An ihrem ersten Arbeitstag als Landrätin wirkte Tamara Bischof eher schüchtern. Das war im Jahr 2000, als die Juristin die Nachfolge von Siegfried Naser antrat. Von den Freien Wählern aufgestellt, siegte sie überraschend gegen den von der CSU nominierten Sulzfelder Bürgermeister Gerhard Schenkel. 2006, 2012 und 2020 wurde sie im Amt bestätigt. Am 20. Mai feiert sie ihren 60. Geburtstag. Was Wegbegleiter über sie sagen.
Der Amtsvorgänger: Siegfried Naser
Siegfried Naser kann sich noch genau erinnern, wie Tamara Bischof "als junge Staatsbeamtin ans Landratsamt kam". Ihm war klar: "Wer in Bayern die Staatsnote im juristischen Examen geschafft hat, ist ein exzellenter Jurist." Allerdings ist das alles ohne Praxistest nichts wert. Und der fiel positiv aus: "Unsere Zusammenarbeit war sehr gut. Sie hat sofort meinen Grundsatz mitgetragen: Regeln müssen sein, aber Auslegungsspielräume immer zugunsten der Bürger nutzen."
Dass man sich niemals über seinen Nachfolger äußert, will auch Naser so halten. Aber er lässt durchblicken, dass er das Landratsamt in guten Händen wähnt. Mehrfach habe er "als Landkreisbürger" Kontakt zu verschiedenen Abteilungen des Landratsamtes gehabt. Dabei durfte er feststellen, "dass offenkundig noch unserer Grundsatz gilt: schnell, unbürokratisch, bürgerfreundlich. Also, alles in bester Ordnung!" Sein Lob für das Geburtstagskind: "Ich bin weiterhin gerne ein zufriedener Kreisbürger, der dir alles Gute für dein nächstes Lebensjahrzehnt wünscht!"
Die gute Freundin: Leopa Mück
Im Sommer 2000 war Bischofs erster Landrats-Wahlkampf. Die junge, damals noch unbekannte Beamtin tourte durch den Landkreis. Leopa Mück, damals mit Bischof unterwegs und seither eine gute Freundin, erinnert sich: Zum Oldtimer-Schleppertreffen in Dornheim erschien Bischof in blauer Latzhose. "Die war ihr viel zu weit, also haben wir sie mit einem Tacker schnell enger gemacht."
Der Dornheimer Landwirt und Freie-Wähler-Parteifreund Walter Stierhof hatte für die Landratskandidatin einen speziellen Traktor parat: einen Hanomag, Baujahr 1954. "Man musste beim Schalten Zwischengas geben", erinnert sich Mück, "und Tamara sagte, sie sei so was noch nie gefahren." Trotzdem war sie spontan dabei, als es auf Rundfahrt durchs Dorf ging. Am Ende stieg Bischof lässig ab und meinte nur: "Na, was sagst du jetzt!"
Für Mück zeigt das, was die Landrätin heute noch auszeichnet. "Wenn sie von einer Idee überzeugt ist, lässt sie nicht locker, egal ob privat oder im Beruf. Sie versteht es, die Leute mitzunehmen, und man weiß bei ihr immer, woran man ist." Als "Energiebündel mit ansteckender Heiterkeit und Herzlichkeit" beschreibt Leopa Mück ihre Freundin, als "mitfühlend und kompromissbereit". Auf einen Nenner gebracht: "Sie ist ein Kumpel."
Die engste Mitarbeiterin: Andrea Burkard
So nah an ihr dran ist bei der Arbeit sonst niemand: Andrea Burkard arbeitet als Sekretärin im Vorzimmer der Landrätin. Seit 14 Jahren leitet sie die Schaltzentrale im Landratsamt, denn bei ihr laufen sämtliche Telefonate für Tamara Bischof ein. "Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt", sagt die 55-jährige Nordheimerin, die stets die richtigen Koordinaten für die Landrätin bereit- und der Chefin den Rücken freihält.
Burkard ist auch bei Beschwerden die erste Ansprechpartnerin. "Neulich kam Frau Bischof herein, als ich gerade mit einem Bürger telefoniert habe. Sie raunte mir zu: 'Sie sind ja sogar Seelsorgerin!'", erzählt Andrea Burkard. Die Zusammenarbeit mit ihrer Chefin bezeichnet sie als vertrauensvoll und von gegenseitigem Respekt gekennzeichnet. Sie funktioniere vielleicht auch deshalb so gut, weil die unterschiedlichen Charaktere sich gut ergänzen.
"Tamara Bischof ist immer zack, zack unterwegs, nie langsam. Ich bin der ruhende Pol, der zuhört und koordiniert." Durch die Nähe zur Kreis-Chefin bekomme man viel mit. "Verschwiegenheit ist da sehr wichtig. Mein Motto ist: Nichts verlässt das Büro. Ich glaube, die Landrätin weiß, dass sie sich darauf verlassen kann." Andrea Burkard mag das Zuarbeiten im Hintergrund und "die Vielseitigkeit, die diese Stelle mit sich bringt. Man weiß nie genau, was kommt."
Der Reisebegleiter: Elmar Henke
Dass man mit der Landrätin gut fahren und Absprachen treffen kann, erfuhr Elmar Henke, damals Bürgermeister in Sommerach, im April 2002. Tamara Bischof war seit 18 Monaten im Amt als eine Exkursion für Bürgermeister, Kreisräte und Begleitungen auf die italienische Insel Sizilien organisiert wurde. Henke erinnert sich besonders an zwei Übernachtungen auf einem Agriturismo-Bauernhof mit einfacher Ausstattung in der Nähe des Ätnas.
"Unsere Einzelzimmer lagen nebeneinander und die Duschen waren so installiert, dass immer nur eine Duschzelle mit Wasser versorgt wurde", erzählt Henke. Wie gut, dass die Wände so dünn waren: "Die Verständigung, wer wann Wasser bekommt, hat in kürzester Zeit funktioniert. Und das in normaler Lautstärke." Henke hat als damals junger Kommunalpolitiker mit der Landrätin gelernt: "Ein gegenseitiges respektvolles Geben und Nehmen gelingt nur bei ausreichend und guter Verständigung vor und während aller politischen Prozesse."
Die Tochter: Sabrina Bischof-Rehberger
Landrätin Tamara Bischof ist nicht nur Politikerin und Juristin, sondern auch Mutter und Oma. Ihre Tochter Sabrina Bischof-Rehberger ist Konrektorin an der Realschule in Gaibach – aktuell in Elternzeit. "Ich wurde mal von einem Schüler gefragt, ob ich Vorbilder habe. Keine Sekunde musste ich zögern: Mein Vorbild ist meine Mama. Sie ist eine starke, mutige, willensstarke, liebevolle und einfühlsame Frau, die als Politikerin, Juristin, Netzwerkerin und vor allem als Mutter jeden Tag mit Herzblut Lösungen parat hat und statt viel darüber zu reden, einfach handelt", sagt Bischof-Rehberger. "So managet sie nicht nur einen Landkreis und setzt sich für die Bürgerinnen und Bürger ein, sondern ist auch als Mutter und Oma für mich und ihren Enkel Max stets im Einsatz."
Die junge Mutter weiß aber auch: "Hinter einer starken Frau steht natürlich ihr starker Mann – mein Vater." Als Teamworkerin habe die Landrätin schon seit Jahrzehnten ihren Traumberuf zum Hobby gemacht. Außerdem sprudele die Mama weiterhin vor Ideen und entwickele Projekte und Herzensangelegenheiten weiter.
Dass es die Landrätin gerne bunt mag, weiß auch ihre Tochter. "Ja, sie liebt farbenfrohe Kleidung, hohe Schuhe und roten Lippenstift – ihre Markenzeichen eben." Was Bischof-Rehberger zur Feststellung bringt: "Beneidenswert was die Füße alles aushalten können!" Zum Schluss stellt sie noch die These auf, dass 60 das neue 30 sei, und wünscht: "Mama, alles Liebe zu Deinem Geburtstag."
Wird wohl auch damit zu tun haben, ob es den anderen Parteien bei der nächsten Kommunalwahl gelingt, "ernsthafte" Kandidaten aufzustellen.