Licht ausschalten, wenn man den Raum verlässt, Wasserkocher statt Herd benutzen, Heizung etwas runterdrehen – das sind Ratschläge zum Stromsparen, wie sie viele Energieversorger auf ihren Internetseiten veröffentlichen. Nicht ohne Grund: Strom und Gas können für Endverbraucher zum Jahreswechsel erheblich teurer werden. Das Preis-Niveau an der Strombörse ist laut ÜZ Mainfranken seit 2020 zeitweise um mehr als 1000 Prozent gestiegen. Das schlägt sich in den Preisen für Kunden nieder.
Bis zum Jahresende gilt bei der ÜZ für Bestandskunden eine Preisgarantie. Den Tarif ÜZ-Natur nutzen etwa zwei Drittel der Kunden und zahlen aktuell 20,9 Cent je Kilowattstunde (jeweils brutto), bedingt durch den Wegfall der EEG-Umlage im Juli, heißt es von der Seiten der ÜZ. Allerdings wird der Arbeitspreis je Kilowattstunde zum neuen Jahr auf 60,8 Cent angehoben. Bei der N-Ergie erhöht sich der monatliche Grundpreis im meistgewählten Produkt (Strom smart) um 0,99 Euro, der Energiepreis von 23,49 Cent auf 44,77 Cent pro Kilowattstunde. Für einen Haushalt, der pro Jahr 3500 Kilowattstunden verbraucht, bedeutet das ab Januar monatlich Mehrkosten von 63 Euro, wie der Versorger mitteilt.
Im meistgenutzten Tarif der Stadtwerke Dettelbach, Privat-Öko, bei einem Jahresverbrauch von 1200 bis 13.300 Kilowattstunden, steigt der Preis von 28,32 Cent je Kilowattstunde auf 52,11 Cent. Die zusätzliche Grundgebühr erhöht sich von 8,57 auf 8,66 Euro. Die Preise seien sehr knapp kalkuliert, erklärt Bürgermeister Matthias Bielek, um die Kunden nicht mehr als unbedingt nötig zu belasten.
Das E-Werk Mainbernheim erhöht die Preise von 27,9 Cent auf 52,43 Cent (Grundgebühr 7,50 Euro). Bei den Licht-Kraft-Wasser-Werken (LKW) Kitzingen nutzen etwa 90 Prozent der Kunden den Eco-Tarif. Dieser wird zum neuen Jahr von 24,90 Cent auf 34,90 Cent erhöht (Grundgebühr von 9,18 Euro). Für einen Haushalt mit 3300 Kilowattstunden Verbrauch bedeutet das Mehrkosten von rund 30 Euro im Monat.
Strompreiserhöhung: Familienhaushalte zahlen bis zu 100 Euro mehr im Monat
Die unterschiedlichen Preise hängen unter anderem mit der Energiebeschaffung zusammen. Unternehmen, die geschickt eingekauft haben, können ihre Kundschaft nun auch vergleichsweise günstig bedienen. Früher konnte man sich am Spotmarkt zeitweise günstiger mit Strom eindecken, erklärt Silke Burkard von den LKW. Für die Stadtwerke komme eine solche risikoreiche Beschaffung aber als Standard nicht infrage. "Der Spotmarkt ist jetzt wahnsinnig teuer."
Aufgrund der Preiserhöhungen wollen nun viele Kundinnen und Kunden den Anbieter wechseln. Dazu muss man aber erst Energieversorger finden, die Neukunden aufnehmen. Die Stadtwerke Dettelbach nehmen zwar auf, aber nur Interessenten aus dem Netzgebiet. Die ÜZ Mainfranken akzeptiert neue Kundinnen und Kunden; für sie gelten dann die gleichen Bedingungen wie für Bestandskunden, ebenso beim E-Werk Mainbernheim, erklärt Manuel Schäfer, der dort für das Netzmanagement zuständig ist.
Anders bei den LKW Kitzingen. Neukunden werden nicht in reguläre Tarife eingruppiert, für sie gilt die teurere Grund- oder Ersatzversorgung. Das habe mit der Beschaffung zu tun, so Burkard. Der zusätzliche Strom müsse aktuell sehr viel teurer am Spotmarkt besorgt werden. Reguläre Kunden werden über langfristig geschlossene Verträge versorgt. "Wir wollen die zusätzlichen Kosten nicht sozialisieren", erklärt sie, also die Bestandskunden damit nicht belasten.
Energieversorger erhöhen die Abschläge für Strom und Gas
Beim Erdgas, das allerdings nicht alle der kontaktierten Energieversorger im Verbreitungsgebiet anbieten, ist es ein ähnliches Bild – auch hier gelten unterschiedliche Preise. Der Flexitarif der LKW für Bestandskunden steigt von 9,69 Cent auf 14,44 Cent (Grundpreis von 10 Euro). Für Erdgas-Smart der N-Ergie sind ab Januar statt 8,17 Cent 14,92 Cent zu bezahlen, was auch an den gestiegenen Netzentgelten liege. Bei einem Verbrauch von 18.000 Kilowattstunden pro Jahr mache das monatlich Mehrkosten von 100 Euro aus.
Damit erhöhen sich auch die Abschläge. Bei den LKW wird nun der Gaspreis-Anteil ab Januar verdoppelt, sofern die Kunden dem zugestimmt hatten, wie Burkard betont. Wie stark der Abschlag erhöht werde, hänge auch davon ab, wann dies geschieht. Das erste Quartal sei das mit dem höchsten Verbrauch: Etwa 40 Prozent des Jahresverbrauchs fallen dann an.
Die Strompreisbremse wird einkalkuliert
Das E-Werk Mainbernheim erhöht die Strom-Abschläge für die Kundinnen und Kunden zum Februar; dann wird laut Manuel Schäfer bereits die Strompreisbremse einkalkuliert. Auch die anderen Versorger passen ihre Abschläge an, "um Nachzahlungen zu vermeiden", wie es bei der N-Ergie heißt.
Die Versorger können aber nur bedingt die Preise beeinflussen. Das hänge von vielen Faktoren ab, wie die N-Ergie in einer Pressemitteilung erklärt. Konkrete Aussagen oder Prognosen seien deshalb unmöglich. Doch liegen die Preisobergrenzen für Erdgas und Strom, die mit Einführung der Preisbremse für ein Kontingent von 80 Prozent des Jahresverbrauchs gelten werden, jeweils leicht unter den Preisen der N-Ergie. Deshalb werde die Preisbremse eine "entlastende Wirkung" entfalten.
Bei den Stadtwerken Dettelbach ist man da skeptischer. "Der Strompreis im Einkauf wird für uns als Stadtwerke hierdurch nicht günstiger." Beim Gaspreis gibt es auf den Märkten aktuell eine Tendenz nach unten. Immerhin eines ist den Energieversorgern aufgefallen. Aus der bisher abgenommenen Energiemenge ist laut Burkard klar ersichtlich: "Die Kunden sparen tatsächlich."
Der Tarif für Mainbernheim gilt nur für Kleinverbaucher bis 1300 kWh/Jahr2023
Darüber werden 53,62 ct/kWh und 9,80 € Grundgebühr fällig.
In Dettelbach wählte die MP den Neukundentarif, ansonsten schaut es folgendermassen aus.
52,11 ct/kWh und Grundgebühr 8,66 €
Bei der ÜZ stimmen die 60,8 ct/kwh, Dazu kommen aber noch 16,45 € Grundgebühr plus 1,67 € Zählergebühr.