Der fränkische Autozulieferer Leoni kommt nicht zur Ruhe: Am Freitag kündigte der börsennotierte Konzern schmerzhafte Einschnitte für seine Aktionärinnen und Aktionäre an. Details sind noch unklar. Leoni hat eine Niederlassung in Kitzingen.
Laut einer Mitteilung vom frühen Nachmittag arbeitet Leoni derzeit intensiv daran, aus einem kritischen Finanzloch zu kommen. Hintergrund ist der im Dezember überraschend geplatzte Verkauf der Kabelsparte an die Stark-Corporation in Thailand. Er hätte den finanziell angeschlagenen Nürnbergern rund 400 Millionen Euro einbringen sollen.
Leoni plant Kapitalschnitt
Nun fehlt dieses Geld, so dass Leoni jetzt auf das Wohlwollen seiner Banken und Teilhaber angewiesen ist. Angedacht ist der Mitteilung zufolge erst eine Kapitalminderung und dann eine Kapitalerhöhung, um an Mittel zu kommen. Es sei "noch zu früh" zu erklären, wie genau das vonstatten gehen soll, sagte Leoni-Sprecher Gregor Le Claire gegenüber dieser Redaktion.
Dass in dem Konzern mit seinen weltweit 100.000 Beschäftigten die Alarmglocken derzeit offenbar sehr laut schrillen, zeigen die am Freitag angekündigten Schritte. Es sei zu erwarten, dass es "ohne einen Kapitalschnitt der Aktionäre keine Lösung geben wird".
Alle Finanzgläubiger müssten "weitgehende Zugeständnisse machen", um "die langfristige Fortführung der Leoni AG zu ermöglichen", heißt es in der Mitteilung. Der Konzern steht nach eigenen Angaben auch mit seinen Konsortialbanken und Schuldscheingläubigern in Verhandlungen.
An der Börse verlor Leoni am Freitag deutlich an Vertrauen: Die Aktie stürzte von etwa 6 Euro am Morgen in Richtung 3 Euro am Nachmittag ab.
Leoni-Konzern hat riesigen Schuldenberg
Leoni hatte zuletzt Ende September einen Schuldenberg von 1,5 Milliarden Euro gemeldet. Um noch effektiver an der Reißleine zu ziehen, holte der Aufsichtsrat Anfang Januar den Sanierungsexperten Hans-Joachim Ziems in den Vorstand. Er hatte Leoni 2020 und 2021 schon einmal in einer schwierigen Situation aus der Patsche geholfen.
Was nun zur Rettung geschehen soll, werden nach den Worten von Sprecher Le Claire "total schmerzhafte Schritte" für die Aktionärinnen und Aktionäre sein. Welche Folgen das für die auf Bordnetze in Autos spezialisierte Leoni-Niederlassung in Kitzingen haben wird, "weiß man noch nicht".
Großaktionär von Leoni gibt positive Signale
Es seien wohl aber eher gute, fügte Le Claire hinzu. Denn es gebe positive Signale: So habe die österreichische Pierer-Gruppe als Großaktionärin erklärt, "unter bestimmten Bedingungen einen deutlichen Sanierungsbeitrag" leisten zu wollen, wie es in der Mitteilung weiter heißt.
Auf allen Seiten sei der Wille zu erkennen, dass Leoni finanziell wieder auf Beine kommt, sagte der Sprecher. "Wir brauchen jetzt aber eine schnelle Refinanzierung." Unruhe gab es in der Nürnberger Konzernzentrale zuletzt Ende Januar, als Vorstandsvorsitzender Aldo Kamper seinen freiwilligen Rücktritt auf Ende März ankündigte.
Zahlen und Fakten über Leoni in Kitzingen
Der Autozulieferer beschäftigt in Kitzingen etwa 900 Menschen und ist damit einer der großen Arbeitgeber in der Region. Der Standort hat firmenintern eine große Bedeutung, wurde dort doch erst im September ein Innovationszentrum mit Blick auf die Mobilität von morgen eröffnet.
Im Dezember erhielten die Kitzinger vom bayerischen Unternehmensverband Metall und Elektro (bayme) und vom Verband der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (vbm) den "Agil Award". Der Preis zeichnet Unternehmen aus, die Agilität erfolgreich umgesetzt haben.