonaten, in denen am meisten Energie verbraucht wird, mehrere Grad über den Durchschnittswerten, die zur Vorausberechnung der Verbrauchsmengen herangezogen werden. Der Beispielhaushalt mit drei Personen verringerte seinen Jahresverbrauch von 28.000 kwh auf 23.000 kwh. Insgesamt haben die Verbraucher im Versorgungsgebiet der LKW 20 Prozent Gas eingespart.

Hat der Versorger von den zu hohen Abschlägen profitiert und wäre es anders gegangen?

"Wir haben nicht mit dem Geld der Kunden gearbeitet", sagt Burkard. Die Abschläge würden auf einem Konto lagern und was zu viel gezahlt wurde, gehe an die Kunden zurück. Auch rückblickend wäre aufgrund der vielen Unabwägbarkeiten kein anderes Vorgehen möglich und richtig gewesen. Burkard: "Wir würden und müssten es in einer solchen Lage wieder genauso machen."

 
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