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Kitzingen
Leoni AG schafft tausende Jobs in Marokko: Warum das gut für den Standort Kitzingen ist
Der finanziell angeschlagene Autozulieferer Leoni plant Großes in Nordafrika. Das wirft ein schlechtes Licht auf Deutschland, ist aber positiv für Kitzingen.
Leoni investiert Millionen in Marokko. Das Bild zeigt das Werk des Autozulieferers in Kitzingen, wo sich die weltweite Zentrale für Bordnetze befindet.
Foto: Leoni | Leoni investiert Millionen in Marokko. Das Bild zeigt das Werk des Autozulieferers in Kitzingen, wo sich die weltweite Zentrale für Bordnetze befindet.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:23 Uhr

Die Leoni AG hat am Montag angekündigt, in Marokko 7000 Arbeitsplätze zu schaffen. Der Nürnberger Autozulieferer stärkt damit auch seinen Standort in Kitzingen, der im weltweit aktiven Konzern eine zentrale Rolle spielt.

In der Stadt Agadir werde ein Werk für Bordnetz-Systeme entstehen, so Leoni. Dort würden 3000 Stellen in der Verwaltung, Technik und Produktion geschaffen. Durch die Erweiterung von Werken im Großraum Casablanca seien bis 2027 weitere 4000 Arbeitsplätze geplant.

Welche Rolle Kitzingen für die Leoni AG spielt

Nach den Worten von Leoni-Sprecher Sven Schmidt sind die Investitionen in dem nordafrikanischen Land auch für Kitzingen "eine gute Nachricht". Dort laufen die Nervenbahnen des Konzerns bei der Entwicklung von Bordnetzen zusammen, worunter in erster Linie Kabelstränge für Autos zu verstehen sind. Leoni hatte im September 2022 ein Innovationszentrum in Kitzingen eröffnet, was die Bedeutung dieser Niederlassung mit ihren gut 900 Beschäftigten unterstrich.

Zwar sei noch nicht klar, in welchem Maße die Marokko-Investitionen in Kitzingen neue Jobs schafft, so Sprecher Schmidt. Aber sicher sei, dass dort bald "zusätzliche Arbeit" und "zusätzliche Themen" anfielen.

Weshalb Leoni die 7000 Jobs nicht in Deutschland schafft

Freilich ist die Nachricht ein Wermutstropfen für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Denn die 7000 Stellen schafft Leoni nach eigenen Angaben in Marokko, weil es dort noch genügend Fachkräfte gebe – und weil dort die Löhne niedriger als hierzulande seien, ergänzte Schmidt. Eine Expansion wie in Agadir und Casablanca "könnten wir uns in Deutschland gar nicht leisten", so der Sprecher am Montag auf Anfrage. Die Herstellung von Bordnetzen sei viel Handarbeit.

Das neue Werk in Agadir wird der Mitteilung zufolge auf die Herstellung solcher Bordnetze für Nutzfahrzeuge ausgerichtet sein. Das sei ein Wachstumsmarkt. Schon jetzt beliefere Leoni "eine wachsende Zahl von Lkw- und Motorenherstellern" unter anderem mit Kabelbäumen zum Beispiel für Offroad-, Landwirtschafts- und Baufahrzeuge.

Finanzkrise belastet die Leoni AG

Der fränkische Konzern mit seinen weltweit 95.000 Beschäftigten will laut Sprecher Schmidt "einen höheren zweistelligen Millionenbetrag" in Marokko investieren. Leoni war zuletzt wegen seiner Finanzkrise in die Schlagzeilen geraten: Vor Monaten platzte der Verkauf einer Sparte an einen Investor in Thailand. Den erhofften Erlös von 400 Millionen Euro musste das Unternehmen in den Wind schreiben.

In der Folge machte Leoni einen Kapitalschnitt, weswegen die Aktionäre einen Totalverlust ihrer Anteile erlitten. Der bisherige Großaktionär Stefan Pierer aus Österreich steigt im Zuge einer erneuten Kapitalerhöhung mit 150 Millionen Euro als alleiniger Inhaber ein.

 
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Kommentare
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  • H. B.
    Aha, in Marokko gibt es noch mehr Fachkräfte als in D 😂😂
    Zufällig arbeiten die auch noch für weniger Geld! Na, da verbrennt Leonie mal schnell ein paar hundert Millionen der Aktionäre durch den Kapitalschnitt, die dann mit Null Euro aus ihrem Aktieninvestment rausgehen, während sich der Großaktionär Pierrer den Laden für 150 Mio € als Schnäppchen unter den Nagel reißt. So funktioniert die Börse! Glückwunsch an die Kleinanleger!
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  • J. S.
    "Freilich ist die Nachricht ein Wermutstropfen für den Wirtschaftsstandort Deutschland."
    Nicht unbedingt, sondern eher zwei Fliegen mit einer Klatsche: Fachkräftemangel hierzulande und Bekämpfung von Fluchtursachen (Arbeitslosigkeit) in Nordafrika
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  • J. H.
    "Bekämpfung von Fluchtursachen (...) in Nordafrika": Das ist durchaus ein interessanter Aspekt. Hoffen wir, dass das im Fall Leoni so sein wird.

    Jürgen Haug-Peichl
    Regionalredaktion / Main-Post
    97084 Würzburg
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  • U. S.
    @syzlak

    Flucht? Eher Einwanderung denn die Anforderungen für Asyl dürften nicht gegeben sein. Im Endeffekt kommt es jedoch auf das gleiche raus: der Steuerzahler zahlt die Zeche.
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