Was kommt da auf uns zu? Die Frage, was da im Winter in Sachen Energiepreise passiert, beschäftigte die Stadt Dettelbach schon im Sommer. Bei rekordverdächtiger Hitze gab es die Aufforderung an alle städtischen Mitarbeiter, sich Gedanken zu machen: Wie könnten Einsparungen im kommenden Winter aussehen? "Es war ein langer Prozess, der früh begonnen hat", betont Bürgermeister Matthias Bielek rückblickend. Und gab auch gleich ein Leitmotiv vor, das möglichst bald in Fleisch und Blut übergehen sollte: "Behandelt", so sein ebenso einfacher wie wirksamer Rat an die Mitarbeiter, "euren Arbeitsplatz so, als wäre es euer Zuhause!"
Der lange Prozess endete mit einer langen Liste von Vorschlägen. Eine große Maßnahme: Von Mitternacht bis 4.30 Uhr ist die Straßenbeleuchtung abgeschaltet – bis auf die historische Dettelbacher Altstadt. Auch das Anstrahlen des Historischen Rathauses fand nicht mehr statt. Würden die Bürger das an- und hinnehmen? Im Falle der Straßenbeleuchtung ging nicht eine Beschwerde im Rathaus ein – was das Stadtoberhaupt "als gutes Zeichen" wertet.
Frosthinweise in der Hitzewelle
Die Einwohner scheinen Verständnis zu haben – wohl auch, weil sie am Ende als Privatpersonen ähnlich sparen müssen. Im Sommer hatte das noch ganz anders ausgesehen: Als Matthias Bielek auf den Bürgerversammlungen die eine oder andere Einsparung für die nächsten Monate ankündigte, war die Verwunderung nicht selten groß. Hitzewelle und Frosthinweise – das ging damals nicht zusammen.
Aber genau die frühen Überlegungen waren es, die am Ende für eine zügige Umsetzung sorgten, als es mit der Heizsaison losging. Neben der Straßenbeleuchtung, die teilweise für den neuen Takt ein wenig umgerüstet werden musste, gab es ein zweites großes Thema: Warmwasser in den öffentlichen Gebäuden. Die Frage, ob sich darauf verzichten lässt, endete mit einem klaren Ja. Und so kam es, dass die Handballer in der Maintalhalle nunmehr kalt duschen müssen und in der Halle selber das Thermometer nur noch 17 Grad anzeigt.
Umrüstung der Maintalhalle
Die Handballer haben das geschluckt, wohl auch, weil es ein Versprechen gab: Wenn es doch nicht so schlimm kommt wie befürchtet, lässt sich die eine oder andere Maßnahme vielleicht wieder zurücknehmen. Und bei der Umrüstung geht es auch schneller voran: Die Wärme soll künftig nicht mehr unter großen Verlusten von oben kommen, sondern über eine Fußbodenheizung, die nun vorrangig eingebaut werden soll.
Ein weiterer Baustein bei den Energiespar-Maßnahmen: das Kultur- und Kommunikationszentrum KuK. Hier rächt sich gerade die ungewöhnliche Architektur: Eine große Glasfront ist der Energiefresser schlechthin. Muss alles beheizt werden? Wie oft muss die Bibliothek besetzt sein? Soll man wieder auf Lieferservice umstellen, so wie in Lockdown-Zeiten? Was lässt sich an der Heizanlage noch drehen? Viele Fragen, die nach und nach abgearbeitet wurden und werden.
Und dann ist da ja noch die Stadtverwaltung selber. Muss jedes Licht an sein? Stehen irgendwo uralte Kühlschränke herum? Oft sind es profane Fragen, die aber viel Wirkung erzielen können. Ein Nebengebäude der Verwaltung, das dringend saniert werden müsste, wird jetzt erst einmal ganz stillgelegt. Die Mitarbeiter werden zum einen umverteilt, zum anderen wird für die Belegschaft generell mehr Homeoffice angeboten.
Das Ziel für die Einsparungen
Am Ende ist es ein Sammelsurium vieler Maßnahmen, das zum Erfolg führen soll. "Mindestens 20 Prozent Einsparung" hat sich Dettelbach auf die Fahnen geschrieben. "Das wird erreicht", ist sich Bielek sicher. Wobei er auch zugibt, "selber gespannt" zu sein, wie sich die eine oder andere Maßnahme am Ende auszahlt. Schon weil Erfahrungswerte fehlen: Ernsthaft Einsparen – gelernt hat das kaum jemand so wirklich.
Um das Gespanntsein am Ende mit Zahlen zu belegen, will Dettelbach seine Einspar-Kampagne öffentlich machen. In die Offensive gehen – das soll den Erfolg bringen. Sobald belastbare Zahlen da sind, werden diese veröffentlicht, entsprechend gewürdigt und mit einem Lob versehen. Ein bisschen Motivation kann in diesem Winter nichts schaden.