zurück
Kitzingen
Kommentar Contra Livestream: Kein Gewinn für die Bürger
Nicht das Medium ist entscheidend dafür, ob sich die Bürger für Kommunalpolitik interessieren, sondern der Inhalt. Ein Kommentar gegen Liveübertragungen aus Stadträten.
Ist ein kommunalpolitisches Thema spannend genug, kommen die Bürger in Scharen: Dafür war das Wahlforum der Main-Post zur Kitzinger Oberbürgermeister-Wahl im Januar 2020 ein Beispiel.
Foto: Hans Will | Ist ein kommunalpolitisches Thema spannend genug, kommen die Bürger in Scharen: Dafür war das Wahlforum der Main-Post zur Kitzinger Oberbürgermeister-Wahl im Januar 2020 ein Beispiel.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 14.02.2024 08:09 Uhr

Wer glaubt, die Bürger besser mit Politik erreichen zu können, wenn er politische Diskussionen im Internet live überträgt, der irrt. Nicht das Medium ist für das Interesse entscheidend, sondern der Inhalt. 

Richtig: Stadtratsdebatten können spannend sein, aber das ist vorher nicht immer absehbar. Oft genug sind sie langatmig und zäh. Sternstunden der kommunalpolitischen Debatte sind selten. Außerdem strotzen die Tagesordnungen vor langweiligen Formalien, die zwar offiziell einer Behandlung im Stadtrat bedürfen, für den Normalbürger aber uninteressant sind. Das lohnt nicht, sich einen ganzen Abend vor den Monitor zu setzen. 

Zwar gibt es kommunalpolitische Entscheidungen, die die Bürger intensiv betreffen. Doch dafür haben sie ja dann die Möglichkeit, an einer öffentlichen Sitzung teilzunehmen. Wem das Thema wichtig genug ist, der findet den Weg ins Rathaus. 

Auch ob durch Livestreams die Qualität der Diskussionen steigt, darf bezweifelt werden. Der Trend würde dahin gehen: Es ist schon alles gesagt, aber nicht von jedem. Folglich könnten Schaufenster-Reden die Sitzungen in die Länge ziehen. Die Effizienz, besonders in großen Gremien, bliebe auf der Strecke.

Schließlich müssen Video- und Tonübertragungen die Persönlichkeitsrechte der Räte berücksichtigen. Wer nicht will, darf in der Übertragung nicht gezeigt werden. Was in der Theorie durch Schwarzbild-Einblendungen möglich erscheint, wäre in der Praxis verheerend: Sitzungen, in denen wichtige Bestandteile der Debatte unter den Tisch fallen. Politiker, die für die Öffentlichkeit faktisch nicht zu Wort kommen. Zuschauer, die vertröstet werden.

Die Alternative: Wenn nicht vor Ort dabei, dann professionell aufbereitete Zusammenfassungen lesen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Andreas Brachs
Bürger
Debatten
Diskussionen
Kommunalpolitik
Stadträte und Gemeinderäte
Tagesordnungen
Öffentlichkeit
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • walter.stark@t-online.de
    Wer in der Politik und sei es "nur" in der Gemeindepolitik, der muss sich auch der Öffentlichkeit im Bild stellen. Hier wieder den Datenschutz oder das Recht am eigenen Bild in die Diskussion zu werfen, finde ich unangebracht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten