Die Intensivstation ist so gut wie voll. Planbare Operationen werden bereits verschoben. Die Klinik Kitzinger Land rüstet sich für den schlimmsten Fall: Er tritt ein, wenn mehr als zehn Intensivpatienten gleichzeitig versorgt werden müssen.
Dabei fehlt es dem Haus weder an Raum, noch an Betten noch an Apparaten. Das Kreiskrankenhaus im Landkreis Kitzingen verfügt auf dem Papier über zwölf Intensivbetten. Doch das Pflegepersonal ist Mangelware. Zurzeit sind die Beschäftigten der Klinik von Krankheitsausfällen betroffen, und das schlägt auf die Betreuung der Patienten durch, erklärt Vorstand Thilo Penzhorn im Gespräch mit der Redaktion.
So darf jeder Pfleger und jede Pflegerin tagsüber höchstens zwei Intensivpatienten versorgen, nachts drei. Zwei verfügbare Betten bleiben deshalb ungenutzt, erklären Chefarzt Dr. Stephan Rapp und Oberarzt Dr. Daniel Holzheid, beide Fachärzte für Intensiv- und Notfallmedizin. "Um die hohe Qualität in der Versorgung von schwer erkrankten Patienten zu halten, ist nicht mehr möglich", sagt Holzheid. Gerade bei den Corona-Fällen entstehe ein enormer Aufwand. Die Betroffenen seien isoliert, müssten beatmet werden; die Pflegekräfte müssen sich bei jedem Zimmerwechsel umziehen. Das alles ist anstrengend und kostet Zeit.
Chefarzt: Pflegekräfte sind motiviert und engagiert
Trotz dieses "Verbrauchs an Kräften", wie Rapp es bezeichnet, ist der Chefarzt voll des Lobes über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie seien selbst jetzt in der vierten Corona-Welle noch überaus motiviert und engagiert – Aussagen, die man so längst nicht aus allen Krankenhäusern hört. Und: Das Personal sei zu über 90 Prozent gegen Corona geimpft, sagt Rapp: "Bei uns ist absolute Sicherheit für die Patienten gegeben."
Von den zehn Intensivbetten sind derzeit neun belegt, davon drei mit Corona-Patienten, die beatmet werden müssen und in der Regel bei schweren Verläufen über Wochen das Bett belegen. Aber die Intensivstation ist nicht nur für Corona-Fälle zuständig. In letzter Zeit, so berichten die Ärzte, habe die Klinik einige Patienten mit Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Blutvergiftung aufnehmen müssen. Dafür ist das Haus auch ausgelegt.
Doch längst geht es nicht nur um Kranke aus dem Landkreis Kitzingen. Die Klinik hatte auch schon einen Covid-Fall aus dem überlasteten südlichen Bayern übernommen. Zurzeit sei das noch handhabbar, aber was die Mediziner umtreibt: "Wir wissen nicht, was die nächsten Tage, die nächsten Wochen bringen", erklärt Rapp. "Aber wir ahnen es."
Demnach vollziehen die Krankenhäuser die Entwicklung der Fallzahlen mit etwa 14 Tagen Verzögerung nach: Etwa ein halbes Prozent der heute neu an Corona Erkrankten werde in zwei Wochen auf einer Intensivstation liegen, sagen die Ärzte. So lautet die Formel, die die Pandemie vorgibt.
Impfungen haben große Wirkung
Heutige Prognosen sagen den Scheitel der Welle vor Weihnachten voraus – immer vorausgesetzt, die Politik handelt und die Bevölkerung verhält sich entsprechend. Bis Jahresende rechnen die Ärzte also mit einem weiteren Anstieg der Fallzahlen insgesamt und damit der Patienten, die ins Krankenhaus müssen. Holzheid: "Die Entwicklung der Fallzahlen kommt in Bereiche, die wir so noch nicht erlebt haben. Wir sind erst am Anfang."
Kleiner Trost: Vor einem Jahr, als es noch keine Impfungen gab, waren es im Verhältnis doppelt so viele Intensivpatienten wie heute. Die Impfungen haben also durchaus große Wirkung. Aber noch immer machen nicht genug mit.
Doch was soll die Klinik tun, wenn demnächst der elfte und zwölfte Intensivpatient eingeliefert werden? Den Katastrophenfall erklären? Ausnahmereglungen treffen? Und wer bezahlt das? Hier wartet das Haus auf Vorgaben der Politik und der Krankenkassen, sagt Penzhorn. Die hätten die Antworten auf solche Fragen noch nicht gegeben – obwohl für die Ausarbeitung dieser Szenarien Zeit gewesen wäre. So bleibt den Klinikverantwortlichen die unisono geäußerte Einsicht: "Wir laufen der Entwicklung hinterher."
Unter den Covid-Patienten, die zuletzt die Klinik beschäftigten, waren zwischen zwei Dritteln und drei Vierteln ungeimpft. Bayernweit liegt der Inzidenzwert bei den Ungeimpften etwa zehn Mal höher als bei Geimpften; das geht aus der Statistik des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hervor, das die neuesten Zahlen wöchentlich veröffentlicht.
Vor allem ältere Geimpfte auf Intensivstation
In der Kitzinger Klinik seien die geimpften Corona-Patienten auf der Intensivstation über 85 Jahre alt gewesen oder hätten bereits an schweren Vorerkrankungen gelitten, sagen die Mediziner. In diesem Zusammenhang erklären sie, dass die Anfang des Jahres geimpften, alten und vorerkrankten Patienten, auch diejenigen seien, bei denen der Impfschutz inzwischen nachlasse. Die eindeutige Empfehlung: eine dritte Impfung, auch Booster-Impfung genannt. Sie würde den Impfschutz auffrischen und damit wieder vor schweren Krankheitsverläufen schützen.
Genau aus diesem Grund hat die Klinik es inzwischen übernommen, besondere Bevölkerungsgruppen mit der Drittimpfung zu versorgen: Polizistinnen und Polizisten, Feuerwehrleute, THW-Mitarbeiter, Erzieherinnen und Erzieher von Kitas und Schulen können im Krankenhaus die Booster-Impfung erhalten.
anscheinend darf Herr Pfeiffe nicht mehr ans Mikrofon, wenns jetzt eng wird