Die Oberen Anlagen in Kitzingen sind ein Idyll. Eine dreieinhalb Hektar große Oase in der um sich greifenden Verkehrs- und Betonwüste. Der bewaldete Grüngürtel liegt knapp oberhalb der vielbefahrenen Westtangente und der Bahngleise, zu beiden Seiten eingekesselt von der immer näher rückenden Wohnbebauung. Nun aber hat das Idyll Risse bekommen. Von einem „sehr schlechten Pflegezustand“ spricht die Kitzinger Stadtverwaltung. Drastischer drückt es Uwe Hartmann aus, der städtische Umweltreferent, der kürzlich bei einer Begehung der Grünfläche dabei war: „Katastrophal.“
Die Geschichte der Oberen Anlagen beginnt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie wurden zu dieser Zeit als Parkanlage geführt, irgendwann sich selbst überlassen und um 1990 herum von der Stadtgärtnerei wieder regelmäßig gepflegt. Seit dem Jahr 2000 sind sie aber erneut in Vergessenheit geraten. Das merkt man ihnen deutlich an. Wer sie besuchen will, sollte sich besser vorsehen. Denn viele der Bäume sind alt und krank, drohen umzustürzen. Äste können abbrechen. So unwägbar ist die Lage, dass sich die Gärtner und Förster, die sich bei einem Ortstermin ein Bild der Lage machten, nicht selbst Hand anlegen wollen. „Es ist ihnen schlicht zu gefährlich“, sagt Umweltreferent Hartmann.
Der Waldkinderkarten liegt auch in dem betroffenen Gebiet
Von „dringendem Handlungsbedarf“ sprach Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) am Donnerstagabend in der Stadtratssitzung. Zumal die Oberen Anlagen noch immer von vielen Spaziergängern und auch vom hier ansässigen Waldkindergarten genutzt werden. Für die Stadt ergibt sich daraus laut OB ein klarer Auftrag: „Wir müssen in einem ersten Schritt die Verkehrssicherheit wiederherstellen.“
Dazu sollen die betroffenen Bäume markiert und möglichst rasch gefällt werden. Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt dafür strenge Fristen vor: nicht zwischen 1. März und 30. September. Güntner glaubt, dass Verkehrssicherheit in diesem Fall vor Naturschutz geht, und ist zuversichtlich, das Problem „bis zum Ende der Sommerferien“ in den Griff zu bekommen. Dies wäre innerhalb der nächsten drei Monate.
Bei den kranken Bäumen setzt der OB aufs Prinzip Hoffnung
Von Klaus Sanzenbacher (Grüne) kam der Vorschlag, das Gebiet bis dahin abzusperren. Aber das ist nach Worten des OB „schwer umsetzbar. Man kommt da aus allen Himmelsrichtungen rein.“ Güntner bemüht deshalb „ein bisschen das Prinzip Hoffnung, dass die nächsten drei Monate nichts passiert“. Im Stadtrat tauchte die Frage auf, was aus den vielen gefällten Bäumen werden soll. Könne nicht die Stadt das Holz verwerten, fragte CSU-Fraktionschef Andreas Moser, etwa beim Bau des Hauses für Jugend und Familie.
Da regte sich Unruhe im Saal, die der OB mit dem Satz auflöste: „Wir könnten es verwenden, wenn eine Hackschnitzelheizung eingebaut würde. Zu mehr ist das Holz nicht zu gebrauchen.“ Im vorigen Jahr beseitigten Arbeiter der Stadtgärtnerei etliche von der Rußrindenkrankheit befallene Ahornbäume im Umfeld des Waldkindergartens.
Einige der kranken Bäume sollen nach der Fällung als Totholz in dem Wäldchen liegen bleiben. Sie sind wichtiger Lebensraum für Insekten oder auch Fledermäuse. Die gesunden Bäume werden den Plänen der Stadt zufolge mithilfe eines Baumkatasters erfasst und umfangreich kontrolliert. Auf dieser Grundlage sollen dann die Pflegearbeiten definiert werden, die künftig an den Bäumen zu leisten ist.
Rund 125 000 Euro wird die Stadt der ganze Aufwand kosten, aber sie kommt daran nicht vorbei, wenn sie die Anlagen als Park reaktivieren will. Dazu soll auch das weit verzweigte Wegenetz reduziert werden, wie Lars Goldbach (AfD) im Stadtrat anregte. Das sei auch ein Schritt hin zu mehr Natur. „Damit“, sagte der OB, „werden wir uns auseinandersetzen, sobald die Verkehrssicherheit wiederhergestellt ist.“
Die Bilder halte ich für nicht repräsentativ: Der Verkehr auf der Westtangente stellt sich i.d.R. so nicht dar (wahrscheinlich war eine Baustellenampel für die Kolonne verantwortlich). Kitzingen als Verkehrs und Betonwüste zu bezeichnen halte ich doch für massiv übertrieben.
Ein Umweltreferent der den Zustand des Wäldchens als "Katastrophal" bezeichnet, war wohl schon länger nicht mehr in der "Kitzinger Oase" bzw. Park - über Nacht ist es wohl nicht so weit gekommen.
Näher an die Natur kann so ein wertvolles Stück Wald nicht kommen als es jetzt ist. Das ist die Natur - nicht die geplante Kartierung und Pflege von Bäumen durch sogenannte Spezialisten.
Ohne eine aktive Bewirtschaftung des Waldstückchens (die Wildnis als Park zu bezeichnen halte ich für massiv übertrieben) - was eine Pflege und Erhaltungsmaßnahmen beinhaltet - werden maximal Hackschnitzel zu gewinnen sein.
Geht's noch? Ich kann und darf das doch auch nicht und bekomme einen auf den Deckel, wenn ich das mach. Warum darf das dann die Stadt? Ich denke, die Gesetze und Vorschriften sind für alle gleich?
Nur weil die Stadt & andere Behörden jahrelang geschlafen haben, berechtigt doch noch lange nicht dazu, nun so plötzlich und überhastet dort einzugreifen und sich wie gesagt aus Sorge um den Bürger gegen den Naturschutz zu verstoßen.
Der Stadtrat & Oberbürgermeister sollten es in Zukunft unterlassen den Bürgern Vorschriften zu machen, an die man sich selbst nicht hält.